Weinheim

Das wollen die Stadtwerke gegen Plastik unternehmen

An vier Anlaufstellen 10.000 Einwegflaschen sammeln - Erlös für umweltfreundliche Alternative - Aus Plastikflaschen wird Trinkbrunnen

13.06.2019 UPDATE: 14.06.2019 05:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Stadtwerke-Azubi Michele Mastrolorito (l.) und Geschäftsführer Peter Krämer machen es schon mal vor: In Weinheim kann man jetzt an je zwei Anlaufstellen in der West- und in der Innenstadt Plastikflaschen abgeben. Foto: Kreutzer

Von Günther Grosch

Weinheim. Verpackungsfolien, Einweggeschirr, Tüten zum Abreißen, PET-Flaschen: "Wer schwimmt schon gern in Plastik?" und "Plastik - weniger ist Meer". Das sagt Peter Krämer. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim wehrt sich schon seit Langem gegen die Flut an Plastikartikeln.

Gemeinsam mit den Auszubildenden Lukas, Michele, Laura, Jan, Marius, Sina, Larissa, Fabian, Adrian, Jonas und Marco haben die Stadtwerke deshalb Mitte der Woche ein Projekt gestartet. Dabei sollen Weinheimer Bürger in einem ersten Schritt und bis Donnerstag, 25. Juli, 10.000 Plastikpfandflaschen sammeln und an vier Stellen der Stadt abgeben.

Weinheimer, die das Pfand ihrer Plastikflaschen spenden wollen, können die sauberen Flaschen im Hallenbad Weinheim (HaWei) in der Mannheimer Straße 11, bei den Stadtwerken im Breitwieserweg 5, im Bürgerbüro am Dürreplatz und in der Stadtbibliothek (Luisenstraße 5/1) zu den jeweiligen Öffnungszeiten loswerden.

Zum Abschluss des Projekts verdoppeln die Stadtwerke den Erlös des damit gespendeten Pfandes zugunsten eines guten Zwecks: der Errichtung eines öffentlichen Wasserspenders für Weinheim. "Wer in Zukunft in der Innenstadt unterwegs ist und eine Trinkflasche mitbringt, kann dort seinen Durst mit Trinkwasser stillen. Das ist günstiger als Wasser aus Einweg-Getränkeverpackungen und auch gesünder", bezieht sich Krämer auf das Umweltbundesamt.

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Dieses empfiehlt, Leitungswasser auch verstärkt als Durstlöscher zu nutzen. Denn die ökologischen Folgen des Konsums von abgefülltem Wasser sind erheblich: Rund 21 Milliarden Einwegflaschen werden in Deutschland jedes Jahr gekauft, die meisten gefüllt mit Mineralwasser.

Lag der Pro-Kopf-Konsum von Mineral- und Heilwasser in den 1970er-Jahren noch bei etwa 30 Liter pro Jahr, ist er inzwischen auf über 150 Liter angestiegen.

In Weinheim fallen jedes Jahr rund 3,5 Millionen Plastik-Wasserflaschen an. Das hat Krämer aus Angaben der "Informationszentrale Deutsches Mineralwasser" hochgerechnet. Diese legt übrigens auch die oben genannten Verbrauchsdaten zugrunde. 54 Prozent der deutschlandweit vertriebenen Mineralwasserflaschen sind aus Plastik.

Die meisten davon wiederum sind Einwegflaschen. Bei 45.000 Weinheimern sei er so auf die Zahl von dreieinhalb Millionen Plastikflaschen gekommen, die in der Zweiburgenstadt Jahr für Jahr anfallen, hatte Krämer bereits letzten Sommer im RNZ-Interview erläutert.

Aber damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht: Annähernd 220 Kilo Plastikmüll verursacht jeder Deutsche pro Jahr, so Krämer. Auch wenn die Recyclingquote hierzulande hoch ist: "Jedes Stück Plastik, das dennoch in die Umwelt gelangt, ist schädlich für Lebewesen und Natur, weil es über Gewässer in die Weltmeere gelangt und eine Gefahr für die Umwelt und viele Meerestiere ist."

In jedem Quadratkilometer Meer schwimmen heute schon bis zu 46.000 Teile Plastikmüll, bezieht sich Krämer auf Angaben des World Wildlife Fund (WWF). Tierische Meeres- und Strandbewohner verwechseln den Müll mit Nahrung, fressen Kunststoffteile und ersticken oder verhungern qualvoll. Auch die Strände an Nord- und Ostsee sind zunehmend verunreinigt.

Auch das angeblich vorbildliche deutsche Recyclingnetz hat Lücken: Erst kürzlich hat ein Recherchenetzwerk aufgedeckt, wie deutscher Plastikmüll auf Deponien in Südostasien gelangt. "In welches Land unser Müll verschifft wird, und was dort mit ihm passiert, unterliegt nicht mehr unserer Kontrolle als Verbraucher. Besser erst gar nicht verursachen", ruft Krämer zu einem erhöhten Bewusstsein für Müllvermeidung auf.

Und was geschieht mit den 10.000 Plastikflaschen, welche die Weinheimer spenden sollen? Natürlich werden die Stadtwerke die Plastikflaschen sachgerecht entsorgen, so Krämer. Zu viel verraten möchte der Stadtwerke-Geschäftsführer darüber hinaus aber noch nicht. Nur so viel: "Das Ergebnis der Aktion wird vom 26. bis 28. Juli im HaWei zu sehen sein."

Ein dickes Lob hält Krämer für die Stadtwerke-Azubis bereit, die das Projekt tatkräftig organisieren. Bei dem kommunalen Unternehmen lege man nicht nur Wert auf eine fundierte Ausbildung, sondern großes Augenmerk auch auf das Vermitteln gesellschaftlicher Werte. So hatten sich die Azubis in den zurückliegenden Jahren bereits für Kindergärten und Seniorenheime engagiert und ein Herz für Tiere gezeigt.

Ort des Geschehens

"Das alljährliche Azubiprojekt stärkt einerseits das Wir-Gefühl der jungen Menschen untereinander, andererseits vermittelt es die Bedeutung von sozialem Engagement und fördert die Persönlichkeitsentwicklung", so der Stadtwerke-Chef. Weil die Dimensionen in diesem Jahr erheblich größer sind, unterstütze diesmal das gesamte Team der Stadtwerke das Projekt.

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