Schriesheim

Landwirte kämpfen mit eigenen Solaranlagen gegen Solarpark

Nach Plan für Projekt an der A5 - Mahnung zum Schutz von Ackerflächen

27.10.2019 UPDATE: 28.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Die Landwirte Matthias Heberle (2.v.r.) und Karlheinz Spieß (M.) begutachten die Solaranlage auf dem Hof der Heberles. Unterstützung für ihr Anliegen kommt von den CDU-Stadträten Frank Spingel, Andrea Diehl und Lisa Hartmann (v.l.). Foto: Kreutzer

Von Florian Busch

Schriesheim. Gut elf Monate sind seit dem Beschluss des Gemeinderats vergangen, doch Karlheinz Spieß ist immer noch verärgert: "Da wird über den Kopf der Beteiligten hinweg entschieden", sagt der Landwirt über das Vorhaben, auf einer Ackerfläche nahe der Autobahn A5 einen Solarpark zu bauen. Matthias Heberle, Vorsitzender des Schriesheimer Bauernverbands, formuliert es etwas zurückhaltender: "Wir waren überrascht." Dennn als Standortvorteil sei zunächst genannt worden, dass die Fläche seit zehn Jahren nicht mehr zur Lebensmittelerzeugung genutzt werde. Das war ein Fehler, der in einem veralteten Entwurf des Projektentwicklers stand, wie sich herausstellte.

Um ein Zeichen zu setzen, haben Heberle und weitere Schriesheimer Landwirte inzwischen die Dächer ihrer Höfe selbst mit Solarzellen bestückt. Im Mai hat Heberle die erste Anlage installiert. Schnell seien einige Höfe mitgezogen, inzwischen seien es mindestens acht Landwirte, sagt Heberle.

Auch andere Schriesheimer machten inzwischen mit. Die beauftragte Solarzellen-Firma komme aus Heidelberg. Das wichtigste für die Landwirte ist dabei: Es wird dabei keine Ackerfläche verbraucht.

Für ihn habe die Installation der Solaranlage keine Nachteile, wirbt Heberle. Er konnte das asbesthaltige Dach ohne zusätzliche Kosten sanieren, weil er die Solarzellen an Investoren weiterverpachtet hat. Kritik üben Heberle und Spieß im Rückblick dennoch an der Stadtverwaltung: Die Beteiligten hätten nicht genug über die Folgen einer solchen Installation nachgedacht.

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"Wir waren der Sache gegenüber nicht negativ eingestellt", sagt CDU-Stadtrat Frank Spingel, dessen Fraktion nun die Bauern bei ihrem Anliegen unterstützt. Damals habe man sich aber auf die Beschlussvorlage der Verwaltung verlassen. "Das hat alles plausibel geklungen", sagt Spingel. Für die Landwirte ist dagegen klar: Wenn die Anlage wie geplant gebaut wird, werde auf dem Gelände in kürzester Zeit Unkraut wachsen.

Die Pollen des Unkrauts wiederum würden durch den Wind auf umliegende Ackerflächen getragen. Zur Verdeutlichung zeigt Spieß ein Bild eines Solarparks in Heppenheim. Zwischen den Panel-Reihen ist dort dichtes Unkraut zu sehen. Die Landwirte in der Umgebung hätten nun große Probleme mit den umherfliegenden Pollen auf ihren Feldern, sagt Spieß.

Doch die Schriesheimer Landwirte haben ein noch größeres Problem ausgemacht: Immer mehr nutzbare Ackerfläche werde versiegelt. "Die Bevölkerung wächst, aber die Anbauflächen werden immer weniger", sagt Spieß. Man solle zuerst die Dachflächen nutzen, bevor man sich daran mache, weitere Fläche zum Nahrungsanbau wegzunehmen, appelliert Heberle. "Uns liegt der Boden am Herzen."

Dem Gemeinderat machen die Zwei keinen Vorwurf. Zwar habe dieser den ersten Schritt in ein Aufstellungsverfahren für einen Bebauungsplan beschlossen, allerdings hätten die Räte von Anfang an eine falsche Informationsgrundlage gehabt, so Heberle.

Ort des Geschehens

Künftig wünschen sich die Landwirte, von der Stadtverwaltung früher über ähnliche Projekte informiert und am Entscheidungsprozess beteiligt zu werden. Schließlich seien sie am Ende diejenigen, die vor Ort am meisten davon betroffen sind. Zum anderen solle die Politik vorab genauer über die Folgen neuer Solarparks nachdenken, so Heberle und Spieß. Die Anlagen brächten nämlich meist neue Probleme mit sich.

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