Wiesloch/Dielheim

Corona-Krise sorgt für Ansturm auf die Hofläden

Immer mehr Menschen greifen auf regionale Lebensmittel zurück - Nachfrage ist weiterhin hoch

15.05.2020 UPDATE: 17.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Tanja Freudensprung verkauft in ihrem Dielheimer Hofladen vor allem selbst angebautes Obst und Gemüse wie Äpfel, Erdbeeren und Spargel. Foto: Dorn

Von Agnieszka Dorn

Wiesloch/Dielheim. Wenn Menschen glauben, sie könnten in eine schwierige Situation geraten, kommen sie auf alle möglichen Ideen. "Als der Shutdown war, wollte man von uns Hühner abkaufen, damit im möglichen Versorgungsengpass die Nahrung in Form von Eiern sichergestellt ist", erzählt Monika Rausch-Förster, Inhaberin des Wieslocher Dörrbachhofs. Der Hofladen erlebte in den letzten Wochen einen wahren Ansturm, aber auch schon vor der Coronakrise sei das Interesse an regionalen Produkten groß gewesen, sagt Rausch-Förster.

Bbei Monika Rausch-Förster vom Wieslocher Dörrbachhof waren die hofeigenen Hühnereier während der Corona-Krise sehr gefragt. Foto: Dorn

Der Dörrbachhof verkauft hauptsächlich Eier, im Hofladen gibt es aber auch Nudeln, Mehl oder Hefe sowie Gemüse, also die Produkte, die in den letzten Monaten sehr begehrt waren. Besonders gefragt waren Eier, die in einem auf dem Hof stehenden Eierautomat erworben werden können. "Die Hühner kamen gar nicht so schnell zum Legen, wie die Nachfrage war", berichtet Monika Rausch-Förster schmunzelnd. Rund 480 Eier passen in den Automaten rein, während des Shutdowns musste Familie Rausch-Förster den Automaten zwei bis drei Mal täglich nachfüllen. Mehr ging aufgrund der Eierproduktion nicht.

Der Hof hat rund 1600 Hühner, wenn es gut läuft, legt ein Huhn laut Rausch-Förster täglich ein Ei, meistens sind es fünf Eier in der Woche – die Hühner leisteten in den letzten Wochen also ganze Arbeit. Und auch Familie Rausch-Förster hatte alle Hände voll zu tun. Angeboten werden zudem Hähnchen und Suppenhühner aus eigener Schlachtung, an Ostern standen die Menschen Schlange, um Hähnchen zu erwerben.

Weil Schulen und Kindergärten geschlossen waren und viele von zu Hause arbeiteten oder in Kurzarbeit waren, seien automatisch mehr Lebensmittel gebraucht worden, berichtet Rausch-Förster. Schön findet sie, dass Menschen mehr auf regionale Produkte zurückgreifen. Der große Anstrum hat sich in den letzten Tagen zwar ein wenig gelegt, gefragt sind die Produkte dennoch – vor allem die Eier.

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Ähnlich sah es bei Freudensprungs Obstbau- und Hofladen in Dielheim aus. Der seit 1963 existierende Obstbaubetrieb erlebte im Hofladen selbst, beziehungsweise in den Läden in Mauer und Nußloch, einen wahren "Run" auf Gemüse, Obst, Eier, Hefe, Mehl – und Apfelsaft, erzählt Chefin Tanja Freudensprung. Vor allem Apfelsaft sei enorm gefragt gewesen. Die Äpfel stammen aus eigenem Anbau, gepresst wurde der Saft von einem Zulieferer. Freudensprungs Hofladen baut unter anderem Äpfel, Birnen, Spargel, Erdbeeren, Tomaten, Rhabarber und Walnüsse selbst an.

Aus Scherz und mit einem Augenzwinkern habe man zudem Schnaps als "Corona-Schnaps" beziehungsweise als "Desinfektionsmittel" angeboten, und auch dieser fand seine Abnehmer. Zu welchem Zweck er gebraucht worden sein, sei nicht bekannt, fügt Tanja Freudensprung schmunzelnd hinzu. Gekauft wurden zudem viel Kartoffeln und Dosenwurst, die Lage hat sich mittlerweile aber etwas entspannt. Gefragt sind zurzeit vor allem saisonale Waren wie Erdbeeren und Spargel.

"Viele ältere Menschen waren gerade am Anfang der Pandemie verunsichert und trauten sich nicht so ganz aus dem Haus", erzählt Tanja Freudensprung. Daher rief Freudensprung einen Heimservice ins Leben, der sehr gut angenommen wurde. Um die Lieferungen stemmen zu können, wurde das Personal aufgestockt. Zwar gab es zuvor auch schon einen Lieferservice, angeboten wurden aber nur vom Hofladen zusammengestellte Produkte. Die Kunden können jetzt ihren eigenen Bedarf an Lebensmittels mittels eines Bestellzettels per E-Mail, Telefon oder Fax bestellen. Den Service möchte Freudensprung in Zukunft beibehalten.

Die Familie Sauer züchtet auf dem Windhof Charolais-Rinder und vermarktet das Fleisch selbst. Foto: Dorn

Die Coronakrise war beim "Windhof" der Familie Sauer in Dielheim hingegen kaum zu spüren. Der Hof züchtet Charolais-Rinder, das ist eine französische Rasse. Der Hof hat fünf Zuchtbullen, etwa 80 Mütterkühe und etwa 120 Jungtiere. Die Familie schlachtet selbst und vermarktet das Fleisch direkt. "Wir beliefern keine Unternehmen und keine Gastronomie, daher waren die Auswirkungen der Coronakrise bei uns weder in die eine noch in die andere Richtung zu spüren", erzählt Inhaber Wolfgang Sauer. Ein leichter Anstieg der Fleischnachfrage war da, der Hof musste in den letzten Monaten etwa ein Tier mehr schlachten als sonst.

Umgerechnet sind das je nach Tier etwa 250 Kilo Fleisch, aus denen Steaks, Hüfte, Wade, Filet, Rumpsteak, Rinderbacken, Rouladen oder anderen Leckereien entstehen. Die zusammengestellten Fleischpakete holten die Interessenten dann ab. "Die Coronazeit haben wir bisher gut überstanden, jetzt fängt die Grillsaison an", sagt Cornelia Sauer, könnte sein, dass die Nachfrage nun ansteigt.

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