Rauenberger Künstler in Waghäusel

Eine "Schutzhütte" für Lucas Cranach

Der Rauenberger Künstler Frank Kleist zeigt neue Rauminstallation in der Friedenskirche Waghäusel - Eröffnung ist am Samstag

26.10.2017 UPDATE: 27.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden
In der evangelischen Friedenskirche in Waghäusel wird das Werk zum Abschluss des Reformationsjahres ausgestellt. ​Foto: Sabine Hebbelmann

Rauenberg/Waghäusel. (heb) Etwas erhöht steht der drei auf drei Meter große Fachwerk-Kubus aus altem Bauholz auf Stelzen, zum Teil verkleidet mit ausgemusterten Stahlplatten. Neon-Reklamen leuchten hinter Gardinenbahnen und über dem Ganzen schwebt waagrecht ein Kreuz aus Tetrapack-Milchtüten. Leer getrunken und gesammelt über Jahre, wie Frank Kleist angibt. Der Künstler aus Rauenberg, der sich selbst "Material-Maler" nennt, hat im Session-Lager in Walldorf sein Quartier aufgeschlagen und dort eine "Schutzhütte" aufgebaut. Einige Stufen führen in das Innere des Aufbaus.

"Das ist Lucas Cranach", stellt Kleist den "Bewohner" vor, eine lebensgroße, verwaschen wirkende Fotografie eines Mannes mit einer Bierflasche in der Hand und um die Schuhe gewickelten Plastiktüten, die er durch die verregnete Scheibe eines Touristenbusses aufgenommen habe. Ein Schnappschuss. "Wie gemalt", sehe der Mann aus, findet er. Ein Heiliger der Straße, dem der Künstler mit seiner Schutzhütte Obdach gibt. Ein Gitterbett ist senkrecht an einer der Stahlwände befestigt, ein anderes steht in Blickweite des "Bewohners" in der Ecke. Darin liegt auf einer Matratze aus Shampoo-Flaschen eine mit einem Vakuumierschlauch eingeschweißte Puppe. Wie das Jesuskind in der Krippe.

"Der Kirchengemeinderat war schon da und fand es gut", freut sich der Künstler. Tatsächlich will er die 300 oder 400 Schrauben, die den Probeaufbau zusammenhalten, wieder lösen und sein Werk in der evangelischen Friedenskirche in Waghäusel neu aufbauen. Die dortige Pfarrerin Charlotte Hoffmann ist eine gute Bekannte. 2013 beim Walldorfer Kunstpreis hatte sie seine künstlichen Schachtelhalme aus Limonadenverschlüssen gesehen. Nun wollte sie zum Abschluss des Reformationsjahres ein Projekt zusammen mit Kleist gestalten.

"Luther war auch ein Umher-Reisender", erklärt Kleist, der sich für "Architektur auf Zeit" interessiert, für Messestände, Zelte, Jahrmärkte und Campingplätze. Bei der SAP war der gelernte Designer vor Jahren für das Messedesign zuständig. Seit 2009 ist der 58-Jährige freischaffend - als Künstler, Musiker, Designer und Texter.

In der Friedenskirche in Waghäusel wird Kleist sein Werk mit Licht und Ton in Szene setzen und mit Schwarzlicht die Gardinen zum Leuchten bringen. Eröffnung ist am Samstag, 28. Oktober, um 19 Uhr mit der Kunsthistorikerin Dr. Christine Schumann. Der Abschluss ist für Freitag, 3. November, ebenfalls um 19 Uhr geplant. Bis dahin ist die Ausstellung täglich von 14 bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die evangelische Kirchengemeinde wird gebeten.

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