Hoffenheim gegen Frankfurt

Gefällig, aber harmlos

Hoffenheim fehlten beim 0:1 in Frankfurt die letzte Gier und die wichtigsten Spieler - Samassekou ist schon "topfit"

19.08.2019 UPDATE: 20.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Der eingewechselte Ishak Belfodil sorgte in der Schlussphase für Gefahr vor dem Tor von Frankfurts Kevin Trapp. Foto: apf

Von Tobias Schächter

Frankfurt. Oliver Baumann gab zu, nun einerseits "stolz zu sein, 300 Spiele in der Bundesliga absolviert zu haben". Aber der Torwart der TSG Hoffenheim war nach der 0:1 (0:1)-Niederlage am Sonntag zum Saisonauftakt bei Eintracht Frankfurt natürlich auch nicht wirklich glücklich.

Das frühe Tor von Martin Hinteregger nach nur 34 Sekunden vermieste nicht nur Baumann das Jubiläum, sondern auch die Cheftrainer-Premiere von TSG-Coach Alfred Schreuder. Der Niederländer fand, dass seine Mannschaft grundsätzlich versucht habe, "so zu spielen, wie wir spielen wollen: Das heißt mit viel Ballbesitz und Ruhe am Ball".

Aber Schreuder vermisste bei seiner Mannschaft in den entscheidenden Szenen auch "ein bisschen Schärfe". Das traf sowohl auf die schwache Abwehrarbeit beim Gegentor zu - Pavel Kaderabek stand viel zu weit von Torschütze Hinteregger weg -, als auch auf eine mitentscheidende Szene kurz vor dem Pausenpfiff: Da kam Lukas Rupp zu spät aus dem Abseits vor Eintracht-Torwart Kevin Trapp, sodass Schiedsrichter Daniel Siebert dem vermeintlichen Ausgleich von Denis Geiger zurecht die Anerkennung verwehrte. Ein zweiter Hoffenheimer Treffer durch den eingewechselten Ishak Belfodil in der Nachspielzeit zählte wegen Abseits zudem nicht. Insgesamt spielte Hoffenheim zwar gefällig, aber harmlos.

Die letzte Gier fehlte der Elf beim Debüt von Schreuder vorne und hinten. Der Traum von mehr Stabilität in der Hintermannschaft war schon kurz nach dem Anpfiff ausgeträumt. Die Hoffnung, die Gegentorflut (52) der vergangenen Saison einzudämmen, ruht ja vor allem auf Einsätze von Benjamin Hübner. Der großgewachsene Abwehrspieler verpasste verletzungsbedingt mehr als zwei Drittel der letzten Saison, unter anderem wegen einer Kopfverletzung. Am Freitag bekam Hübner im Training den Ball wieder aus kurzer Distanz an den Kopf - zwar schlossen Untersuchungen im Krankenhaus eine schwere Verletzung aus, aber in Frankfurt fehlte der neue, alte Hoffnungsträger wegen Beschwerden im Nackenbereich.

Stattdessen setzte Schreuder in der Dreierabwehrkette auf Kevin Vogt (zentral), Ermin Bicakcic (links) und Stefan Posch (rechts.) Aber vor allem die rechten Deckungsseite war gegen den schnellen Frankfurter Flügelflitzer Filip Kostic überfordert, immer wieder übersprintete der Serbe Kaderabek und Posch. Kritisieren wollte Schreuder seine Spieler deswegen nicht, Kostic sei eben ein guter Spieler, erklärte er schmallippig, aber zutreffend. Schreuder trägt das Herz in der Öffentlichkeit nicht so auf der Zunge wie sein Vorgänger Julian Nagelsmann. Allerdings zeigte sich der 46-Jährige auch nicht als Schönredner. Die fehlende Durchschlagskraft im Angriff war auch Schreuder aufgefallen, die beiden Zugänge Ihlas Bebou (Hannover) und Robert Skov (FC Kopenhagen) deuteten ihr Potenzial lediglich an. Schreuder urteilte klar: "Man hat bei Robert gesehen, dass das Tempo in Deutschland höher ist als in Dänemark."

Erst in der Schlussphase wurde die TSG gefährlich, als der in der Vorbereitung lange verletzte und eingewechselte Belfodil für mehr Wind sorgte. In Frankfurt fehlten den Hoffenheimern nicht nur merklich die Weggänge Kerem Demirbay, Nadiem Amiri (beide Leverkusen), Joelinton (Newcastle United) und vor allem der linke Flügelflitzer Nico Schulz (Dortmund). Es fehlte in jedem Mannschaftsteil auch der potenziell wichtigste Spieler wegen Verletzung: hinten Hübner, in der Mitte Florian Grillitsch (Oberschenkelprobleme) und vorne Andrej Kramaric (Knieprobleme). Und im Mittelfeld spielten in Rudy, Rupp und Geiger drei Profis, die noch Spielpraxis brauchen. Insgesamt müssen noch viele Spieler wachsen oder gesund und topfit werden. Ein Sieg gegen Bremen im ersten Heimspiel am kommenden Samstag würde beim Reifeprozess mit dem neuen Trainer helfen.

Schon "topfit" sei Rekordtransfer Diadie Samassekou (Salzburg), findet Schreuder, er wechselte den Mann aus Mali nur drei Tage nach dessen Verpflichtung gleich ein (64. für Rupp). Und vielleicht holt die TSG ja noch Stürmer Kasper Dolberg von Ajax Amsterdam, dem letzten Verein von Trainer Schreuder.

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