"Dominanz des Autos brechen"

So soll die Verkehrswende auf dem Land gelingen

Das hat Verkehrsminister Hermann vor - Mehr Busse und Bahnen, weniger Autos

08.07.2019 UPDATE: 09.07.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Zwei Drittel aller Arbeitnehmer nutzen landesweit das Auto für ihren Weg zur Arbeit - die Staus zu den Stoßzeiten sind allerdings inklusive. Foto: vaf

Von Christopher Hirsch und Christian Altmeier

Leonberg/Heidelberg. Weniger Autos, mehr Busse und Bahnen: Mit einer Verkehrswende auf dem Land will Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Ausstoß von Treibhausgasen senken. "Wir müssen deutlich mehr tun, um die Klimaschutzziele zu erreichen, gerade auch im ländlichen Raum", sagte er am Montag in Leonberg. Anlass war eine Tagung, für die Hermann die Leitfrage formulierte: "Wie sieht die Verkehrswende im ländlichen Raum aus?"

Eine Untersuchung verdeutlicht die Herausforderungen: Im Südwesten bewältigen die Menschen in ländlichen Kleinstädten und Dörfern demnach nur 12 Prozent aller zurückgelegten Kilometer mit dem öffentlichen Verkehr. In den Metropolen Baden-Württembergs sind es 34 Prozent. Umgekehrt werden in ländlichen Kleinstädten und Dörfern 84 Prozent der Strecke mit dem Auto zurückgelegt. "Diese Dominanz müssen wir brechen", sagte der Verkehrsminister.

Hermann forderte eine dichtere und längere Taktung des öffentlichen Verkehrs. Als Land sorge man dafür, dass Nahverkehrszüge bis 2025 an jedem Ort mindestens stündlich führen, von 5 bis 24 Uhr. Darüber hinaus forderte er mehr Busse und Busspuren, Verleihsysteme und Sharing-Lösungen, also die gemeinschaftliche Nutzung etwa von Autos.

Dennoch werde man die Anteile des Autoverkehrs nicht so weit reduzieren können wie in Städten, räumte der Minister ein. Der Studie zufolge stieg der Anteil der Kilometer, die die Menschen im Land als Fahrer eines Autos zurücklegten, zwischen 2008 und 2017 sogar an. "Wenn schon Auto, dann wenigstens zu zweit fahren oder zu dritt fahren und in einem klimafreundlichen Auto", forderte der Minister.

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Wolf Engelbach vom Verkehrsministerium sieht in der Auswertung Anzeichen dafür, dass sich politische Maßnahmen auszahlen: Es gebe Unterschiede zwischen den Städten und Regionen.

Die Zahlen zeigen einen Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit der Befragten mit der Infrastruktur und den genutzten Verkehrsmitteln. Freiburg, Karlsruhe und Mannheim etwa befinden sich bei der Bewertung des ÖPNV im oberen und Heilbronn, Reutlingen und Friedrichshafen im unteren Bereich. Lediglich in Stuttgart scheint die starke Nutzung von der Bewertung losgelöst zu sein. Für den Fahrradverkehr verzeichnen Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe gute Bewertungen bei starker Nutzung. Stuttgart und Pforzheim liegen am unteren Ende. Heidelberg liegt mit einem Anteil von 26 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad landesweit auf Platz eins.

Auch der Rhein-Neckar-Kreis schneidet beim Radverkehr gut ab. Mit 13 Prozent Anteil an den Wegen nimmt er die Spitzenposition bei den Landkreisen ein. Insgesamt werden hier 42 Prozent aller Wege ohne Auto zurückgelegt, darunter 20 Prozent zu Fuß und neun Prozent mit dem ÖPNV. Ganz vorne steht der Landkreis Tübingen, wo fast jeder zweite Weg (49 Prozent) ohne Auto zurückgelegt wird. Bei den Städten liegt Freiburg mit 66 Prozent Wegen ohne Auto vorn.

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