Region Wiesloch

So gehen die Karneval-Gesellschaften mit der Absage um

Fastnachtskampagne 2020/2021 wurde abgesagt - Videobotschaften und Orden - "Ohne Fastnacht wär’s fatal, drum grüße ich euch jetzt digital"

24.01.2021 UPDATE: 25.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Ein Orden in Form des Corona-Virus gibt es für die „Nicht-Corona-Kampagne“ bei den Astoria-Störchen.

Von Agnieszka Dorn

Malsch/Walldorf/Wiesloch. Ein paar Böllerschüsse mussten es schon sein, als die Karnevalsgesellschaft (KG) Blau-Rot Malsch am 11. November 2020 die neue Fastnachtskampagne vor ihrer "Narrhalla" eröffnete. Allerdings ganz anders, als gewohnt: Ohne Schunkelrunde, ohne Prinzenpaar, ohne Elferrat. Das ließ die Pandemie-Situation einfach nicht zu. Stattdessen hat die Karnevalsgesellschaft die Kampagne ins Internet verlegt.

Und feiert digital: "Die Fastnacht die fällt aus - von wege’, mir mache’ jetzt das Beste draus. Denn ohne Fastnacht wär’s fatal, drum grüße ich euch jetzt digital", richtet Sitzungspräsident Alexander Erhard die Worte in einer kleinen Videobotschaft in einer kurzen Bütt an das närrische Volk. Und weiter: "Spuckt uns Corona in die Supp’ dann grüß’ ich euch in eurer Stubb’ mir könne auch daheim närrisch sein – am beste mit einem Gläschen Wein".

In Malsch hat die Karnevalsgesellschaft Blau-Rot als Ersatz für die ausgefallene Kampagnen-Eröffnung ein Video mit Sitzungspräsident Alexander Erhard erstellt. Foto: A. Dorn

"Die Fastnachtskampagne 2020/21 wurde aufgrund der Pandemie abgesagt", sagt Konrad Becker, Präsident der Mälscher Karnevalsgesellschaft, aber so ganz ohne einen Hauch der närrischen Zeit wollten die Karnevalsvereine aus Malsch, Walldorf und Wiesloch die fünfte Jahreszeit nicht vergehen lassen. Jeder Verein zog das Beste aus der Situation und kam in den letzten Wochen auf verschiedenen Ideen. Die Mälscher Narren gestalteten ein rund drei Minuten langes Video, das wie eingangs beschrieben Sitzungspräsidenten Alexander Erhard mit einer kurzen Bütt zeigt und auch das Mälscher Prinzenpaar Nadine I. und Julian I. richten mit Alltagsmaske und "Helau und frischer Brise" einige Worte an die Narren. Denn die Fastnacht gehe jetzt los – allerdings ganz kurios.

"Wir mussten irgendetwas machen", sagt Präsident Konrad Becker. Den Narren blutet schier das Herz die Kampagne nicht durchführen zu können – allerdings finden alle es verständlich aufgrund der Pandemie-Situation. Die Mälscher entschieden sich also für eine Videobotschaft und teilten sie in den sozialen Medien. Man habe trotz der abgesagten Kampagne – die erste Prunksitzung wäre Ende Januar über die Bühne gegangen – ein Kampagnenheft gestaltet, berichtet Konrad Becker. Darin sind unter anderem Fotos von Prunksitzungen der vergangenen Jahre enthalten. In Planung ist zudem ein kleiner Film über die Höhepunkte der Prunksitzungen der vergangenen Jahre.

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Michael Hornig, Präsident der Walldorfer Karnevalsgesellschaft Astoria-Störche, ist wie seine Kollegen betrübt, dass die Fastnacht 2021 ausfallen muss. Foto: Agnieszka Dorn

Auch die Walldorfer Karnevalsgesellschaft (KG) Astoria-Störche war nicht untätig: Gestaltet wurde mit einem Hauch von Ironie ein Orden der "Nicht-Corona-Kampagne". Der Orden hat die Form eines Virus und ist ohne Jahreszahl, abgebildet ist zudem das Logo der Karnevalsgesellschaft. "Wir haben 150 Orden anfertigen lassen", sagt Präsident Michael Hornig. Verteilt wurden sie innerhalb der Gesellschaft. Diese Kampagne werde in die Geschichte eingehen, meint Hornig. Eigentlich hatten die Störche unter Corona-Hygienemaßnahmen eine kleine symbolische Schlüsselübergabe am Rathaus mit Bürgermeisterin Christiane Staab geplant, doch aufgrund des Lockdowns konnte man sie letztendlich nicht durchführen. Auch die Inthronisation der neuen Prinzessin und der Eröffnungsball fanden natürlich nicht statt.

Auf Eis liegt derzeit auch das Training der Garden aufgrund der Kontaktbeschränkungen und den geschlossenen Hallen. Einige Gruppen bekommen via Messanger-Dienst Aufgaben, damit nicht alles komplett zum Stillstand kommt. "Ein Ersatz für das normale Training ist das natürlich nicht", so Hornig. Die Walldorfer Narren hoffen nun, dass sich die Pandemie im Laufe des Jahres abschwächt, denn im kommenden Jahr feiern die Störche ihr 66-jähriges Bestehen.

Stefan Wolter, Präsident der Wieslocher Karnevalsgesellschaft durfte als für die Kampagnen-Eröffnung in der Rotenberger Schlossbergschule Bonbons werfen. Foto: A. Dorn

Diese Hoffnung hat auch die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Wiesloch. Die fünfte Jahreszeit läutete Präsident Stefan Wolter mit einem dreifach donnernden "Helau" und Bonbons symbolisch in der Schlossbergschule Rotenberg ein, denn dort macht eine Trainerin der KG nämlich gerade ein Praktikum. Die Schule ist Kooperationspartner der KG. Einen Hauch von Ironie – wie es für Fastnachter üblich ist – konnten sich auch die Wieslocher Narren nicht verkneifen und gestalteten mit einem Augenzwinkern eine Alltagsmaske mit dem Schriftzug "Karneval und Maske, das hat Tradition". Die Wieslocher Narren sind gerade in Planung wie sich Online-Trainings gestalten lassen, einfach und ein Ersatz für das normaler Training werde es aber nicht.

Die Garden und die Showtanz-Gruppen leben von gemeinsamer Interaktion und Abstimmung. "Der gesamte Karneval lebt vom gemeinsamen Miteinander, vom Schunkeln, Singen und Feiern", sagt Stefan Wolter. Das es in der derzeitigen Situation nicht möglich sei, stehe außer Frage. Die erste Prunksitzung hätte Ende Januar im Palatin stattfinden sollen. Deshalb hoffen die Wieslocher Narren nun, dass man im Sommer, wenn sich die Pandemie-Situation entspannen sollte, einstudierte Showtänze bei verschiedenen Veranstaltungen zeigen kann.

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