Edingen-Neckarhausen

Abschied von fast 100 Jahren Gemeinderats-Erfahrung

Sieben Gemeinderäte wurden aus Gremium verabschiedet - Gerd Brecht war 35 Jahre lang dabei

27.06.2019 UPDATE: 28.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Michaela Keinert, Lukas Schöfer (v.l.) und Eberhard Wolff (M.) verpassten den Wiedereinzug in den Gemeinderat. Hans Stahl (3.v.l.), Irene Daners und Wolfgang Jakel (2.v.r.) traten bei der Wahl nicht mehr an. Auf dem Bild fehlt Gerd Brecht, der nach 35 Jahren im Gremium einen Schlussstrich zog. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Sieben Gemeinderäte verabschiedete Bürgermeister Simon Michler am Mittwochabend aus dem Gremium. "Das ist recht viel. Sie alle haben viel bewegt in den vergangenen fünf Jahren", sagte er. Einige Projekte seien zwar noch am Laufen, doch vieles sei bereits abgeschlossen. Entscheidende Beschlüsse seien in der letzten Legislaturperiode gefallen.

Der Bürgermeister nannte einige Meilensteine: Die Einrichtung der Fischkinderstube, die "Mammutaufgabe" der Flüchtlingsunterbringung und die Errichtung der Wohnanlage am Nussbaum. Die Verabschiedung des Kita- und Schulkonzepts als "großes Thema" im Zusammenhang mit dem Neubau von Kindergärten, deren Erweiterungen oder Sanierungen.

Michler erwähnte die großen Bebauungspläne Neckarhausen-Nord, die Umsiedlung des Tennissports in Edingen, wo die Gemeinde neu bauen will, das geplante Gewerbegebiet, das Baugebiet "Wingertsäcker" gegenüber der Bäko, die Wiedereinführung des Ruftaxis und die Anschaffung eines Luftkissenboots für die Feuerwehr. "Das alles zeigt, dass wir uns um sämtliche Bereiche dieser wunderschönen Gemeinde gekümmert haben." Und er betonte: "Sie alle haben Großes für die Gemeinde geleistet."

Mit Gerd Brecht, Irene Daners, Wolfgang Jakel und Hans Stahl verließen vier Gemeinderäte freiwillig den Rat. Drei weitere schafften den Wiedereinzug nach einer Amtszeit nicht mehr: Michaela Keinert (CDU) wirkte recht entspannt, Lukas Schöfer (CDU) und Eberhard Wolff (SPD) hingegen eher nachdenklich und ernst.

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"Alterspräsident" Gerd Brecht, 35 Jahre lang im Amt und langjähriger Fraktionsvorsitzender der Grünen, später der Offenen Grünen Liste, fehlte in der Sitzung. "Mit ihm geht ein großer Schatz an Erfahrungen verloren", sagte Anne Heitz namens der OGL. Brecht sei einer der loyalsten und beständigsten Menschen, die sie kenne. Die OGL gewann bei der Kommunalwahl einen Sitz hinzu.

"Der Verlust schmerzt uns sehr", meinte CDU-Fraktionssprecher Bernd Grabinger mit Blick auf Michaela Keinert und einen der jüngsten Gemeinderäte, Lukas Schöfer. Bei beiden habe sich die Fraktion bereits bedankt. "Wir wünschen uns, dass sie uns weiter mit ihren Ratschlägen versorgen." Durch das Wahlergebnis verkleinert sich die CDU-Fraktion von sieben auf fünf Sitze.

"Wir verlieren unseren Fraktionsvorsitzenden", sagte Klaus Merkle namens der Unabhängigen Bürgerliste aus FDP und Freien Wählern (UBL). Hans Stahl, insgesamt 16 Jahre im Amt, aber auch allen anderen scheidenden Räten gebühre Dank. Die Arbeit sei nicht immer einfach, der Zeitaufwand sehr hoch.

Stahl war früh politisch aktiv, gründete 1974 die Unabhängige Jugend, kämpfte für die Selbstverwaltung des Jugendzentrums und ums Edinger Schlösschen. Hier übernahm er nach Gründung sofort den Vorsitz des Fördervereins und war von 1981 bis 1994 Vorsitzender des FDP-Ortsverbands. Als Finanzbeamter ist Stahl ein Mann der Zahlen, er hielt die Haushaltsreden. Die UBL behielt ihre sechs Sitze.

"Wir verlieren 47 Jahre Arbeit für den Gemeinderat", erklärte Thomas Zachler. Er erinnerte an viele Projekte, die Irene Daners (25 Jahre), Wolfgang Jakel (17 Jahre) und Eberhard Wolff begleiteten. Die Orangerie im Schlosspark war Daners‘ besonderes Anliegen. Und sie war es auch, die eine Fährhotline für Schulkinder einrichtete, als der Fußgängersteg an der Eisenbahnbrücke wegen Sanierungsarbeiten zu war. Kinder lagen ihr immer am Herzen. Wolfgang Jakel kämpfte für den Dachausbau, als die Rathaussanierung und -erweiterung anstand, Eberhard Wolff war "die Edinger Stimme" der SPD. Der frühere Schulleiter ist seit 40 Jahren im SPD-Ortsverein aktiv. Die SPD verlor einen Sitz.

Irene Daners hielt eine launige Abschiedsrede, zitierte aus einem Leserbrief ihres verstorbenen Mannes, der 1992 das "Possenspiel" um die Bebauung der Wingertsäcker-Wiese kommentierte, entschuldigte sich, dass sie manchmal "ein wenig nervig" sein konnte, und bedankte sich bei der Verwaltung, allen Kollegen und ihren Wählern.

Dem neuen Gremium wünschte Daners "alles Gute" und empfahl die Nachsitzungen. "Zum Kennenlernen und entspannen."

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