Nullnummer gegen Münster

Ausgeträumt (plus Fotogalerie)

Durch das 0:0 gegen Münster ist der SV Waldhof so gut wie raus aus dem Aufstiegsrennen.

27.06.2020 UPDATE: 28.06.2020 20:00 Uhr 3 Minuten, 37 Sekunden
Enttäuschung pur: Waldhofs Mittelfeld-Abräumer Marco Schuster unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Foto: Imago

Von Daniel Hund

Mannheim. Marco Schuster, 24, schnappte sich den Ball, klemmte ihn unter den Hintern und saß einfach nur da. Minutenlang kauerte er so vor sich hin: Der Blick leer, die Schultern hängend, die Ellenbogen gegen die Knie gepresst. Wie ein Häufchen Elend sah er aus. Alleingelassen, mitten auf dem Rasen im Carl-Benz-Stadion. An was der Mittelfeld-Abräumer des SV Waldhof dachte? Gute Frage. Aber sicher an nichts Gutes. Eher daran, dass es das jetzt wohl endgültig gewesen ist mit dem Aufstieg.

Über ihm leuchtete ein 0:0 von der Anzeigentafel. Eine Punkte-Teilung gegen Preußen Münster. Zu wenig, um die Konkurrenten entscheidend unter Druck zu setzen. Für die brauchen die Blau-Schwarzen mittlerweile ein Fernglas. Auf Ingolstadt, das momentan den Relegationsplatz inne hat, sind es fünf Punkte. Rein rechnerisch geht da bei zwei ausstehenden Spielen zwar noch was, realistisch ist aber anders.

Zurück zu Schuster, der wäre um ein Haar zum Held im Mannheimer Fußball-Glutofen geworden. Bei tropischen Temperaturen packte Waldhofs Nummer sechs in der 53. Minute den Hammer aus, knallte den Ball aus rund 25 Metern ansatzlos gegen die Querlatte. Ein Schuss wie ein Strich, zwei, drei Zentimeter zu hoch.

Schuster, der Enttäuschte: "Wir", sagte er, "wir hätten heute sicher ein Tor verdient gehabt, aber Münster hatte auch gute Chancen." Wer die besseren hatte? Schwer zu sagen. Die erste Halbzeit ging klar an den Waldhof. Der Ball lief, die Angriffe rollten, nur die Tore fielen nicht. Der letzte Pass war das Problem. Denn so schön die Kugel auch durch die eigenen Reihen flutschte, mit jeweils einem Kontakt regelrecht an den gegnerischen Strafraum getragen wurde, so unpräzise war das Finish.

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Dass Münster nach dem Wechsel immer besser ins Spiel kam, lag an den leeren Akkus der Hausherren. Manche schleppten sich nur noch über das Rasen-Rechteck. Jeder Schritt schien zu schmerzen. Schuster sagte es so: "Wir haben wirklich sehr viel investiert und uns leider nicht schon vorher mit einem Tor belohnt." Schuster hätte auch sagen können, dass man seit Wochen mit einem Rumpfkader von einer Englischen Woche in die nächste stolpert.

Tat er aber nicht. Ausreden suchen sie selten, die Waldhof-Buben, die diesmal bekanntlich ohne ihren Chef auskommen mussten. Bernhard Trares, 54, wurde strafversetzt, gesperrt vom DFB. Dem war es unter der Woche zu viel Klares von Trares – die RNZ berichtete. Den Daumen am Kinn, den Zeigefinger an der Stirn, dazu ein Blick, der mehr sagte als tausend Worte. Glücklich sah der Erfolgstrainer nicht aus, als er im Tribünenbereich aufkreuzte. Sein Arbeitsplatz war diesmal eine Kommentatoren-Box direkt unter dem Dach des Carl-Benz-Stadions. Hinter einer dicken Glasscheibe nahm Trares Platz, stand aber auch viel, litt mit.

