Hintergrund: Fitness für die einen - Kündigungen für die anderen?

Nach Einführung neuer Gesundheitssportangebote bei Freudenberg wird Kritik laut, die weder Betriebsrat noch Firmensprecher teilen

17.05.2017 UPDATE: 17.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden

Von Philipp Weber

Weinheim. Schon kurz nach Eröffnung des "Freudenberg Gesundheitsstudios" (FGS) im Weinheimer Industriepark hagelte es im Internet Kritik: Auf der einen Seite baue die Unternehmensgruppe Arbeitsplätze ab, gebe dann aber Geld für ein firmeneigenes Fitnessstudio aus, hieß es. So gebe es zwar Prävention, aber immer weniger profitierten davon.

Diese Schelte wollten gestern allerdings weder Arbeitnehmer- noch Unternehmensvertreter auf sich sitzen lassen. "Zunächst einmal geht es hier nicht um einen opulenten Fitness- oder Wellnesspalast, sondern um ein Präventionsangebot - ein Gesundheitsstudio eben", sagte Firmensprecher Jens Zillmann. "Es handelt sich um eine von mehreren Investitionen in den Standort Weinheim." Der Abbau beziehungsweise die Verlagerung von Stellen sei ein anderes, langfristiges Thema - das vor allem die industrielle Produktion betreffe.

Das sieht auch Betriebsrat Volker Alexander so: "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", sagte er auf RNZ-Anfrage. Als für die Dichtungssparte zuständiger Betriebsrat bemühe er sich bei Stellenverlagerungen ins Ausland - von denen allerdings nur Teilbereiche betroffen sind - um sozialverträgliche Lösungen und sei dabei auf einem guten Weg. Ein langfristigeres, schwer zu lösendes Problem sieht er in der Tatsache, dass die Arbeitsplätze in der klassischen Produktion rar werden - während die Firma bei Neueinstellungen vor allem auf hoch qualifizierte Angestellte setzt. "Aber ein Gesundheitsstudio ist etwas Positives, zumal das Konzept der TSG überzeugt", sagte er: "Auch wenn es nicht der Anfang aller Präventionsbemühungen ist." So gebe es in der Dichtungssparte bereits Sportgruppen, Rückenschulungen sowie Massageangebote.

Laut Firmensprecher Zillmann ist das Studio zunächst für die knapp 4600 Freudenberger am Standort geöffnet. Nach und nach wolle man die anderen Industriepark-Firmen mit ins Boot holen. Das gehe allerdings nicht von heute auf morgen, weil auch dort bereits andere Sport-Kooperationen gepflegt würden. Dennoch ist die nun eingegangene Zusammenarbeit außergewöhnlich: Immerhin arbeiten TSG-Trainer quasi bei Freudenberg im Industriepark. So sprach auch TSG-Chef Volker Jacob vielsagend von "Neuland", das man betrete.

"Der Fitnessmarkt ist zurzeit in Bewegung", stellt auch Matthias Hörr, Geschäftsführer des AC Weinheim, fest. Zu dem Angebot von TSG und Freudenberg kam erst kürzlich das neue Fitnessstudio im Dreiglockencenter dazu: "Prinzipiell finde ich es gut, dass ein Verein den Zuschlag bei Freudenberg erhalten hat." Mit der TSG sei eine professionelle Betreuung der Trainierenden gegeben, wie sie auch der eigene Verein anbiete - in größerem Rahmen und mit zum Teil anderen Inhalten: "Wir haben allein 80 Gymnastikstunden pro Woche - Spinning- und Rehasport nicht eingerechnet."

Kurz: Die Schnittmenge zwischen den jeweiligen Interessenten sei überschaubar, sagte er.