Finkenbach-Festival

Mani Neumeier will kein "Bratwurst-Tanz-Cover-Festival" (Update)

Der Macher des "Finki"-Festivals, Mani Neumeier, schmeißt hin - Streit mit dem FC Finkenbachtal über die Bandauswahl

13.09.2019 UPDATE: 17.09.2019 22:15 Uhr 3 Minuten, 35 Sekunden

Mani Neumeier war der musikalische Leiter des legendären Krautrockfestivals in Finkenbach auf dem Gelände des Fußballclubs. Dieser will künftig selbst darüber bestimmen, wer hier auftritt. Neumeier fühlt sich gedemütigt. Foto: Weindl

Von Harald Berlinghof

Oberzent-Finkenbach. Alles deutet darauf hin, dass die über 40-jährige Geschichte vom "Elektrolurch", der auf der Finkenbach-Bühne die Besucher begeisterte, zu Ende ist. In Finkenbach im beschaulichen Odenwald droht eine Legende zu sterben, denn das "Finki"-Krautrockfestival scheint in seiner bisherigen Form und unter der musikalischen Leitung von Mani Neumeier keine Zukunft mehr zu haben. Nicht wegen finanzieller Schwierigkeiten wie vor rund 15 Jahren. Vielmehr sind es Unstimmigkeiten zwischen den Veranstaltern über die Ausrichtung des "Finki", die zu seinem Ende führen könnten.

Die Bandauswahl, Coverbands ja oder nein und der Marketingauftritt sollen dabei eine Rolle spielen. "Wir wollen ein unabhängiges Rockmusikfestival bleiben. Und nicht ein Bratwurst-Tanz-Cover-Festival werden, wie es viele gibt", erklärte Mani Neumeier, Initiator des Festivals und Kopf der Band "Guru Guru". Da klang alles noch nach einem entschlossenen Ringen um die bisherige Ausrichtung des Rockfestivals.

Am Dienstag kam allerdings die Nachricht, dass sich der gedemütigt fühlende "Finki"-Erfinder komplett aus der Organisation zurückziehen will. Er schmeißt alles hin.

Gegenüber der RNZ betont Neumeier allerdings, dass ihm das nicht leicht gefallen sei: "Das tut schon weh. Schließlich habe ich das mein halbes Leben lang gemacht." Ein Finkenbach-Festival ohne Guru Guru, ohne Mani Neumeier und den "Elektrolurch", ohne den Namen "Finki" und ohne das Logo des "Finkenbach-Pilzes"? "Wie soll das gehen?", fragt Neumeier.

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Im sozialen Netzwerk Facebook richtet er sich an seine Fans: "Vor über 40 Jahren haben wir das ,Finki’-Festival ins Leben gerufen. Unser Festival im Odenwald war jedes Jahr aufs Neue ein großes Projekt, das uns allen immer sehr viel Freude bereitet hat." Er habe sich dazu entschieden, die Ära auf ihrem Höhepunkt zu beenden. "Guru Guru" und er würden kein weiteres "Finki"-Festival veranstalten: "Aber vielleicht zaubern wir ja an anderer Stelle ein neues Open-Air-Juwel".

"Die nehmen dem Mani sein Festival und werfen ihn einfach raus", schimpfte Mitorganisator Karl-Heinz Osche. Neumeier war all die Jahre stillschweigend für die Bandauswahl zuständig. Auch weil er die engsten Kontakte zur Musikszene hatte. Er und Karl-Heinz Osche hatten auch die finanzielle Mithaftung für das "Finki" übernommen, als das Festival in den Jahren vor 2004 in finanzielle Schwierigkeiten geriet.

Von 2004 bis 2008 gab es dann kein Open-Air im Ort. Ab 2008 begann man wieder mit dem eintägigen "kleinen Finki". Ab 2011 konnte man zum zweitägigen Festival zurückkehren und in den letzten drei Jahren war man fast ausverkauft. "Die Zusammenarbeit mit dem FC hat über viele Jahre sehr gut funktioniert", sagt Osche. "Warum man jetzt alles anders machen will, versteht von uns keiner. Und nächstes Jahr wird Mani 80 Jahre alt. Da macht man so etwas nicht", so Osche.

