Leimen

Gauangellocher Kinder bekommen Container

Gemeinderat beschloss Ankauf von zwei mobilen Räumen für den Friedrich-Fröbel-Kindergarten - Heftige Diskussion um den Standort

11.02.2020 UPDATE: 12.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten
Hat keinen freien Platz mehr und die Warteliste ist lang: der Fröbel-Kindergarten in Gauangelloch. Foto: Alex

Von Thomas Frenzel

Leimen. Auch wenn um vieles gestritten wurde, unstrittig waren in der zurückliegenden Gemeinderatssitzung die Fakten: Bei der Kinderbetreuung im Bergstadtteil Gauangelloch fehlt es an Betreuungsplätzen und es gibt bereits – bezogen auf die überschaubare Dorfgröße – eine erhebliche Warteliste: 14 Kinder unter drei und acht Kinder über drei Jahren. Im vorhandenen städtischen Friedrich-Fröbel-Kindergarten mit seinen drei Ü3- und der einen U3-Gruppen ist für sie kein Platz mehr. Das soll eine zweigruppige Containerlösung ändern – möglichst, aber wenig wahrscheinlich noch in diesem Jahr. Geschätzte Investitionskosten: rund 518.000 Euro.

Eine angedachte und nur vorübergehende Nutzung des benachbarten evangelischen Gemeindesaals auf Mietbasis hatte sich zerschlagen. Daran erinnerte Peter Hildenbrand von der städtischen Schul- und Kindergartenverwaltung. Der Grund: zu teurer Sanierungsbedarf, zu geringe Kapazität. Statt der benötigten zwei Gruppen hätte man nur eine Gruppe einrichten können. Hildenbrand befürwortete deshalb eine zweigruppige Containerlösung auf dem vorhandenen Kindergartengelände, entweder auf Mietbasis oder durch Containerkauf.

Der Gemeinderat entschied sich am Ende mit klarer Mehrheit für den Kauf, zumal Hildenbrand mit der Möglichkeit lockte, dass die Container – so der Betreuungsbedarf in Gauangelloch sich wieder entspanne – auch anderweitig genutzt werden könnten.

Der vorangegangene gemeinderätliche Disput hatte sich an völlig anderem entzündet. Klaus Feuchter (FDP) schoss eine mit Anträgen flankierte Breitseite gegen den Verwaltungsvorschlag. Da in Leimen nichts so dauerhaft sei wie Provisorien, lehnte er zum einen eine Containerlösung durch teuren Kauf ab: Stattdessen sollte schnellstmöglich ein Anbau am Fröbel-Kindergarten in Angriff genommen werden, der auch den fehlenden Bewegungsraum umfasse, wie er unten im Leimener Tal inzwischen Kindergartenstandard sei. Zum anderen dürfe eine Übergangslösung mit Mietcontainern nicht das vorhandene Freigelände des Kindergartens verkleinern. Statt die vorhandenen Garagen abzuräumen und die Sandkästen zu beanspruchen, sollten zwei Mietcontainer auf der anderen Seite des Hanfackerwegs aufgestellt werden – dort, wo die immer wieder diskutierte und immer wieder verschobene Trauerhalle für den nahen Friedhof irgendwann gebaut werden soll.

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Damit stieß der in Gauangelloch lebende FDP-Politiker wohlwissend in ein örtliches Wespennest. Nathalie Müller (CDU) prophezeite heiße Diskussionen, sollte der Trauerhallenstandort mit Kindergartencontainern belegt werden: "ein Politikum". Hans Appel (CDU) erinnerte daran, dass es zu einem Geländetausch mit der Familie von Bettendorf nur unter der Maßgabe gekommen sei, dass das eingetauschte Gelände für eine Trauerhalle genutzt werde. Hier konterte Alexander Hahn (FDP) dahingehend, dass eine vorübergehende Nutzung des Trauerhallenstandorts kein Problem darstelle, falls es sich bei den Containern um ein zeitlich befristetes Provisorium handle und nicht um eine zu befürchtende Dauerlösung.

Richard Bader (CDU) trieben bei dem Trauerhallenstandort ganz andere Bedenken um: Um zum eigentlichen Kindergartengebäude zu gelangen, müssten die Kleinen und ihre Erzieherinnen immer die Straße queren – nicht ungefährlich, auch mit Blick auf die Eltern, die mit dem Auto vorfahren. Ganz realistisch gab sich Mathias Kurz (FW) angesichts der Thematik: "Wir haben zwei Stück Seife, und in eines müssen wir reinbeißen."

Die gemeinderätliche Mehrheit wählte ihren Seifenbiss wohldosiert: Den FDP-Antrag mit Mietcontainern, Trauerhallenstandort und Anbauplanung schmetterte sie mit zwölf zu sechs Stimmen bei einer Enthaltung ab. Für den Aufbau der zu kaufenden Container auf dem Kindergartenareal gab es 13-malige Zustimmung bei einem Nein und fünf Enthaltungen.

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