Heidelberger Altstadt

Nach dem Brand gibt es viele offene Fragen

Ermittler gehen von 500.000 Euro Schaden aus – Gebäude nicht einsturzgefährdet – Ursache weiter unklar

28.05.2018 UPDATE: 29.05.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden

Am Tag nach dem Großbrand ist das Gebäude abgesperrt und der offene Dachstuhl mit einer Plane abgedeckt. Foto: Rothe

Heidelberg. (hob) Einen Tag nach dem schweren Brand in der St.-Anna-Gasse 3 in der Heidelberger Altstadt gibt der Hausverwalter gestern Entwarnung. "Nein, das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet", beteuert der Mann, als er gerade aus der Eingangstüre tritt. Der Bereich vor dem betroffenen Anwesen ist wohl noch die nächsten Tage mit Absperrgittern gesichert.

Ziegel könnten von dem beschädigten Dach auf die Straße fallen. Nicht zuletzt deshalb sind die Geschäfte "Blume und Vase" sowie "Papier und Form" bis auf Weiteres geschlossen. In dem Schreibwaren- und Geschenkartikelgeschäft versuchen Angestellte, sich ohne Strom im Dunkeln einen Überblick zu verschaffen. Noch ist unklar, wie viel der empfindlichen Ware zerstört ist.

Rund 500.000 Euro Schaden seien insgesamt bei dem Brand entstanden, schätzt Polizeisprecher Norbert Schätzle. Allerdings könnte sich diese Summe auch noch einmal erhöhen, schließlich ist das Wohn- und Geschäftshaus beinahe 200 Jahre alt.

Die Decken bestehen aus Holzbalken und Stroh und sind somit besonders anfällig für Schäden durch Löschwasser. Und davon hat die Feuerwehr am Sonntagvormittag reichlich verspritzt. Nachdem die Einsatzkräfte zweieinhalb Stunden kämpfen mussten, bis sie den Ausbruch des Brandes auf die umliegenden Gebäude verhindert hatten, stand der Keller kurzzeitig kniehoch unter Wasser. Die Feuerwehr musste ihn erst einmal wieder leerpumpen.

Vier Wohnungen gibt es in dem betroffenen Gebäude. Fünf von sechs Mietern sind aber derzeit in Urlaub. Beim Ausbruch des Brandes war daher nur ein Bewohner vor Ort. Nach den Auskünften des Hausverwalters wurde er "ordnungsgemäß von den installierten Rauchmeldern gewarnt" und konnte sich somit selbstständig in Sicherheit bringen. Aus den umliegenden Gebäuden wurden dagegen - laut Polizei - insgesamt 85 Personen evakuiert, darunter allein 58 Gäste des Hotels "Goldene Rose" in der St.-Anna-Gasse 5. Erst nach mehr als zweieinhalb Stunden konnten sie wieder in ihre Zimmer.

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Während die Polizei am Morgen zunächst befürchtete, dass das Gebäude möglicherweise nicht mehr standsicher sei, ist das Haus gestern Nachmittag bereits wieder vom Hausverwalter freigegeben. Alle warten nun auf die Gutachten der Versicherungsexperten. Und auf die Gerüstbauer und Dachdecker, damit diese das Haus sichern. "Ich hoffe, dass dann die Ladengeschäfte bald wieder öffnen können", sagte der Hausverwalter gegenüber der RNZ.

Die Ermittlungen zur Brandursache dauern unterdessen noch an. Spiritus, Benzin oder ähnliche Brandbeschleuniger, die auf Brandstiftung schließen lassen könnten, hat die Kriminalpolizei bislang nicht gefunden.

Dagegen bestätigte Schätzle gestern das, was am Vortag schon die Feuerwehr vermutet hatte: Dass das Feuer im Innenhof des Gebäudes ausgebrochen war. "Der war völlig zugestellt", berichtet der Polizeisprecher. Die Flammen hatten demnach leichtes Spiel und arbeiteten sich durch Fahrräder, Blumengebinde und Trockenkränze - bis sie schließlich auch noch die Holzbalkone und von dort aus einen Küchenanbau im Dachgeschoss in Brand setzten.

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