Rund um Wiesloch-Walldorf

Viel zu tun am vorerst letzten Schultag

Schulen versorgten Kinder mit Material für die nächsten Wochen - Auch Kindertagesstätten geschlossen - Corona-Fall in Dielheim

16.03.2020 UPDATE: 17.03.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 30 Sekunden
Ab heute ist der Dielheimer Eckerstberg-Kindergarten wie alle anderen Schulen und Kindertagesstätten in der Region geschlossen. Die Erzieherinnen (im Bild li. oben Sabrina Roller, li., und Carmen Spies re.) informierten die Eltern gestern über das weitere Prozedere. Rotenbergs Grundschul-Rektorin Ulrike Biesel-Weidig (re. unten) meint, dass zu spät und zu wenig entschlossen gehandelt wurde. Fotos: Pfeifer

Von Hans-Dieter Siegfried und Armin Rößler

Rund um Wiesloch-Walldorf. In Dielheim schrillten schon in der Nacht auf Samstag die "Alarmglocken". Bürgermeister Thomas Glasbrenner wurde vom Gesundheitsamt über ein positiv aufs Corona-Virus getestetes Elternteil informiert, dessen Kind in einer der Betreuungseinrichtungen der Gemeinde untergebracht ist. "Am Samstag habe ich unseren Krisenstab zusammengerufen und wir haben beschlossen, diesen Kindergarten schon einen Tag früher zu schließen", berichtete der Bürgermeister im Gespräch mit der RNZ. Gerade über die sozialen Medien habe man gemerkt, dass das Thema in der Elternschaft "sehr emotional" diskutiert worden sei. Zwar sei es eine große Herausforderung gewesen, alle Eltern über die vorzeitige Schließung zu informieren, dank des großen Engagements der Elternbeiräte sei das aber gelungen.

Alle anderen Kindertagesstätten und Schulen der Gemeinde folgen, wie es landesweit geschieht, am heutigen Dienstag. Dafür wurde in Dielheim ebenfalls am Samstag bereits alles vorbereitet und es wurde begonnen, Anmeldebögen für die Notbetreuung zu verteilen, die für Kinder von Personengruppen angeboten wird, deren Arbeit unverzichtbar für die Gesellschaft ist. "Es werden relativ wenige Fälle sein", erklärte der Bürgermeister am Montag nach den ersten Rückmeldungen. Man habe die Notbetreuung bewusst auf alle Einrichtungen in der Gemeinde verteilt, um dem Fall vorzubeugen, dass bei einer Infektion mit dem Corona-Virus eine größere Gruppe von Kindern betroffen wäre. Ähnlich soll es an den Schulen ablaufen. Laut dem Bürgermeister kommen diese Woche noch alle 94 Bediensteten der Gemeinde, die in der Kinderbetreuung eingesetzt sind, zur Arbeit, "da gibt es noch einiges zu tun". Wie man dann weiter verfährt, will man laut Glasbrenner auch von entsprechenden Mitteilungen der Landesregierung abhängig machen.

Auch in Wiesloch war am Montag offiziell der vorerst letzte Schultag. Jedoch stand nicht der Unterricht, sondern die "Versorgung der Schüler mit Lernmaterial" im Vordergrund. Christoph Theobald, Leiter der Schillerschule, informierte im Gespräch mit der RNZ, alle Grundschüler hätten spezielle Lernpakete erhalten, um so die Phase der von der Landesregierung beschlossenen Schließung bis zum 19. April so gut wie möglich zu kompensieren. "Das haben wir für jedes Fach organisiert." Außerdem wurden Hinweise auf spezielle Lernplattformen im Internet verteilt. Am gestrigen Tag waren nochmals rund 80 Prozent der Kinder in der Schillerschule erschienen, um sich mit den notwendigen Unterlagen zu versorgen. "Wir haben uns natürlich in erster Linie an die Eltern gewandt und ihnen die Formulare für eine vielleicht notwendige Notfallversorgung übergeben", sagte Theobald. Diese Anträge auf eine Betreuung während der Schließung werden zentral bei der Stadtverwaltung Wiesloch bearbeitet und auch entschieden. Danach werden die Schulen über den tatsächlichen Bedarf informiert. "Die Betreuung organisieren wird dann selbst mit unseren Lehrkräften und das während der Unterrichtszeiten", so Theobald. Für die Kernzeiten stehen dann weitere Personen zur Verfügung. Theobald selbst ist täglich in der Schillerschule zu erreichen, auch das Sekretariat ist besetzt.