Der FC Finkenbachtal war seit 1987 der offizielle Veranstalter des Festivals und geriet in der schwierigen Zeit in einen finanziellen Abwärtsstrudel. Man wollte damals die Existenz des Fußballclubs nicht wegen des defizitären Festivals aufs Spiel setzen. Also sprangen Neumeier und Osche in die Bresche. Der FC stellte alljährlich das Gelände zur Verfügung und bekam die Einnahmen aus Getränken und Verpflegung. Neumeier und Osche mussten mit den Ticketeinnahmen die Bands und die Technik zahlen.

Jetzt plötzlich wollten die Fußballer die Bandauswahl selbst treffen - mithilfe einer eigens eingesetzten Vertrauensperson. Das wiederum sieht Mani Neumeier als Vertrauensbruch. Schriftliche Vereinbarungen über Zuständigkeiten gab es beim "Finki" noch nie. Daher steht der Gründer des Festivals jetzt vor der Tatsache, dass andere die Entscheidungen treffen wollen. Dass Neumeier - sei es aus gekränkter Eitelkeit oder aus dem berechtigten Gefühl heraus, übergangen zu werden - zu keinem Gespräch mit dem neuen Band-Agenten Bernd Magin bereit war, hat die Fronten nur verhärtet.

"Zu keinem Gespräch mit uns ist Neumeier erschienen", sagt Magin. Man hätte gerne die Angelegenheit noch einmal besprochen. Und vielleicht ist die Tür ja doch noch nicht ganz zu: "Es hängt jetzt an der Person Neumeier", zeigt sich Magin gesprächsbereit. Fest steht, dass das Festival - unter welchem Namen auch immer - im nächsten Jahr am 7. und 8. August stattfinden wird. Das teilte der FC Finkenbachtal am Dienstag mit.

Update: 17. September 2019, 22.30 Uhr


Finkenbach. (cum) Das Finkenbach-Festival findet auch im kommenden Jahr statt. Wie der FC Finkenbach nun in einer Mitteilung bekannt gab, steigt das Festival am Freitag und Samstag, 7. und 8. August 2020 am Finkenbach in Oberzent. Die ersten Bands stehen dabei schon fest:

Der Vorverkauf soll in Kürze beginnen.

Das Finkenbach-Festival. Archiv-Foto: Weindl

Mit den Worten "Aufhören, wenn es am schönsten ist", hatte Krautrock-Legende Mani Neumeier am Freitagnachmittag angekündigt, dass er und Guru Guru künftig kein Finkenbach-Festival mehr veranstalten werden. "Ich habe mich als Festivalmacher nach dem diesjährigen Festival dazu entschieden, die Ära Finki-Festival auf dem Höhepunkt zu beenden", teilte der 78-Jährige über Soziale Medien mit.

Das Festival sei von Jahr zu Jahr populärer geworden und habe immer einen ganz besonderen, familiären Charakter gehabt. "Diesen möchten wir in unserer Erinnerung für immer behalten", so der Schlagzeuger. Ganz aufhören wollen er und Guru Guru aber nicht: Die Band bleibe weiterhin musikalisch aktiv. Möglicherweise gebe es an anderem Ort auch wieder ein Open-Air.

Die Nachricht, dass Neumeier und Guru Guru nicht mehr dabei sein werden, hatte den FC Finkenbachtal am Freitagnachmittag kalt erwischt: "Wir sind genauso überrascht gewesen wie alle anderen auch", sagt Vereinsvize Armin Löffler. Kurzfristig habe der Verein dann entschieden, auch ohne Neumeier weiterzumachen. "Wir wollen das Festival erhalten", sagt Löffler. Verhandlungen mit weiteren Bands laufen weiter.

In der Fangemeinde ist das Echo unterdessen geteilt: Einige sagen, dass ein Finkenbach-Festival ohne Guru Guru für sie nicht vorstellbar sei. Andere freuen sich darüber, dass es überhaupt weitergeht.

Update: Dienstag, 17. September 2019, 15.30 Uhr

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