Ursula von der Leyen in Eppelheim

Ein eigener Rettungswagen für die Ministerin

Beim Besuch von Ursula von der Leyen herrschte die höchste Sicherheitsstufe - Sprengstoffspürhund und Taschenkontrollen

14.09.2017 UPDATE: 15.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Von Christoph Moll

Eppelheim. Schon an der Einfahrt zur Tiefgarage warten Polizisten und werfen einen kritischen Blick ins Auto. Gerade hat ein Sprengstoffspürhund die Rudolf-Wild-Halle verlassen und es wird noch einmal geprüft, ob alle Seitentüren verschlossen sind. Am Eingang werden die Taschen der Besucher kontrolliert. "Inhalt ist okay, aber bitte nichts werfen", sagt der junge Mann aus dem CDU-Wahlkampfteam mit einem Augenzwinkern.

Hintergrund

Eppelheim. (cm) Als Ursula von der Leyen nach knapp einer Stunde das Rednerpult verließ, brandete riesiger Applaus in der Rudolf-Wild-Halle auf. Die Bundesverteidigungsministerin begeisterte am Mittwochabend die rund 300 Zuhörer mit einer flammenden Wahlkampfrede. Von der

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Eppelheim. (cm) Als Ursula von der Leyen nach knapp einer Stunde das Rednerpult verließ, brandete riesiger Applaus in der Rudolf-Wild-Halle auf. Die Bundesverteidigungsministerin begeisterte am Mittwochabend die rund 300 Zuhörer mit einer flammenden Wahlkampfrede. Von der Leyen - hellblaue Bluse, dunkelblauer Blazer - zeigte sich angriffslustig. Anders als ihre Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, die SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in ihren Reden ignoriert, sprach von der Leyen häufiger vom "Kandidaten der SPD", vermied aber auch den Namen Martin Schulz. Nur einmal, gegen Ende ihrer Rede, rutschte er ihr dann doch heraus.

"Ich bin sehr gerne der Einladung nach Eppelheim gefolgt", sagte die seit vier Jahren amtierende Bundesverteidigungsministerin. Rhetorisch brillant, zog die 58-Jährige ihr Publikum in den Bann. In ihrer frei vorgetragenen Rede setzte sie den Schwerpunkt auf die Außenpolitik. So forderte sie im Umgang mit der Türkei "Klartext": "Den Respekt, den die Türkei von uns einfordert, soll sie zunächst uns zollen." Aber auch die Innenpolitik vernachlässigte sie nicht: Von der Leyen betonte die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, den ausgeglichenen Staatshaushalt und erteilte den "sozialistischen Umverteilungsplänen der SPD", die den Mittelstand durch höhere Steuern mehr belasten wolle, eine "klare Absage".

Die Ministerin sprach sich für Bürokratieabbau aus und hatte die Lacher bei kuriosen Beispielen auf ihrer Seite: "Besteht ein Personalrat nur aus einer Person, so entfällt die Trennung nach Geschlecht." Oder: "Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, ist die Dienstreise beendet." Auch auf die Familienpolitik ging sie ein: Von der Leyen forderte einen Rechtsanspruch für Ganztagesbetreuung in der Grundschule und die Wiedereinführung des "Baukindergelds".

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Kurzum: Beim Besuch von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Mittwochabend herrscht die höchste Sicherheitsstufe. Ein Großaufgebot der Polizei begleitet die Veranstaltung - mit Erfolg. Es kommt zu keinerlei Zwischenfällen. Im Gegenteil: Die Spitzenpolitikerin begeistert die rund 300 Besucher mit einer flammenden Rede.

Es war der lokale Bundestagsabgeordnete Karl A. Lamers, der Ursula von der Leyen im Wahlkampf nach Eppelheim holte. "Eine meiner leichtesten Übungen", schmunzelt er gegenüber der RNZ. Schließlich ist er Vize-Chef des Verteidigungsausschusses und Ursula von der Leyen "seine Ministerin", wie er betont. "Sie hat sofort zugesagt."

Für Volker Wiegand ist es "ein großer Tag". Vor über 30 Jahren empfing sein Vater als CDU-Stadtverbandsvorsitzender Helmut Kohl in der Rhein-Neckar-Halle, am Mittwoch heißt er selbst in diesem Amt Ursula von der Leyen willkommen. "Es ist für uns die größte Veranstaltung seit 2009, als Karl-Theodor zu Guttenberg hier war", berichtet Wiegand. Damals gab es sogar eine Videoübertragung in die benachbarte Halle - so groß war der Andrang. Über ein Dutzend Helfer des Stadtverbands sind nun bei Auf- und Abbau sowie als Ordner und an der Getränkeausgabe eingespannt.

Im Hintergrund hält sich derweil die Feuerwehr. "Wir sind zur Brandwache hier", erklärt Kommandant Uwe Wagner. Gleich nebenan hat sich das Rote Kreuz postiert. Dessen Chef Dieter Hölzel berichtet, dass man für die Versorgung von Besuchern hier sei. Für die Ministerin stehe ein eigener Rettungswagen für den Notfall bereit. Die Polizei zeigt ebenfalls in der Halle Präsenz - auch mit Beamten in Zivil. Wie viele? Das will der Einsatzleiter nicht verraten. Nur so viel: Neben Beamten des Polizeireviers Heidelberg-Süd seien auch Vertreter des Bundeskriminalamtes vor Ort.

Als übertrieben empfinden die Besucher das Aufgebot aber nicht. 250 Stühle stehen bereit - davon 130 für geladene Gäste. Doch schon bald müssen weitere herbeigekarrt werden, weil mehr Besucher kommen. 300 sind es am Ende. Sie können sich über Geschenke freuen: eine Zahnbürste mit der Aufschrift "Lamers in aller Munde", Gummibärchen und eine Einladung des "Bundes der Vertriebenen" zum "Tag der Heimat" am Sonntag in Heidelberg.

Gegen 20 Uhr ist es dann soweit: Wiegand und Lamers postieren sich am Halleneingang, um Ursula von der Leyen zu empfangen. Doch die Ministerin hat Verspätung, das Swing-Trio "Immergrün" spielt noch einmal auf. Inzwischen hat der Himmel seine Schleusen geöffnet. Um 20.05 Uhr verkündet Lamers: "Noch zwei Minuten!" Und tatsächlich: Um 20.07 Uhr fahren zwei schwarze Limousinen vor, die Ministerin steigt aus und lächelt den strömenden Regen weg. Das CDU-Wahlkampfteam steht Spalier und klatscht. In der Halle ertönt "Final Countdown" von "Europe", die Besucher stehen auf und applaudieren. Von der Leyen geht direkt auf die Bühne. Diese verlässt sie nach über einer Stunde mit einem Edelbitter der Firma Wild vom CDU-Stadtverband und Heidelberger Studentenküssen von Lamers - "Nur die Verpackung ist rot, das was schmeckt, ist schwarz" - zum RNZ-Interview (siehe Politik-Teil dieser Ausgabe). Vorher wird aber noch die Nationalhymne gesungen.

Trudbert Orth hat als Stellvertreter von Bürgermeisterin Patricia Rebmann, die sich im Wahlkampf neutral verhalten will, das Goldene Buch der Stadt mitgebracht. Der letzte Eintrag ist vier Jahre her und stammt vom damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Ursula von der Leyen schreibt: "Vielen Dank für diesen besonderen Empfang."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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