Dossenheim

Hier ist das Eldorado für Esskastanien-Sammler

Die RNZ verrät, wo in Dossenheim die besten "Keschde" zu finden sind

11.10.2019 UPDATE: 12.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Maronen kann man backen, kochen oder etwa zu Brotaufstrich verarbeiten. Auf drei Waldwegen zwischen Schauenburg und Strahlenburg lassen sie sich derzeit vorzüglich sammeln. Foto: Alex

Von Benjamin Miltner

Dossenheim. Die Steinzeit ist lange her - aber der Mensch ist auch heute noch Jäger und Sammler. Und zwar nicht nur, wenn es um Schnäppchen und Treuepunkte geht, sondern auch im ursprünglichen Sinn: Im Herbst etwa, wenn die Natur reich ist an Früchten, Pilzen, Gemüse und Nüssen. Mit ganz oben auf der Sammelliste: Esskastanien. Gerade Kinder lieben es, Hosentaschen mit den glatten Nussfrüchten zu füllen. Kein Wunder, denn mit ihnen kann man Leckereien zaubern wie etwa süßen Brotaufstrich, Cremesuppe oder klassisch: "Heiße Maroni" im Backofen. In der Region rund um Heidelberg gibt es dafür ein wahres Kastanien-Eldorado: Dossenheim.

Dossenheims Revierförster Michael Jakob. Foto: Alex

Die 12.000- Seelen-Gemeinde liegt an der Bergstraße - und in den dortigen Randlagen des Odenwalds sind die Esskastanien weit häufiger verbreitet als im Innern des Mittelgebirges. "Schuld" daran sind die Römer. Die haben in der Region vor 2000 Jahren nicht nur erste Städte errichtet, wie etwa Lopodunum - das heutige Ladenburg -, sondern auch zwei Pflanzengattungen aus südlicheren Gefilden mitgebracht, von denen nicht nur die Bergsträßer zehren: Wein und Kastanien.

"Wo Esskastanien im Wald stehen, werden darunter Weinreben angebaut", sagt auch Dossenheims Revierförster Michael Jakob. Das gilt übrigens "hiwwe wie driwwe", also sowohl an der Bergstraße, und hier besonders zwischen Heidelberg und Weinheim, als auch an den Hängen des Pfälzer Walds und der dortigen Weinstraße. "Gerade die Dossenheimer und Schriesheimer haben eine besondere Beziehung zu den Kastanien", sagt Jakob. Von Ende September bis Anfang November herrscht Hochbetrieb im Wald, das Sammeln der "Keschde" wird zum Volkssport.

Hintergrund

Rezept Maronen-Vanille-Konfitüre

Für vier bis sechs Gläser braucht man:

750 g geschälte Maronen

1 Vanilleschote

500 g Zucker

6 Blatt Gelatine

50 ml Rum

In die Maronen ein Kreuz ritzen und im auf 225 Grad

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Rezept Maronen-Vanille-Konfitüre

Für vier bis sechs Gläser braucht man:

750 g geschälte Maronen

1 Vanilleschote

500 g Zucker

6 Blatt Gelatine

50 ml Rum

In die Maronen ein Kreuz ritzen und im auf 225 Grad vorgeheizten Backofen zusammen mit einem Schälchen Wasser 30 Minuten erhitzen. Dann lassen sich die Maronen gut schälen. Die geschälten Maronen mit etwa 250 ml Wasser weichkochen und mit dem Mixer pürieren. Aus der längs aufgeschnittenen Vanilleschote das Mark herauskratzen. Sowohl Schote als auch Mark mit 400 ml Wasser und Zucker aufkochen und fünf Minuten köcheln lassen, bis ein Sirup entstanden ist, der Bläschen wirft. Das Maronenpüree peu à peu in den Sirup rühren und ein bis zwei Minuten kochen lassen, bis ein Brei entstanden ist. Den Topf vom Herd nehmen und den Rum sowie die eingeweichte und erhitzte Gelatine unterrühren. Die Vanilleschote entfernen und die heiße Konfitüre in saubere, heiß ausgespülte Gläser geben und fest verschließen. Etwa drei Monate haltbar, nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahren. (aham)

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Und wo gibt es die schönsten Kastanien im ganzen Wald? Zwischen Schauenburg und Strahlenburg, wenn es nach Jakob geht. "Dort lässt es sich auf drei Waldwegen parallel den Hang rüber nach Schriesheim wunderbar laufen - und da liegen aktuell sehr viele Kastanien auf dem Boden", so der Revierförster. Aber auch Richtung Handschuhsheim werden Sammler fündig, vor allem auf den Strecken ins Mühltal.

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Die Nüsse liegen zwar teils noch in ihrem Fruchtbecher. "Das macht aber nichts. Sie sind reif, sobald sie runterfallen", sagt Jakob. Und auch der stachelige Schutz muss einem nicht den Spaß verderben. Wer sich mit den Füßen im festen Schuhwerk nicht allzu ungeschickt anstellt, hat schnell Erfolg. Über den Fruchtbecher fahren, außen darauf treten oder ihn zwischen beide Füße in die Mangel nehmen: Viele Wege führen zu den Früchten der alten Römer.

Vor dem Zubereiten und Schälen der Esskastanien graut es vielen - nicht so Michael Jakob. Sein Tipp: Ein Kreuz in die Nüsse einritzen, damit sie beim Kochen oder Backen nicht platzen. "Die Schale wird hart und ist dann sehr leicht abzuschälen. Wenn die Kastanien gut sind, ist das keine große Aufgabe", meint der Förster. Übrigens: Auch die Zukunft gehört der Esskastanie. Anders als so manche Baumart kommt sie mit dem Klimawandel gut zurecht, wird daher verstärkt gepflanzt - und in ein paar Jahrzehnten auch im tieferen Odenwald Jäger und Sammler anlocken.

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