Ähnlich die Rückmeldung von Sabine Vollmerhausen, Rektorin der Mannabergschule Rauenberg. Der Montag sei "weitgehend in geregelten Bahnen" verlaufen, die Kollegen hätten den Kindern Unterrichtsmaterialien mit nach Hause gegeben, Wochenpläne und Lernwege vorbereitet. Ob die Nutzung der vom Kultusministerium angebotenen digitalen Lernplattform "Moodle" für Grundschüler sinnvoll sei, wollte das Kollegium am Montag noch im Lauf des Tages entscheiden. Schüler und Eltern könnten sich laut der Rektorin aber jederzeit per E-Mail an die Lehrer mit Fragen wenden und gegebenenfalls auch weitere Lernmaterialien erhalten. "Nicht übermäßig groß" werde die Gruppe der Notbetreuung, die in Rauenberg zentral an der Mannabergschule auch für Schüler aus Rotenberg und Malschenberg ebenso wie die Kernzeitbetreuung angeboten wird.

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Schule geschlossen: Sabine Vollmerhausen, Rektorin der Mannabergschule. Foto: Pfeifer

"Fassungslos", weil ihr viel zu wenig und das auch noch zu spät geschieht, zeigte sich Ulrike Biesel-Weidig, Rektorin der Schlossbergschule Rotenberg. Sie spricht angesichts der Situation von einem "Alptraum" und sagt: "Ich hoffe zutiefst, dass ich mich irre", während sie gleichzeitig meint: "Wir haben doch alle Italien vor Augen." Ihre Schüler habe sie deshalb bereits in der vergangenen Woche mit Büchern und Aufgaben versorgt, am Wochenende habe sie alle Eltern informiert, dass am Montag niemand mehr kommen müsse. Es seien dann tatsächlich nur fünf Schüler erschienen, die habe sie im Freien spielen lassen. "Jede Ansteckung, die man verhindert, rettet Leben", sagt die Rektorin, das habe sie auch im Unterricht behandelt. Ihr Eindruck: "Die Kinder wissen oft mehr als die Erwachsenen."

Am Ottheinrich-Gymnasium Wiesloch müssen rund 1000 Schüler mit Unterrichtsmaterial versorgt werden. "Wir haben für alle Klassen einen E-Mail-Verteiler angelegt. So können wir, also das Lehrerkollegium, auf diesem und anderen digitalen Wegen mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten", betonte Schulleiterin Dr. Svenja Kuhfuß. Sie selbst ist ebenfalls täglich vor Ort. Für den 22. April ist übrigens der Start des Abiturs vorgesehen und die Rektorin hofft – nach dem derzeitigen Stand –, es auch durchführen zu können. "Es gibt eine entsprechende Anweisung des Kultusministeriums in Baden-Württemberg, das dann in möglichst kleinen Gruppen zu realisieren." Anfragen werden gerne beantwortet. "Dies bitte aber per Mail oder telefonisch", bittet Svenja Kuhfuß um Verständnis.

Bei der Volkshochschule Südliche Bergstraße sind ebenfalls die Pforten geschlossen. "Wir haben alles bis zum 19. April abgesagt", erklärte VHS-Leiterin Dr. Annette Feuchter. Sie sieht die Maßnahme als wichtigen Beitrag zum Schutz aller Beteiligten, das gelte für die Kursteilnehmer und für die eigene Belegschaft. "Wir haben uns entsprechend organisiert und eine solidarische Lösung geschaffen." So könnten Urlaube vorgezogen werden oder aber Arbeiten an jene verteilt werden, die aufgrund der Schließung freie Kapazitäten hätten. In den Büros arbeitet ab sofort nur je eine Person. Zudem will man bereits früher als sonst mit den Vorbereitungen fürs Sommer- und Herbstprogramm beginnen.

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