"Pferdeschänder" in der Region

Das sollten Pferde- und Hofbesitzer jetzt beachten (plus Podcast, Download)

Polizei gibt Tipps nach Pferdeschändungen - Ermittlungsgruppe eingerichtet

03.08.2020 UPDATE: 14.08.2020 11:41 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Rhein-Neckar. (pol/mare) Ein Pferdeschänder hält seit Anfang Juni Tierhalter, Reiterhofbesitzer und die Polizei in Atem. Nach mehreren Vorfällen im Heidelberger Pfaffengrund, in Plankstadt, auf dem Dilsberg und zuletzt in Muckensturm hat die Polizei nun die Ermittlungsgruppe "Koppel" gegründet. Diese sucht nach Zeugen und gibt Tipps, damit Pferde- und Hofbesitzer ihre Tiere vor dem Täter schützen können. Diese Tipps gibt es als Download rechts.

Der Täter geht weitgehend nach einem Muster vor: Mit Schneidwerkzeugen - wohl einem Messer - fügt er den Tieren Schnitte im Schulter- und Genitalbereich zu. Der "Pferderipper" solle wohl psychisch oder sexuell gestört sein, nun schreibt die Polizei im Zeugenaufruf von einer "unbekleideten" Person auf Feldgebieten und bei Pferdekuppeln, auf die Hinweise erbeten werden.

Die Fahndung nach dem Pferderipper werde nun deutlich forciert und erweitert. Spuren der bisherigen Taten werden aktuell forensisch aufgearbeitet und ausgewertet. Zudem steht die Polizei in engem Kontakt mit Pferdebesitzern der Region und gibt Tipps, wie die Pferde vor allem in der Nacht sicher vor dem "Pferderipper" sind.

Dazu zählen:

> Regelmäßige Kontrollgänge zur Überprüfung der Weidezäune und um fremde Personen abzuschrecken

Auch interessant
Heddesheim: Polizeihubschrauber sucht verdächtige Person
Unklares Obduktionsergebnis: Wurde Pferd im Pfaffengrund wirklich misshandelt? (Update)
Heddesheim/Neckargemünd: Schon wieder drei Pferde durch Schnitte verletzt
Zum Download
Checkliste-für-Pferdebesitzer-und-Reiterhöfe

> Futterstellen nicht in der Nähe des Zaunes einrichten

> Pferden die Halfter ausziehen

> Überwachungsmaßnahmen organisieren: Nachbarschaft sensibilisieren, andere Personen mit einbeziehen, etwa Spaziergänger oder Förster, häufige Präsenz zeigen auch zu Nachtzeiten

> Sicherung von Fenstern und Eingangstüren vornehmen

> Installation von Kameras und Hinweisschilder "Achtung Videoüberwachung"

> Ausleuchtung durch Scheinwerfer oder Bewegungsmelder

> Einen doppelten Zaun errichten

> Wachhund oder etwa Gänse oder Ziegen als zusätzliche "Alarmmelder"

Info: Bitte rufen sie die Polizei bei jedem auch noch so harmlos scheinenden Vorgang. Hinweise nimmt die Polizei unter der Notrufnummer 110 oder der Nummer des Polizeireviers Ladenburg, 06203/9305-0, entgegen.

Update: Freitag, 14. August 2020, 11.26 Uhr


Von Wolf H. Goldschmitt

Heddesheim/Heidelberg. Die Polizei hat in der Nacht zum Montag im Raum Heddesheim nach einem Mann gefahndet. Auch eine Hubschrauberbesatzung beteiligte sich an der Suche. Den Angaben zufolge waren die Beamten einem mutmaßlichen Pferdequäler auf der Spur. Unterdessen wächst die Sorge bei Pferdebesitzern und in den Reitvereinen der Region.

Fünf Pferde sind in den vergangenen zwei Wochen gequält und schwer verletzt worden. Ein Tier musste eingeschläfert werden. Auf dem Dilsberg wurde ein Pferd durch ein Messer an der Schulter übel zugerichtet. Zwei Stuten erlitten auf einem Reiterhof nahe Muckensturm bei Heddesheim Blessuren im Genitalbereich. "Pferderipper" nennt die Polizei jene Täter, die Pferde verstümmeln. Die Ermittler gehen in der Regel von psychisch oder sexuell gestörten Verbrechern aus. Julia Wolf von der gleichnamigen Reitanlage in Eppelheim versteht die Sorge der Kollegen gut. "Aber wir haben keine Tiere bei Nacht auf der Koppel stehen. Bei uns werden zum Glück alle 60 Tiere abends immer in den Stall gebracht", sagte sie auf Anfrage.

Auch beim Reiterverein Mannheim am Gartenschauweg müssen die Pferde bei Nacht in die Ställe. Reiterpräsident Peter Hofmann hat Verständnis für die kleineren Reitanlagen, die ihre Tiere auf der Koppel lassen: "Für Pferde, die nicht jeden Tag geritten werden, oder Stuten mit ihrem Fohlen ist die Freiheit auf der Koppel natürlich etwas Schönes", sagte der Pferdefachmann.

Allerdings: Angesichts der Gefahren, die momentan von einem "perversen Tierquäler" ausgehen, sollte man seine Vierbeiner besser nicht draußen lassen: "Auch wenn der Aufwand für die Anlagen mit weniger Personal größer sind als in normalen Zeiten, sollten die Tiere zu ihrer Sicherheit lieber in die Ställe gebracht werden", riet Hofmann.

Die Furcht vor einem Pferdehasser geht auch auf dem Reiterhof "Villa Courage" in Hockenheim um. Jetzt schaue man genauer hin, wer auf und um die Anlage herum unterwegs sei, sagte Reiterin Tanja Lautenschläger. Die zwölf Pferde seien auf dem Privatgelände inmitten des Industriegebiets allerdings so sicher wie es eben geht. Außerdem wohne die Besitzerin des Hofs, Heike Muth, in unmittelbarer Nähe und habe ein wachsames Auge auf ihre Anlage.

Wachsam waren auch die Zeugen in Heddesheim gewesen, welche die Polizei alarmiert hatten. Ihnen war ein Verdächtiger aufgefallen, der auf den Feldern rund um die ehemalige Tabakgemeinde unterwegs gewesen war. Doch die aufwändige, sofort eingeleitete Suche blieb ergebnislos. "Wir haben keine neuen Erkenntnisse", so ein Polizeisprecher am Montagnachmittag auf RNZ-Anfrage.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.