Neue Pläne für die B37

Eine Spur für Radler, eine Spur für Park & Ride

Recherchenetzwerk deckt neue Planungen für Strecke zwischen Heidelberg und Neckargemünd auf

24.02.2020 UPDATE: 25.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
So soll die B 37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg testweise umgestaltet werden. Der Fußweg am Neckar bleibt, an ihn schließt sich die neue Radspur an. Sie wird durch Betonelemente (rot dargestellt) von der neuen Park-&-Ride-Spur abgetrennt. Die verbleibenden beiden Autospuren bleiben dem Autoverkehr erhalten, es gilt Überholverbot. Grafik: G. Erhard

Von Siggi Friedrich

Neckargemünd/Heidelberg. Im nahen Frühjahr 2020 sollte sie kommen: die Test-Nutzung eines Fahrstreifens auf der Bundesstraße B37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg als Radweg. Doch das von dem Neckargemünder Radelfreund und Landtagsabgeordneten Hermino Hundestein (Grüne) forcierte Projekt verzögert sich trotz seiner hervorragenden Verbindungen nach Stuttgart und sonst wohin. Warum es zu dieser Verzögerung kommt, erklären als Verschlusssache abgestempelte Dokumente, die dem Recherchenetzwerk der RNZ-Narrichten vorliegen. Demnach soll die Bundesstraße zwischen Neckargemünd und Heidelberg komplett umgemodelt werden – vorgeblich nur zu Testzwecken.

Was ist mit der Fahrradspur? Es bleibt bei der bisherigen Ansage: Die neckarseitige vierte Autospur wird mit Betonsegmenten von der Autostraße abgegrenzt und für den Radverkehr reserviert. Da nicht so viele Radfahrer auf der Strecke unterwegs sind, soll diese abgegrenzte Fahrspur für Radfahrer im Gegenverkehr genutzt werden können.

Was geschieht mit den übrigen drei Autospuren? Sie werden teilweise als Park-and-Ride-Parkplätze genutzt. Für diese Parknutzung ist – aus Neckargemünder Richtung und vom Neckar her gezählt – die zweite Fahrspur vorgesehen. Hier können Autofahrer längs zur Straße parken. Diese Nutzung basiert auf einem ausdrücklichen Wunsch der Stadt Heidelberg, die den motorisierten Einpendelverkehr nach Heidelberg durch Arbeitnehmer und Konsumenten massiv zurückdrängen will.

Wer sorgt für das "Ride" dieser P-&-R-Parkplätze? Die Fahrer/innen der 35er Linie und auch anderer Busse werden angewiesen, auf Handzeichen parkender Autofahrer zu reagieren und diese mitzunehmen. Derartige Stopps, so heißt es in der vertraulichen Unterlage, seien auch geeignet, die direkte Autofahrt nach Heidelberg unattraktiv zu machen.

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Was geschieht mit den beiden verbleibenden Autospuren? Wegen der P-&-Ride-Nutzung der zweiten neckarseitigen Fahrspur (s. o.) gilt wegen des Gegenverkehrs auf nur noch zwei Fahrspuren durchgängiges Überholverbot. Zudem sind drastische Geschwindigkeitsbegrenzungen notwendig: durchgängig Tempo 50 statt bisher bis zu Tempo 100.

Wie realistisch ist dieses Tempo 50? Da die auf der B 37 verkehrenden Busse angewiesen sind, auf Handzeichen von am Straßenrand wartenden Pendlern beziehungsweise auf Stoppsignale von busfahrenden Pendlern zu reagieren, dürfte sich das real gefahrene Tempo deutlich reduzieren. Die unserem Recherchenetzwerk bekannt gewordenen Planungen sprechen von einem Durchschnittstempo von 20 oder 10.

Auf welche Dauer ist diese Test-Phase terminiert? Noch steht kein Zeitplan fest. Die Test-Phase wird – da Bundesstraße – wissenschaftlich von der Bundesanstalt für Verkehrswesen begleitet und evaluiert. In dem den RNZ-Narrichten vorliegenden Papier heißt es aber ebenfalls, so wörtlich, "keine reale Maßnahme hält so lange wie ein Provisorium".

Gibt es erste Reaktionen? Ja. Initiator Hundestein verbreitete über die sozialen Netzwerke, dass jetzt jeder selbst schuld sei, wenn er oder sie nicht aufs Rad umsteige. Der Heidelberger Rathauschef Ekkehart Pfeffner twitterte unter Hinweis auf die grüne Dominanz im Heidelberger Gemeinderat ein Luther-Zitat: "Hier steh‘ ich nun und kann nicht anders." Der Neckargemünder Bürgermeister Frank Staat reagierte auf Nachfrage mit einem tiefgründigen Lächeln. Und der Allgemeine Deutsche Fußgänger Club (ADFC) kritisierte vehement, dass er bei alledem mal wieder nicht gefragt worden sei.

Wie an jedem Faschingsdienstag gehört dieser Artikel zu unserem närrischen RNZ-Angebot und auch hier gilt: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Hajo!

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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