1899 Hoffenheim

"Volle Kanne" gegen den FC Bayern (Update)

Andrej Kramaric ist wieder fit, dagegen muss Münchens Trainer Hansi Flick auf Robert Lewandowski verzichten – Das Thema Coronavirus beschäftigt auch die TSG

27.02.2020 UPDATE: 27.02.2020 13:33 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Andrej Kramaric. Foto: dpa

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Sie gelten zumindest als kleiner Bayern-Schreck – gemeint sind die Fußball-Profis der TSG 1899 Hoffenheim. Was viele Bundesliga-Insider nicht so sehr auf dem Schirm haben, ist die Tatsache, dass der Dorfverein drei der sechs vergangenen Liga-Duelle gegen den Rekordmeister und deutschen Branchenkrösus für sich entscheiden konnte.

Bis zum 4. April 2017 hatte es keinen einzigen Dreier für "Hoffe" gegeben. An jenem Tag sorgte Andrej Kramaric für das Tor des Tages – wer sonst? Am 5. Oktober 2019 feierten die Nordbadener einen weiteren historischen Triumph, sie gewannen in der Bastion der Bayern mit 2:1 (0:0) und ärgerten somit den Weltverein aus der Isarmetropole gewaltig. Einen knappen Monat später war für den umstrittenen Trainer Niko Kovac Schluss an der Säbener Straße.

Vor dem dritten Aufeinandertreffen in dieser Saison – den Pokalfight gestalteten die Münchner mit 4:3 erfolgreich – am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der längst ausverkauften Sinsheimer Arena sind die Grundvoraussetzungen auf beiden Seiten ganz andere. Die beiden Torschützen vom Oktober, Robert Lewandowski und Doppelpacker Sargis Adamyan, können aus Verletzungsgründen nicht auflaufen. Der Trainer bei den Bayern heißt seit knapp vier Monaten Hansi Flick.

Und dieser hat die FCB-Bosse derartig überzeugt, dass Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beim traditionellen Champions-League-Bankett und zum Abspann des glorreichen 3:0 gegen den FC Chelsea nachträglich zu Flicks 55. Geburtstag symbolträchtig einen roten Stift überreichte. "Damit unterschreibt man Papiere", ergänzte Rummenigge süffisant und dezent lächelnd. Flicks Signatur scheint also nur noch Formsache.

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Für die Hoffenheimer ist es sonnenklar, dass sie am Schalttag des 29. Februar eine Leistung am höchsten Limit brauchen, um den Spitzenreiter erneut in die Bredouille zu bringen. "Wenn wir mutig sind", hat Trainer Alfred Schreuder die Marschroute ausgegeben, "dann haben wir eine Chance. Wenn wir nicht mutig sind und die Bayern ständig den Ball haben, wird es extrem schwer."

Stimmt. Der FC Bayern surft gerade auf einer Erfolgswelle. Und auch ohne Leitfigur und Mittelstürmer Lewandowski ist das rot-weiße Star- und Ballettensemble hochkarätig besetzt, um die Zwangspause des Weltklasseangreifers (Anbruch der Schienbeinkante am linke Knie) kompensieren zu können. Serge Gnabry und Thomas Müller drängen sich, wenngleich als andere Typen und in anderen Rollen, als Vertreter an vorderster Front auf.

Vorteil TSG? Schreuder brachte seine ambivalente Gefühlslage bei der Pressekonferenz zum Ausdruck: "Normalerweise ist das ein Vorteil für den Gegner. Aber wir wissen nicht, wie sie das lösen werden." Im TSG-Trainerteam stellten sie in der internen Diskussion flott fest, dass es wenig Sinn ergibt, sich zu intensiv mit dem FC Bayern ohne Kanonier Lewandowski zu beschäftigen. "Wir müssen auf uns selbst schauen", so Schreuders Plan und Ratschlag.

Erleichtert und froh ist der 47-jährige Niederländer darüber, dass Hoffenheims Rekordtorjäger Andrej Kramaric (57 Treffer in 125 Bundesliga-Einsätzen) zur Verfügung steht. "Andrej hat gestern noch einen Test mit Athletiktrainer Otmar Rösch absolviert und ist fit", konstatierte Schreuder vor der Übungseinheit am Donnerstag, "und er wird heute wieder mittrainieren." Die Qualitäten eines Kramaric brauchen die Hausherren, zumal mit Munas Dabbur, Sargis Adamyan und Ishak Belfodil drei Offensivkräfte lange ausfallen.

Der Armnenier und Edeljoker Adamyan (26) erlitt einen Riss am Syndesmose und wurde inzwischen am Dienstag beim Fußspezialisten Dr. Johannes Gabel in Murnau am Staffelsee operiert. Bitter für die TSG: Das vorzeitige Saisonaus von Adamyan, mit fünf Treffern und zwei Assists zweitbester Angreifer der Kraichgauer nach Kramaric, scheint besiegelt. Keine einfache Situation für die Blauen.

Dennoch: Hoffenheim ist für das letzte Saisondrittel gerüstet. Und auch für den fußballerischen Bestseller gegen Flicks Asse. Darüber hinaus hat "Hoffe" das neuartige Coronavirus wie andere Bundesligisten genauso auf dem Radarschirm. "Das Rote Kreuz ist sehr gut vorbereitet, wir sind alle sensibilisiert", sagte TSG-Pressesprecher Holger Kliem und verwies auf die routinemäßige, obligatorische Sicherheitsbesprechung am Donnerstagvormittag.

Kein Stadionbesucher muss in Panik verfallen, wenn er gewisse Hygiene-Spielregeln beachtet. Kliems pragmatische Empfehlung, die Ärzte und Gesundheitsämter ebenfalls längst kommuniziert haben: "Hände waschen und in die Armbeuge niesen, dann ist schon viel geholfen."

Der FC Bayern beabsichtigt, nicht mal mit Schnupfen-Symptomen die Heimreise von Sinsheim nach München anzutreten. Nein, Flick und Co. möchten die kleinen Schreckgespenster aus der Provinz loswerden. Nichts anderes zählt.

Update: Donnerstag, 27. Februar 2020, 18.36 Uhr

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