Wahl in Schriesheim

Wenn YouTube die Wahl beeinflusst

Lucas Lorenz (18) wählte am Sonntag zum ersten Mal - Diskussion ums Urheberrecht als Knackpunkt

23.05.2019 UPDATE: 27.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten

"Es geht um die Zukunft des Landes": Für Lucas Lorenz und seine Mutter Elke Ibach-Lorenz ist Wählengehen selbstverständlich, ihre Themen unterscheiden sich jedoch. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (fjm) Die Sonne scheint, die Wahllokale sind seit zweieinhalb Stunden geöffnet - doch in der Strahlenberger Grundschule hält sich der Andrang gegen 10.30 Uhr noch in Grenzen. "33 Wähler bis jetzt", sagt Kirsten Fontius, die mit drei Mitstreitern die Frühschicht im Klassenzimmer der 3 b übernommen hat. An der Wand prangt das erste "Geheimnis einer guten Klassengemeinschaft": "Ich kann meine Meinung sagen, egal ob es anderen passt oder nicht." Seit 2004 ist die Verwaltungsmitarbeiterin mit einer Ausnahme bei allen Wahlen in Schriesheim im Einsatz gewesen. Um 7.15 Uhr ging es los, um 12.30 Uhr ist Pause, nach 18 Uhr geht es mit der Auszählung weiter.

Nebenan, im Klassenzimmer der 3 a, haben gerade Lucas Lorenz und seine Mutter Elke Ibach-Lorenz ihre Stimmen für Europa-, Kreistags- und Kommunalwahl abgegeben. Was bei manchen Wählern am Vormittag die Verweildauer in den Kabinen deutlich verlängert, bereitet dem 18 Jahre alten Erstwähler kein Kopfzerbrechen: "100 Prozent", antwortet er auf die Frage, wie sicher er sich sei, ob er den grünen Stimmzettel korrekt ausgefüllt hat. "Stand ja alles drauf", fügt Lucas an und lächelt.

Seine Stimmen habe er bei Gemeinderats- und Kreistagswahl über mehrere Fraktionen hinweg verteilt, sagt er, als er nach seinem ersten Urnengang auf der Terrasse über dem Zehntkeller die Sonne genießt: "Ich habe mich darauf verlassen, welche Leute ich kenne und wem ich vertraue." Seine Freunde wollten ebenfalls wählen gehen, versichert Lucas. "Es gab nur eine Person, die gesagt hat, dass sie nicht wählen gehen will - wir haben dann zu zehnt auf sie eingeredet, dass sie es doch tun soll." Es gehe schließlich um die Zukunft des Landes.

Für die Europawahl hat sich Lucas vor allem über YouTube informiert - mit Videos über die Parteiprogramme, die er für ausgewogen hielt. Die Internetplattform war für ihn auch ein Knackpunkt bei der Entscheidung, wem er seine Stimme geben will: "Die Diskussion ums Urheberrecht und ,Artikel 13‘ hat gezeigt, wie krass der Einfluss von Lobbyisten in Brüssel ist", sagt Lucas. "Deshalb sind mir Parteien mit jüngeren Kandidaten wichtig, die dieses Thema überhaupt verstehen."

Ergebnis für den Gemeinderat wird heute um 16 Uhr erwartet

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Für seine Mutter Elke Ibach-Lorenz stand die Entscheidung schon früher fest: "In meinem Alter hat man meistens schon eine politische Richtung, an der sich auch vor der Wahl gar nicht mehr so viel ändert", sagt die 59-Jährige.

In Sachen Kommunalwahl ist die Situation eine andere: Sie lese ab und zu die Protokolle der Gemeinderatssitzungen, nennt Ibach-Lorenz ihre Hauptquelle für Informationen. "Die Wahlstände auf dem Wochenmarkt habe ich eher vermieden, die schiere Masse hat mich erschlagen." Wie ihr Sohn habe sie ihre Stimmen auf mehrere Listen verteilt.

Das dürfte die Arbeit für ihren Mann, Georg Lorenz, erschweren: Er ist am Sonntag und Montag als Wahlhelfer im Einsatz. Er schiebe Frühschicht, sagt seine Frau. Danach will die Familie erst einmal die Sonne genießen und zusammen grillen, abends beginnt für Georg Lorenz die Auszählung der Stimmen, die sich gerade bei der Kommunalwahl durch Kumulieren, Panaschieren und das komplizierte System der unechten Teilortswahl in die Länge zieht.

Das Ergebnis für Gemeinderat und Ortschaftsräte wird erst für Montag, 16 Uhr, erwartet. Offiziell festgestellt wird es am Mittwoch um 18 Uhr bei der öffentlichen Sitzung des Wahlausschusses.

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