Atelierhaus im Trafowerk

Vorwürfe gegen Mannheimer Nationaltheater ebben nicht ab

"Es ging um die Zerschlagung des Atelierhauses" - Felina-Areal in der Neckarstadt könnte für einige Künstler neue Bleibe werden

02.11.2020 UPDATE: 03.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden
Die meisten Künstler haben das Atelierhaus im Trafowerk bereits verlassen. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Am 31. Oktober war der Stichtag, da endete offiziell der Mietvertrag für die Künstler des Atelierhauses im Trafowerk in der Boveristraße. Einige sind bereits ausgezogen, die bildenden Künstler können noch bis Ende Dezember in den Räumlichkeiten bleiben. Einer von ihnen ist Manfred Binzer. Er hat mittlerweile in der Güterhallenstraße neue Räumlichkeiten gefunden, wie der in einem Gespräch mit der RNZ erzählt. Über die Umstände ist er noch genauso aufgebracht wie im Juli, als die Kündigung der Künstler bekannt wurde. Denn der Nachmieter könnte niemand anders sein als das Nationaltheater (NTM), dass die Räumlichkeiten während der Generalsanierung als Ausweichstätte für die Opernsparte im Visier hat.

Dass diesbezüglich Verhandlungen zwischen dem Nationaltheater und dem Eigentümer, der Spedition Kübler, laufen, bestätigten Kulturbürgermeister Michael Grötsch und NTM-Intendant Marc Stefan Sickel bereits bei einer Sitzung des Kulturausschusses vor den Sommerferien. Entschieden sei allerdings nichts, betonten sie damals und verwiesen darauf, dass die Künstler das Haus aufgrund von dringend nötigen Brandschutzarbeiten sowieso verlassen müssten.

"Die Kündigung wegen Brandschutz diente doch eher einem höheren Zweck", hält Binzer dagegen. "Es ging um die Zerschlagung des Atelierhauses. Der Eigentümer hat mir in einem Gespräch gesagt, dass das Haus ausschließlich nach den Bedürfnissen des Nationaltheaters umgebaut wird." Auf Nachfrage geben sich Stadtverwaltung und Nationaltheater zugeknöpft: "Eine Entscheidung zu dieser möglichen Interimsspielstätte für die Opernsparte wurde noch nicht getroffen." Auf etwaige Umbauarbeiten geht man nicht ein.

Manfred Binzer ist enttäuscht vom Gebaren des Nationaltheaters, das keine Skrupel habe, freischaffende Künstler aus ihrem Refugium zu verdrängen. "Die Intendanz des NTM nimmt sich als Hauptverursacher des Dramas komplett aus der Pflicht." Von der Stadtspitze fühlt er sich im Stich gelassen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das Kulturamt für ein paar Künstler in der Neckarstadt neues Quartier gefunden hat. "Aktuell laufen Vertragsverhandlungen mit dem Eigentümer dieses Objekts", berichtet eine Stadtsprecherin. Laut Binzer handelt es sich dabei um das Felina-Areal, wo drei Maler und eventuell ein Musiker neue Atelierräume bekommen könnten.

Auch interessant
NTM-Sanierung: Kulturschaffende sollen für Nationaltheater ihre Räumlichkeiten in Käfertal verlassen
Mannheim: Rocktheater verlässt das Atelierhaus und die Stadt
Nationaltheater Mannheim: Viele offene Fragen bei den Ersatzspielstätten
Mannheim: Das Nationaltheater und die gekündigten Künstler im Trafowerk

"Wenn an bedenkt, wie viele Künstler im Atelierhaus gearbeitet haben, ist das schon dürftig." Binzer hätte sich auch andere Unterstützung gewünscht, beispielsweise Hilfe beim Umzug. "Wir haben sogar Verständnis für die bessere kommerzielle Nutzungsmöglichkeit durch den Vermieter. Es wurde aber leider versäumt, die Menschen im Haus rechtzeitig mit ins Boot zu nehmen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.