Dossenheim

E-Auto musste nach Brand in Quarantäne

Rauchender Renault stellte Feuerwehr vor Herausforderung - Sicherung nur schwer zu finden - Gestank "wie beim Feuerwerk"

23.11.2020 UPDATE: 24.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Die Feuerwehrleute zogen den Renault Twizy auf die Straße und gingen auf die Suche nach der entscheidenden Sicherung. Foto: J. Müller

Von Christoph Moll

Dossenheim. Stephan Kamer ist begeistert von seinen drei kleinen Elektro-Autos, die er bei seiner Steuerberatungsgesellschaft HWBS in Heidelberg einsetzt. "Wir wollen kurze Strecken mit großen Autos vermeiden", erklärt der Dossenheimer. "Und etwas für den Klimaschutz tun." Mit einem erst vier Monate alten und 3000 Kilometer gefahrenen Renault Twizy pendelt der 52-Jährige zwischen Dossenheim und Heidelberg. "Man hört es ab und zu, aber ich hätte nicht gedacht, dass dieser brennen könnte", sagt er. Doch genau dies ist nun geschehen – und hat die Feuerwehr vor eine Herausforderung gestellt.

"Ich dachte immer, dass es – wenn überhaupt – beim Laden passiert", berichtet Kamer. Doch als es am Samstag gegen 22 Uhr in seinem Haus in der Friedrichstraße "wie an Silvester beim Feuerwerk" roch, war der Stecker bereits vier Stunden gezogen. "Ich dachte, da hat jemand Böller hochgejagt", erinnert sich Kamer. Tatsächlich kam der Gestank von seinem E-Auto, das in der Einfahrt neben dem Haus stand. Er rief die Feuerwehr.

Hintergrund

> Die Brandgefahr bei einem Elektroauto ist nach Erkenntnissen des "Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs" (ADAC) nicht größer als bei einem Wagen mit Verbrennungsmotor. "Wir haben keine Hinweise, dass diese eher zum Brennen neigen", betont Dennis Blischke,

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> Die Brandgefahr bei einem Elektroauto ist nach Erkenntnissen des "Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs" (ADAC) nicht größer als bei einem Wagen mit Verbrennungsmotor. "Wir haben keine Hinweise, dass diese eher zum Brennen neigen", betont Dennis Blischke, stellvertretender Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Nordbaden in Karlsruhe auf RNZ-Anfrage. Ein ladendes Fahrzeug sei genauso sicher und unsicher wie ein geparkter "Verbrenner". Ein brennendes E-Auto errege in der Öffentlichkeit nur mehr Aufmerksamkeit. Dadurch entstünde der Eindruck, dass die Brandgefahr größer sei. "In den wenigsten Fällen geht der Brand von der Batterie aus, sondern eher von Leitungen und Schmierstoffen", so Plischke. "Und das kann genauso beim Verbrennungsmotor geschehen. Es bestehe aber Gefahr für Leitungsbrände im Haus beim Laden an normalen Steckdosen. Das Abschleppen von E-Autos sei für die meisten Dienste kein Problem. Es komme jedoch darauf an, ob das Abschleppunternehmen geschultes Personal dafür habe. cm

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Für diese war es der erste Brand eines E-Autos, wie Kommandant Stefan Wieder berichtet – zumindest in der Praxis. In der Theorie hatten sich die Brandschützer schon öfter damit befasst. Als sie eintrafen, stellten sie einen Schmorbrand mit Rauch und "extremem Brandgeruch" fest. Am meisten Sorge bereitete zunächst, dass der Wagen zwischen zwei Häusern stand. "Das wäre bei offenem Feuer maximal schlecht gewesen", so Wieder. Da der Wagen eine Diebstahlsicherung hat, ließ er sich aber nicht wegrollen. So stellten die Feuerwehrleute die Hinterräder auf zwei Schaufeln und zogen ihn auf die Straße. Doch wie weiter?

Die Feuerwehr forderte bei der Rettungsleitstelle ein sogenanntes Rettungsdatenblatt für den Wagen an. Aus einem solchen geht hervor, wie der Akku vom Wagen zu trennen ist. Das Problem: Diese Information gab es für den Fahrzeugtyp nicht, da bei diesem die Spannung vergleichsweise gering ist. Also musste erst die entscheidende Sicherung unter den Pedalen gefunden werden. "Unsere Befürchtung war, dass kein Abschleppdienst den Wagen mitnimmt", so Wieder. Denn Brandgefahr bestehe weiter.

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Konrad Hauck vom gleichnamigen Abschleppdienst in Heidelberg kennt sich mit E-Autos aus. "Für uns war das kein Problem", sagt er. "Das Auto ist vor allem gefährlich, wenn es an der Steckdose hängt." Man richte sich derzeit verstärkt auf E-Autos aus, so Hauck. Manche Fahrzeuge mit sogenannter Hochvoltanlage müssten im Brandfall "unter Wasser gesetzt", also gekühlt, werden. Dies sei beim Renault jedoch nicht der Fall gewesen. Dieser wurde mit Abstand zu anderen Wagen in "Quarantäne" gestellt – so hieß das übrigens schon vor Corona.

Stephan Kamer ist derweil begeistert von der Arbeit der Feuerwehr. "Sie war ruckzuck da und hatte alles im Griff", lobt er. Der Dossenheimer hofft nun, dass nur ein neuer Akku nötig ist, der ohnehin gemietet ist. Kamer will weiter E-Auto fahren. "Das schreckt mich nicht ab", sagt er. "Es hat ja nicht wirklich gebrannt."

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