Neckartalkaserne Neckarelz

Kommen bis zu 1300 Tonnen Sondermüll hierher?

Bayerisches Unternehmen GSB will Sonderabfälle in der ehemaligen Neckartalkaserne zwischenlagern – Keine Behandlung und keine Verbrennung vor Ort

17.02.2019 UPDATE: 18.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
In der ehemaligen Neckartalkaserne auf dem Hardhof sollen gefährliche und ungefährliche Sonderabfälle zeitweilig zwischengelagert werden. Das in Bayern beheimatete Unternehmen GSB will eine Halle mit einer maximalen Kapazität von 1300 Tonnen dafür nutzen. Eine Verbrennungsanlage soll dagegen nicht gebaut werden, versichern die Verantwortlichen. Foto: A. Rechner

Von Alexander Rechner

Mosbach-Neckarelz. Es ist ruhig vor der Halle - noch. Dort, wo ehemals Fahrzeuge der Bundeswehr untergebracht waren, könnten künftig Sonderabfälle zwischengelagert werden. Beschlossen ist zwar noch nichts, aber die Prüfung läuft. Denn das Regierungspräsidium Karlsruhe hat einen Antrag des Unternehmens GSB Sonderabfall Entsorgung Bayern GmbH auf dem Tisch liegen. Dieses will Sondermüll in der ehemaligen Neckartalkaserne in Neckarelz zeitweilig lagern. Dazu möchte die bayerische Firma, die sich auf die Entsorgung gefährlicher Abfälle spezialisiert hat, vom Entsorgungsunternehmen "Inast" (das 2017 das ehemalige Kasernenareal übernommen hat) eine Halle pachten. Dies bestätigten GSB-Prokurist Peter Pentenrieder und Inast-Geschäftsführer Gerd Schaller beim Vor-Ort-Termin, der auch dazu diente, über die Pläne auf dem Hardberg zu informieren.

Das Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge mehrheitlich (zu rund 80 Prozent) dem Freistaat Bayern gehört, will in dieses Projekt einen mittleren sechsstelligen Betrag investieren. Dieses Geld soll in die Ertüchtigung der bereits bestehenden Halle fließen, schildert GBS-Projektleiter Matthias Leitner.

Das Besondere: Das Regierungspräsidium Karlsruhe klassifiziert das Vorhaben angesichts der beantragten Lagerkapazitäten als einen "(Störfall-) Betrieb der oberen Klasse". Das Projekt unterliege den Anforderungen der Störfallverordnung. Eine etwaige Skepsis in der Bevölkerung wollen daher die GSB-Verantwortlichen auch sogleich ausräumen: Die Lagerung erfolge in einer abgeschlossenen Halle mit "allen hierfür erforderlichen Sicherheitseinrichtungen", erläutert Leitner. So werde es eine Zutrittskontrolle geben, ergänzt Inast-Geschäftsführer Rouven Schaller. Außerdem unterliegt der Betrieb des Zwischenlagers laut Matthias Leitner einer behördlichen Kontrolle.

Immerhin soll in der Halle die Möglichkeit bestehen, maximal 1300 Tonnen Sonderabfälle zwischenzulagern. Bei dem Sondermüll soll es sich um gefährliche Stückgut-Abfälle handeln, schilderte der Projektleiter. Nach Darstellung des Regierungspräsidiums sind darunter Säuren, Basen, brennbare und entzündliche Flüssigkeiten und Feststoffe wie Lacke und Lösungsmittelrückstände sowie giftige Stoffe zu verstehen. Wobei diese laut den beiden GSB-Verantwortlichen vor allem aus Galvanik- und Lackbetrieben, aus der Automobilindustrie, metallverarbeitenden Betrieben oder kommunalen Schadstoffsammlungen aus Baden-Württemberg stammen sollen.

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Diese Abfälle wolle man getrennt in unterschiedlichen Abschnitten bis zum Abtransport zwischenlagern. "Wir werden in Neckarelz die Sonderabfälle weder um- noch abfüllen", unterstreicht Peter Pentenrieder und fügt hinzu: "Außerdem werden wir sie auch nicht behandeln." Der Müll soll später in einer Abfallverbrennungsanlage der GSB entsorgt werden. Mit Blick in die Zukunft betonen die Verantwortlichen, dass sie keine Verbrennungsanlage in Neckarelz errichten wollen. "Eine Verbrennungsanlage kommt definitiv nicht", versichert Gerd Schaller.

Vorgesehen sei, diese Abfälle solange im Mosbacher Stadtteil zu belassen, bis wirtschaftliche Transporteinheiten gebildet werden können. Jedoch: Der Sondermüll dürfe maximal bis zu einem Jahr in der Halle gelagert werden, sollte denn die Karlsruher Behörde ihr grünes Licht geben. Wobei die Genehmigung dann unbefristet wäre, erläutert Peter Pentenrieder. Als Transportwege kommen laut Rouven Schaller die Luttenbachtalstraße und der Hardhofweg in Betracht, die Straße durch die Waldsteige dagegen nicht. Eine Genehmigung vorausgesetzt, sollen GSB-Projektleiter Leitner zufolge dann zwei bis drei Mitarbeiter in Neckarelz tätig sein.

Aber warum hat sich das bayerische Unternehmen überhaupt den Mosbacher Stadtteil als Zwischenlager (das im Übrigen das erste eigenbetriebene außerhalb des Freistaates wäre) auserkoren? Peter Pentenrieder führt dazu aus, dass die Kapazitäten bundesweit ausgelastet seien. Und sein Kollege Matthias Leitner ergänzt: "Das Zwischenlager dient einer geordneten, sicheren und umweltgerechten Entsorgung der in Baden-Württemberg anfallenden Industrie-Abfälle."

Darüber hinaus erläutert Gerd Schaller, dass das Konzept des Entsorgungsunternehmens Inast aus dem Jahr 2016 diesen Bereich schon umfasst habe. Mehrere Gutachten seien in Auftrag gegeben worden, die unterschiedliche Aspekte untersucht hätten. Gegenüber der RNZ erklärt Matthias Leitner: "Gemäß dem Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Mosbach-Elztal-Neckarzimmern-Obrigheim ist die ehemalige Neckartalkaserne als Sondergebiet ,Ver- und Entsorgung / Aus- und Weiterbildung’ ausgewiesen, die bauplanerischen Voraussetzungen für das geplante Vorhaben sind somit erfüllt."

In Bezug auf das Vorhaben haben Bürger gegenüber der RNZ-Redaktion bereits einige Bedenken geäußert, unter anderem, da sich nicht weit entfernt vom geplanten Standort ein Wasserschutzgebiet befindet. Darüber hinaus bezieht sich die Skepsis auf die zeitlich unbefristete Genehmigung, andererseits auf den Transportweg der Sonderabfälle. Nun ist allerdings zunächst das Regierungspräsidium Karlsruhe am Zug und muss prüfen, ob die Voraussetzungen für eine Zwischenlagerungsgenehmigung erfüllt sind.

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