Heidelberg

Das ist das Ergebnis der Klimakonferenz

Internationale Klimakonferenz geht mit Heidelberger Erklärung zu Ende - Beitrag zum UN-Gipfel - Über 1500 Menschen auf der Straße

23.05.2019 UPDATE: 24.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Rund 1500 Menschen - die Veranstalter sprachen sogar von mehr als 2000 - zogen gestern im Rahmen der Demonstration "Fridays for Future" durch die Altstadt. Vor der Stadthalle, wo die Klimakonferenz stattfand, machten die Klimaschützer lautstark auf sich aufmerksam. Foto: Rothe

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Akteure aller staatlichen Ebenen haben sich bei der "International Conference on Climate Action" (ICCA) zu einer verstärkten Zusammenarbeit verpflichtet. Vertreter von 102 Staaten verabschiedeten zum Abschluss der zweitägigen Klimakonferenz in Heidelberg eine "Partnerschaftserklärung zum gemeinsamen Klimaschutz". Auf dieser Grundlage sollen Staaten, Regionen und Kommunen auf Augenhöhe und in enger Verzahnung den Klimaschutz vorantreiben. Die Heidelberger Erklärung soll in einer erweiterten Form Deutschlands Beitrag für den New Yorker UN-Klimagipfel im Herbst sein.

"Die Konferenz hat Mut gemacht", sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei der Abschlusspressekonferenz am Donnerstagnachmittag in der Heidelberger Stadthalle. 2019 sei das Jahr des Handelns im Klimaschutz, betonte Schulze. Vor allem die Städte könnten noch mehr tun, etwa beim Wohnungsbau, beim Nahverkehr oder der Abfallentsorgung. Gleichzeitig machte Schulze klar, dass es den Städten bislang an entsprechender Autorität fehle, um einen stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können.

Auch Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner betonte die Rolle der Kommunen: "Wir als Städte wollen Mutmacher sein und mit gutem Beispiel vorangehen." Neben einer Rahmengesetzgebung brauche es mehr Zusammenarbeit von der lokalen bis zur nationalen Ebene. Der Schutz des Klimas sei ein Generationenprojekt, sagte Franz Untersteller, Baden-Württembergs Umweltminister. Der Kongress habe gezeigt, dass man nun handeln müsse - auf allen Ebenen. "Die nächsten Jahre entscheiden, ob wir den Klimawandel noch eindämmen können."

_______________________________________________________

Auch interessant
Leser zu den Klima-Demos: "Marktplatz in 'Gretchen-Thunberg-Platz' umbenennen"
Heidelberg: "Fridays for Future"-Demo anlässlich der Klimakonferenz (plus Video)
Heidelberg: Klimakonferenz startet heute

Die Welt retten kann ganz schön anstrengend sein. Die Mittagspause am zweiten und letzten Tag der "International Conference on Climate Action" (ICCA) nutzte der ein oder andere Besucher, um auf dem Montpellierplatz neben der Stadthalle einfach mal kurz die Augen zu schließen. Durchatmen. Stille. Erst wenige Minuten zuvor hatte direkt nebenan noch ein Sturm über den Neckarstaden getost: Die Aktivisten von "Fridays for Future" hatten zur Großdemo aufgerufen. Diesmal nicht am Freitag, sondern am Donnerstag. Denn sie wollten die unmittelbare Aufmerksamkeit derjenigen, die hier, in Heidelberg, über ihre Zukunft entscheiden sollten.

Eckart Würzner, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Landesumweltminister Franz Untersteller und Ifeu-Geschäftsführer Lothar Eisenmann (v.l.) traten am Donnerstag vor die Presse. Foto: Rothe

"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!", brüllten, klatschten und trommelten rund 1500 Menschen - die Veranstalter sprachen von mindestens 2000 - vor der Stadthalle. "Die Stimmung ist phänomenal, einfach toll, wie viele Leute wieder mit dabei sind", sagt Lukas Weber, einer der Heidelberger Organisatoren. Seine Mitstreiterin, Schülerin Anna Helfrich, lud durchs Mikrofon alle Besucher der ICCA dazu ein, sich dem Zug durch die Altstadt anzuschließen.

Hintergrund

Stimmen

> Rahul Sengupta, Indien: "Es war eine großartige Veranstaltung hier, in Heidelberg, die Menschen verschiedener Hintergründe aus diversen Regionen der Welt zusammengebracht hat. Gleichzeitig hatte die Konferenz im Gegensatz

[+] Lesen Sie mehr

Stimmen

> Rahul Sengupta, Indien: "Es war eine großartige Veranstaltung hier, in Heidelberg, die Menschen verschiedener Hintergründe aus diversen Regionen der Welt zusammengebracht hat. Gleichzeitig hatte die Konferenz im Gegensatz zu manch anderen einen klaren Fokus. Natürlich wäre es besser gewesen, wäre das Ganze länger gegangen als nur zwei Tage."

> Sadredin Alipour, Iran: "Das Thema Klima geht alle Menschen auf diesem Planeten an. Die Konferenz bot eine gute Möglichkeit, über verschiedene Konzepte zu diskutieren, wie wir den Klimawandel in den Griff bekommen können - zum Beispiel die Energieversorgung in Großstädten und Megacities. Heidelberg ist ein gutes Beispiel, wie man Moderne und Nachhaltigkeit miteinander verbinden kann."

