Frankenthaler Babymord

Baby aus Fenster geworfen: Angeklagter Vater gesteht vor Gericht

Der 32-jährige Vater soll vor der Tat Kokain genommen haben - Sechsjährige Tochter konnte nach einem Messerstich durch Notoperation gerettet werden

10.11.2016 UPDATE: 11.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Aus dem Fenster einer Wohnung in diesem Haus in Frankenthal soll der Angeklagte sein zwei Monate altes Baby geworfen haben. Foto: dpa

Von Jasper Rothfels

Frankenthal. Als die Oberstaatsanwältin auf den gewaltsamen Tod des Babys zu sprechen kommt, weinen der Angeklagte und seine Ex-Freundin hemmungslos. Es geht um ihr gemeinsames Kind. Der Mann hat es in der Nacht zum 14. Mai in Frankenthal aus dem zweiten Stock einer Wohnung geworfen. Bei dem Sturz aus einer Höhe von siebeneinhalb Metern wurde die kleine Senna so schwer verletzt, dass sie an einem Schädel-Hirn-Trauma starb. Wie es dazu kommen konnte, ist seit gestern Thema vor dem Landgericht Frankenthal.

Die Antwort bleibt der jungenhaft wirkende 32-Jährige zunächst schuldig. Aber er gesteht, das Kind umgebracht zu haben. "Ich trage schwer an meiner Schuld und bereue meine Tat zutiefst", heißt es in einer Erklärung, die der Anwalt des wild schluchzenden Mannes verliest. Die 20 Jahre alte Mutter des Babys fixiert ihn unter Tränen. Sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf.

Über das Leben des 32-Jährigen ist an diesem Tag wenig zu erfahren. Auf Empfehlung seines Verteidigers mache er keine näheren Angaben zur Sache und zu seinen persönlichen Verhältnissen, lässt der Mann mit dem kurz geschnittenen dunklen Haar erklären. In schwarzer Trainingsjacke, grau-schwarz-gestreiftem Pulli und weißem Hemd sitzt er neben seinem Anwalt. Nur einmal erklingt seine piepsig wirkende Stimme - als er auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Alexandra Ulrich erklärt, er sei geschieden.

Vor der Tat soll er Kokain genommen haben. Ulrich weist darauf hin, dass seine Steuerungsfähigkeit zur Tatzeit möglicherweise erheblich vermindert war.

Nach den Schilderungen von Oberstaatsanwältin Doris Brehmeier-Metz hatte es die 20-Jährige nicht leicht. "Der Angeklagte war wie in der vorangegangenen Beziehung extrem eifersüchtig." Er habe der Frau vorgeworfen, sie verbringe zu viel Zeit mit dem Kind beziehungsweise dies nehme ihm die Frau weg.

In der Tatnacht habe er sich mit einem Bekannten unterhalten, während die Frau mit dem Baby und zwei Töchtern des Mannes aus einer anderen Beziehung im Schlafzimmer lag. Weil er angenommen habe, die Frau betrüge ihn, sei er ins Zimmer, habe ein Messer aus einer Kommode genommen, den Hals der Schlafenden umklammert und ihr in Rücken und Schulter gestochen. Als der vom Lärm alarmierte Bekannte der Frau helfen wollte, verletzte der 32-Jährige laut Anklage auch diesen mit dem Messer. "Während der Auseinandersetzung hatte das Baby zu schreien begonnen", sagt die Oberstaatsanwältin. Der Angeklagte habe sich mit den Worten "Jetzt mache ich den Rest" das Baby gegriffen. Um sich an der Mutter zu rächen und aus Eifersucht auf das Kind habe er es "mit einer ausholenden Bewegung vom Balkon auf die Straße" geworfen. "Er sah das kurze Leben des Kindes als Hindernis. Dieses Hindernis wollte er beseitigen."

Damit war die Tragödie noch nicht vorbei: Laut Anklage wollte der Mann die beiden anderen Töchter als Druckmittel gegen die anrückende Polizei einsetzen und drohte mit deren Tod. Einer Sechsjährigen habe er zwei Mal in den Bauch gestochen, bevor Polizisten die Wohnung stürmten. Das Kind musste in einer Not-Operation gerettet werden. - Unter den etwa zwei Dutzend Zuschauern im Gerichtssaal sitzt auch der Vater der 20-Jährigen. "Ich wünsche ihm, dass er leiden muss", sagt er mit Blick auf den Angeklagten. Dieser habe nicht nur seiner Tochter und ihm, sondern allen Einwohnern der Stadt viel angetan.

Nebenklagevertreter Frank Peter berichtet, der Angeklagte habe seiner Mandantin aus der Haft per Brief Heiratsanträge gemacht. Doch von Heirat könne keine Rede sein. "Sie wollte sich von ihm trennen", sagt er. "Sie wollte aus der gemeinsamen Wohnung raus." Da der Mann aber wegen einer Krankschreibung zu Hause gewesen sei, habe sie sich nicht getraut.

Dass sie ihm nun gegenübersitzt, erklärt der Anwalt so: "Sie wollte dem Angeklagten die Stirn bieten. Sie wollte für Senna da sein, ihre getötete Tochter."

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