Den Trares am Spielfeldrand machte diesmal Benjamin Sachs. Der Co-Trainer rückte ins Rampenlicht, ging 90 Minuten voll mit und schaute danach mit Waldhof-Käppi auf der Pressekonferenz vorbei: "Im Ballbesitz und gegen den Ball haben wir viel Gutes gesehen, nur das Tor hat gefehlt", erklärte er. Aufgeben ist für ihn aber ein Fremdwort: "Es gibt da immer noch dieses Fünkchen." Sein Masterplan: Regenerieren, schlafen, in den Bus steigen und wieder ein gutes Spiel machen.

Eintracht Braunschweig. So heißt der nächste Gegner. Am Mittwoch um 19 Uhr geht’s dort wieder um Punkte. Ob dann Timo Königsmann für den SVW zwischen den Pfosten stehen wird, ist noch unklar. Gegen Münster musste er in der Schlussphase nach einem Zusammenprall lange behandelt werden.

Mannheim: Königsmann - Marx (85. Bouziane), Conrad, Schultz, Hofrath (45. Celik) - Schuster, Christiansen - Ferati (65. Flick), Gouaida (85. Just), Gian-Luca Korte - Koffi (65. Sulejmani).

Münster: Schulze Niehues - Scherder, Löhmannsröben, Steurer - Erdogan - Cueto (90.+1 Heidemann), Mörschel, Litka (74. Fridolin Wagner), Rossipal - Schnellbacher, Königs (58. Grodowski).

Schiedsrichter: Thorben Siewer (Olpe)

Update: Sonntag, 28. Juni 2020, 20 Uhr


Mannheim hadert mit dem letzten Pass

Mannheim. (pami) Für den SV Waldhof Mannheim wird es im Kampf um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga langsam eng. Gegen den Tabellen-17. Preußen Münster kamen die Kurpfälzer am Samstag nicht über ein 0:0 hinaus. Im Heimspiel gegen die abstiegsbedrohten Gäste mussten die Mannheimer ohne ihren Trainer Bernhard Trares antreten, der nach seiner Roten Karte gegen Ingolstadt ein Innenraumverbot auferlegt bekommen hatte. Aus diesem Grund war es auch Benjamin Sachs, der nach dem Spiel auf der Pressekonferenz sein Statement abgab. "Der so oft besagte letzte Pass hat heute irgendwie gefehlt. Ich habe heute so viel Gutes gesehen, nur das Tor hat gefehlt. Ich bin stolz auf die Mannschaft, obwohl es punktemäßig schade ist.

Der SV Waldhof kam gut in die Partie und hatte bereits in der 9. Minute eine gute Chance auf die Führung als Mohamed Gouaida vor dem Tor der Gäste auftauchte. Sein Schuss wurde aber von Münster-Keeper Maximilian Schulze Niehues über das Tor gelenkt. Auch in der Folge blieben die Kurpfälzer das aktivere Team, ohne dabei aber zu zwingenden Chancen zu kommen. Gäste-Trainer Sascha Hildmann hatte trotz der wenigen Chancen seiner Elf ein "sehr gutes Fußballspiel gesehen," wie er nach dem Schlusspfiff sagte. "Ich denke am Ende ist es ein leistungsgerechtes 0:0, dennoch ist das für uns zu wenig."

Die zweite Hälfte begann mit Aluminiumtreffern auf beiden Seiten. Zunächst traf Marco Schuster für die Mannheimer aus der Distanz nur die Oberkante der Latte (53.), kurz darauf war es der agile Maurice Litka, der von der Straufraumkante den Pfosten anvisierte (58.). Bis in die Schlussphase hinein behielt der SVW das Heft der Partie in der Hand, Jan-Hendrik Marx (63.) und Max Christiansen (70.) verpassten aus aussichtsreicher Position. In den letzten Minuten kamen die abstiegsbedrohten Gäste aus Münster einige Male gefährlich vors Mannheimer Tor, doch auch hier brachte niemand den Ball über die Linie. Durch das torlose Unentschieden hat der SV Waldhof vor den Sonntagsspielen weiter drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, wird sich aber ärgern, die Chance auf einen großen Schritt nach vorne verpasst zu haben.

Update: Samstag, 27. Juni 2020, 22 Uhr

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