> Telly Chauke, Südafrika: "Die Konferenz in Heidelberg abzuhalten, war eine tolle Idee. Die Stadt ist wirklich sehr schön und so nah an der Natur. Im Rahmen dieser zwei Tage gab es tolle Workshops und viele Möglichkeiten zur Interaktion und zum Netzwerken. Die Ergebnisse aus Heidelberg sollten wir mitnehmen in die Zukunft."

> Hirotaka Koike, Japan: "Auf dieser ICCA sind die Leute definitiv mehr ins Gespräch gekommen als bei anderen Konferenzen. So viel Neues und Bahnbrechendes habe ich hier allerdings nicht erfahren. Was mir gut gefallen hat: Die Konferenz stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit, es gab also etwa keine Plastikbecher oder kein Fleisch." pne

[-] Weniger anzeigen

Die meisten der rund 800 Konferenzbesucher aus aller Welt zogen es vor, sich das Mittagessen schmecken zu lassen. Und dennoch gab es Einzelne, die sich den Trubel vor der Stadthalle nicht entgehen lassen wollten. Jean Pierre Elong Mbassi aus Kamerun etwa, der meinte: "Die jungen Leute demonstrieren, um uns daran zu erinnern, dass wir handeln müssen und uns um ihre Zukunft kümmern müssen." Es sei traurig, dass die Jugendlichen überhaupt auf die Straße gehen müssten, sagte die Heidelbergerin Martina Berner-vom Feld. Sie zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Demonstranten: "Man merkt: Die beschäftigen sich intensivst mit dem Thema und haben uns Älteren wirklich etwas zu sagen." Es sei absolut angemessen, dass die junge Generation sich Luft mache, fand auch Leshan Moodliar, die aus Südafrika nach Heidelberg gekommen war. "Die Kinder und Jugendlichen verstehen die Probleme, die die Zukunft mit sich bringt, besser als wir."

Oberbürgermeister Eckart Würzner kam immerhin kurz vor die Tür, um den Organisatoren die Hand zu schütteln. Zu den Demonstranten sprechen wollte er nicht. Vielleicht auch deshalb, weil er sich kurze Zeit später im Presseraum auf einem Stuhl niederließ, um ein erstes offizielles Fazit zu ziehen. "Mit der Konferenz wurde uns noch einmal deutlich, wie notwendig es ist, dass wir uns noch konsequenter für den Klimaschutz einsetzen", so Würzner. Die zahlreichen Demonstrationen während der zwei Tage hätten ihn und die anderen Konferenzteilnehmer noch einmal darauf hingewiesen: "Macht mehr!"

Hintergrund

Das Ergebnis der Klimakonferenz

Zwei Tage haben rund 800 Besucher aus aller Welt darüber diskutiert, wie man das Klima retten kann. Das vorläufige Ergebnis heißt: "Partnership Declaration on Collaborative Climate Action". In dieser Erklärung bekennen

[+] Lesen Sie mehr

Das Ergebnis der Klimakonferenz

Zwei Tage haben rund 800 Besucher aus aller Welt darüber diskutiert, wie man das Klima retten kann. Das vorläufige Ergebnis heißt: "Partnership Declaration on Collaborative Climate Action". In dieser Erklärung bekennen sich Staaten, Städte und Kommunen zu mehr Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Umsetzung des Pariser Abkommens und der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung. Ziel ist es, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Die Erklärung enthält Handlungsempfehlungen für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. So sollen unter anderem bestehende Hürden wegfallen, wenn es um die finanzielle Förderung von kommunalen Klimaschutzprojekten geht.

Das endgültige Ergebnis der Heidelberger Klimakonferenz steht noch aus. Dieses "Heidelberg Outcome" soll in einer erweiterten Form Deutschlands Beitrag für den New Yorker UN-Klimagipfel im Herbst sein. Schwerpunkt für den deutschen Part wird dabei die Rolle der Städte für den Klimaschutz sein. (pne)

[-] Weniger anzeigen

"Ich finde es sehr gut, dass uns die jungen Leute im Nacken sitzen", sagte Umweltministerin Svenja Schulze. Doch die Welt retten - das sei nun einmal nicht so einfach, wie Schulze erklärte. "Ich kann den Leuten nicht von heute auf morgen die Hälfte ihrer Arbeitsplätze wegnehmen." Dennoch: Es werde sich etwas ändern, versprach sie: "2019 ist das Jahr des Handelns im Klimaschutz." Hier, am Neckar, habe man gesehen, dass es das Wissen und den Willen gebe, gemeinsam zu handeln, das Pariser Klimaabkommen umzusetzen. "Wir können es schaffen", so Schulze.

Wenn man es schaffen wolle, müssten alle Beteiligten möglichst bald in die Gänge kommen, mahnte Franz Untersteller, Umweltminister Baden-Württembergs: Die nächsten Jahre seien entscheidend dafür, ob man den Klimawandel eindämmen könne. "Wir", sagte Untersteller, "entscheiden, ob künftige Generationen noch eine Zukunft auf dem Planeten haben."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.