Wiesloch/Walldorf

Halle 10 im Heideldruck-Stammwerk wird zum High-Tech-Campus

Große Veränderungen stehen an: Umzug des Forscherteams nach Wiesloch soll bis Dezember abgeschlossen sein

05.09.2018 UPDATE: 06.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Auch an der Außenfassade werden Veränderungen sichtbar: für mehr Licht durch die neuen Fenster an einer der Stirnseiten der Halle. Foto: Siegfried

Wiesloch/Walldorf. (hds) Die Umbauarbeiten in Halle 10 im Stammwerk der Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch-Walldorf laufen auf Hochtouren. An einigen Seiten des Gebäudekomplexes wurden neue Fensterfronten eingelassen, um für mehr Licht im Inneren zu sorgen. Die Vorbereitungen für den großen Umzug des Entwickler- und Forschungsteams sind in vollem Gange.

Bis zum Dezember werden etwa 950 Mitarbeiter von Heidelberg nach Wiesloch ziehen, um dort im Schulterschluss mit der dann unmittelbar benachbarten Produktion ihre Arbeit aufzunehmen. Für die offizielle Eröffnung am 13. Dezember hat auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann sein Kommen angesagt. In hellen Raum-Einheiten wird künftig geforscht und entwickelt, an einer Stelle der Halle wird natürliches Licht über die geöffnete Decke einströmen, mehrere Küchen sind ins Konzept integriert und es werden unterschiedliche Farben verwendet.

"Wir wandeln uns von einem einstmals klassisch ausgerichteten ’Werk’ in einen modernen High-Tech-Campus", erläuterte Heribert Wille, Leiter der Produktion, im Gespräch mit der RNZ. Erste Schritte sind längst vollzogen. So wurde bereits vor Längerem das Print Media Center aus Heidelberg nach Wiesloch verlegt, frei gewordene Hallenkapazitäten an kleinere Start-up-Unternehmen vermietet und die digitale Ausrichtung in allen Bereichen des Unternehmens weiter ausgebaut. "Ein weiterer Schritt war, die derzeitigen Produktionsstätten zu verdichten, um so effizienter arbeiten zu können", berichtete Wille.

Noch wird fleißig in der Halle 6 auf dem HDM-Gelände in Wiesloch-Walldorf gearbeitet. Bis Ende des Jahres sollen etwa 950 Forscher und Entwickler aus Heidelberg umgezogen sein. Foto: Siegfried

Beim Rundgang durch die Hallen fällt auf, dass längst nicht mehr die klassischen Druckmaschinen im Fokus stehen. "Klar, unser eigentliches Kerngeschäft geht weiter, allerdings haben wir den künftigen Schwerpunkt auf unsere Digitalangebote gelegt." Wille fasst die Strategie von Heidelberg zusammen: "Mit eigenen formulierten Zielen und einer Vision haben wir ’Industrie 4.0’ für uns strukturiert und eine eigene Ausrichtung, die den Gegebenheiten unserer Branche entspricht, entwickelt."

In Pilotprojekten werden Lösungen, teilweise in Kooperation mit Start-ups, getestet und bei Erfolg in der Serienproduktion angewendet. Vor allem die Steuerung und Nutzung der zur Verfügung stehenden Daten. Dadurch werden Abläufe im Werk selbst verbessert, aber auch für die Kunden entstehen Vorteile, können doch über die Analyse der Datenvolumen zentral notwendige Schritte eingeleitet werden. So wird Wartungsbedarf frühzeitig erkannt und der Service rechtzeitig informiert, zudem können wertvolle Tipps an die Kunden weitergegeben werden, wie sie ihre Maschinen noch wirtschaftlicher einsetzen können. "All dies eröffnet für alle Beteiligten neue Sichtweisen", informierte Wille.

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Neues Produkt von Heidelberg: Die Ladestation für E-Autos ist seit Frühjahr auf dem Markt. Foto: Siegfried

Und dies speziell für die Mitarbeiter. In einem Krankheitsfall musste bisher ein Kollege einspringen und sich zunächst mit den anfallenden Arbeiten vertraut machen. "Das haben wir jetzt mit moderner Technik optimiert. Jeder Handgriff wird mittels grafischer Darstellung, unterstützt von einem Video, auf einem Bildschirm dargestellt, damit kann ein Mitarbeiter direkt mithilfe dieser Anweisungen arbeiten", so Robert Schaumburg, Projektleiter im Innovationsmanagement bei Heidelberg. "Wir helfen damit unseren Mitarbeitern, dass alle notwendigen Schritte für ihre Arbeit aufgezeigt werden." Dies setzt sich bei Analysevorgängen fort. Musste man bisher mit größeren Geräten hantieren, sind Überprüfungen nunmehr mittels aufgespielter Software mit dem Smartphone möglich, insbesondere wichtig bei Instandhaltungsmaßnahmen.

Speziell im Bereich der Verpackungen sind die neuen Digitaldruckmaschinen von Heidelberg auf dem Vormarsch. Im größeren Format ist das Unternehmen erfolgreich unterwegs, erst unlängst erhielt die unter dem Namen "Primefire 106" vermarktete Maschine eine internationale Auszeichnung für Flexibilität, Qualität und die Möglichkeit, jede einzelne Verpackung im Herstellungsprozess zu individualisieren. "Entscheidend ist bei all unseren Aktivitäten der perfekte Umgang mit den Daten", wiederholte sich Produktionschef Wille gerne. Umschulungs- und Trainingsprogramm wurden intern dazu angeboten. "Da setzte natürlich ein notwendiger Umdenkungsprozess bei unserer Mannschaft ein", so vor einigen Wochen der Vorstandsvorsitzende von Heidelberg, Rainer Hundsdörfer.

Und dieser Umdenkungsprozess hat auch zu völlig neuen Produkten geführt. So mag sich mancher, der auf dem Werksgelände unterwegs ist, verwundert die Augen reiben. Da stehen einige Fahrzeuge an den Hallen, die an Strom angeschlossen sind. Nicht außergewöhnlich, allerdings stammen die Boxen, aus denen der Strom fließt, aus der eigenen Produktion. Unter der Bezeichnung "Wallbox" wurde eine spezielle Ladestation entwickelt, die in Garagen und im Außenbereich eingesetzt werden kann. Der entscheidende Erfolgsfaktor für dieses Produkt ist die Elektronik im Innenleben des Gerätes. Auf diesen Sektor konnte die jahrelange Erfahrung aus dem Kerngeschäft übertragen werden. Seit Frühjahr dieses Jahres wird die "Wallbox" erfolgreich vermarktet.

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