Dossenheim

So läuft die Aussichtsturm-Sanierung auf dem Weißen Stein

Klappt die Eröffnung im Frühjahr? - Höchste Baustelle der Region rund um Heidelberg - Seit Frühjahr 2016 gesperrt

20.01.2020 UPDATE: 22.01.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Am Aussichtsturm auf dem Weißen Stein wird zurzeit kräftig gewerkelt. Außen wird das Mauerwerk ertüchtigt. Foto: Busch

Von Benjamin Miltner

Dossenheim. Rund dreieinhalb Jahre hieß es warten, jetzt tut sich aber etwas in Sachen Aussichtsturm auf dem Weißen Stein. Der Turm ist mehrfach eingerüstet, Bauzäune sperren ihn weitläufig ab. Seit November läuft auf dem 548,10 Meter hohen Dossenheimer Hausberg die Sanierung an dem historischen Gebäude. Aktuell ist etwa Halbzeit bei den Arbeiten.

"Es geht sehr gut voran", bestätigt Beate Busch. Die Sachverständige für Hochbau im Dossenheimer Bauamt hofft, dass der Aussichtsturm im März fertig und endlich wieder begehbar wird. Voraussetzung ist aber, dass das Wetter weiter mitspielt. Das ist auf einer Baustelle in den Wintermonaten so eine Sache – gerade wenn sie sich auf einem der höchsten Gipfel des Odenwaldes befindet.

Hintergrund

> Den Aussichtsturm auf dem Weißen Stein haben Mitglieder des Odenwaldklubs Heidelberg im Jahre 1906 erbaut – und das innerhalb von nur vier Monaten. Bereits zuvor stand seit 1887 an gleicher Stelle ein nach oben offener Holzturm. Wetter und Streiche böser Buben setzten

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> Den Aussichtsturm auf dem Weißen Stein haben Mitglieder des Odenwaldklubs Heidelberg im Jahre 1906 erbaut – und das innerhalb von nur vier Monaten. Bereits zuvor stand seit 1887 an gleicher Stelle ein nach oben offener Holzturm. Wetter und Streiche böser Buben setzten dem Bauwerk aber derart zu, dass es nach 15 Jahren wieder abgerissen werden musste. Der heutige Turm ist 23 Meter hoch, besteht zu großen Teilen aus Sandstein und wird von einem von zwölf Pfeilern gestützten Dach umrundet. Insgesamt 106 Treppenstufen führen auf eine rundum verglaste Aussichtsplattform, auf der man einst den Blick über die Höhen des Odenwaldes in die Rheinebene bis zum Pfälzer Wald schweifen lassen konnte. Schon seit vielen Jahren ist die Fernsicht durch die ringsherum hohen Bäume eingeschränkt.

Das erste Mal vom Verfall bedroht war der heute unter Denkmalschutz stehende Turm Ende der 90er Jahre. Weil der Odenwaldklub die Sanierung nicht leisten konnte, ging der Turm samt Grundstück für den symbolischen Preis von einer D-Mark an die Gemeinde. Diese ertüchtigte den Turm im Jahr 2000, danach war er mit einem im benachbarten Höhenrestaurant hinterlegten Schlüssel zugänglich – bis er im Frühjahr 2016 aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. (bmi)

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Schon im Frühjahr 2016 hatte die Gemeinde den 23 Meter hohen Turm aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Gründe damals: "Abplatzungen" an den Sandsteinquadern, Schäden an den Fenstern und rutschige Treppen im Innern. Aus einer kurzen Kleinreparatur wurde bei näherer Betrachtung eine aufwändige Generalsanierung mit Gerüst, aus Herbst 2016 als Baubeginn wurde schnell Frühjahr 2018, Herbst 2018 und schließlich November 2019, aus anfangs 10.000 Euro Kosten wurden über 60.000 und schließlich rund 135.000 Euro.

Dafür wird der 1906 errichtete Aussichtsturm gerade runderneuert: Das Dach aus Kupferblech wird neu eingedeckt, außen das Mauergewerk sandgestrahlt und Fugen ertüchtigt. Innen bröckelt der Sandstein der Treppe, ein Großteil der Stufen ist entsprechend ausgetreten und rutschig: Sie werden gereinigt und geflickt.

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Die ganz oben in die Turmspitze führende Spindeltreppe wird entrostet, das oberste Podest der Aussichtsplattform war komplett marode, nicht mehr tragfähig und wurde bereits mit neuen Stahlträgern ausgestattet. Die Verglasung wurde neu verdichtet und gesäubert.

Innen werden unter anderem die Stufen der Sandsteintreppe ausgebessert sowie die Geländer erneuert. Foto: Busch

Zu tief, angerostet und aus der Befestigung gerissen war das komplette Geländer – sowohl bei den Treppen als auch auf der Aussichtsplattform. Es muss erneuert werden. "Es entspricht nicht mehr den Vorschriften und war für uns das größte Problem", berichtet Busch. Die große Enge und hohe Luftfeuchtigkeit im Turm erschweren die Arbeiten außerdem.

"Allein die Gerüste im Innern zu stellen, war schon hoch kompliziert", beteuert Busch. Dennoch gehe nun alles seinen Weg und daher ist die Bauamtsmitarbeiterin guter Dinge, dass der Turm im Frühjahr wieder geöffnet wird.

Besteht dann endlich Aussicht auf Aussicht? Nur bedingt. Denn auch wenn der Turm bald wieder begehbar ist: Die hohen Bäume ringsum stehen einem weitreichenden Ausblick im Weg. Zwar sind etwas unterhalb des Weißen Steins viele Bäume gerade vergangenen Sommer dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen – die Tannen am Gipfel selbst machen aber einen gesunden Eindruck. Sie bilden das ganze Jahr über eine "grüne Wand".

"Ein Turm ohne Aussicht ist kein Aussichtsturm", setzte sich Eugen Reinhard (FDP) als einer von mehreren Gemeinderäten in der Oktobersitzung für eine Schneise im Wald ein. Eine nicht ganz neue Idee, deren Umsetzung Bürgermeister David Faulhaber schnell ausschloss: "Das kann ich nicht gutheißen." Der nur wenige Meter entfernte, 108 Meter hohe und weithin sichtbare Fernmeldeturm ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich – und so bleibt der Weiße Stein auf Zeit ein Gipfel ohne echte Aussicht.

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