Seniorenzentrum belebt künftig den Boxberg

Am gestrigen Mittwoch wurde das Louise-Ebert-Seniorenheim offiziell eröffnet - Vierzig der hundert Plätze sind schon vergeben

22.06.2016 UPDATE: 23.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Vom Birgit Sommer

Das AWO-Seniorenzentrum Louise-Ebert-Haus im Stadtteil Boxberg hat eine ganz besondere Geschichte. Es dauerte 13 Jahre von der ersten Umbau-Planung bis zur Einweihung des Neubaus am gestrigen Mittwoch. Aber nach zwei Jahren Bauzeit gab es jetzt nur glückliche Gesichter beim Festakt zu sehen - und sechs bunte Blumensträuße für die ersten Bewohner, die im März eingezogen waren. 100 Heimplätze entstanden in dem Gebäude, dessen Fassade in warmem Rot strahlt, 40 davon sind schon vergeben an Bewohner zwischen 72 und 93 Jahren.

Hintergrund

Die Stadt zahlt kräftig mit: Jährlich 12 Millionen für Pflege

bik. Über die Seniorenpolitik der Stadt Heidelberg, die weithin Beachtung findet, sprach Sozialbürgermeister Joachim Gerner in seinen Grußworten zur Eröffnung des Louise-Ebert-Heimes auf dem Boxberg. Derzeit

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Die Stadt zahlt kräftig mit: Jährlich 12 Millionen für Pflege

bik. Über die Seniorenpolitik der Stadt Heidelberg, die weithin Beachtung findet, sprach Sozialbürgermeister Joachim Gerner in seinen Grußworten zur Eröffnung des Louise-Ebert-Heimes auf dem Boxberg. Derzeit leben mehr als 23 000 Frauen und Männer über 65 Jahren in der Stadt, in 20 Jahren könnte es ein Drittel mehr sein. Heidelberg, das mit elf Seniorenzentren in elf Stadtteilen Anlaufstellen für Gemeinschaft, Unterhaltung und Gesundheitsförderung bietet, trägt damit auch dazu bei, dass Senioren so lange wie möglich in der eigenen Wohnung ein selbstbestimmtes Leben führen können. Den Zuschuss der Stadt für das Seniorenheim nannte er gut angelegtes Geld. Derzeit erhalten 720 Heidelberger "Hilfe zur Pflege", 60 Prozent von ihnen leben in einer stationären Einrichtung. Diese "Hilfe zur Pflege" schlage im Haushalt 2016 mit mehr als zwölf Millionen Euro zu Buche, rechnete Gerner vor.

Deutschlandweit gelten derzeit 2,6 Millionen Menschen als pflegebedürftig, zwei Drittel von ihnen werden zu Hause versorgt. Im Jahr 2030 soll diese Zahl auf 3,5 Millionen anwachsen, bis zum Jahr 2045 auf 4,3 Millionen.

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Es ist das letzte Seniorenheim in Baden-Württemberg, dessen Bau mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde, berichtete Klaus Dahlmeyer, der Geschäftsführer des AWO-Bezirksverbandes Baden: Vom Land Baden-Württemberg gab es 2,65 Millionen Euro, von der Stadt Heidelberg 1,32 Millionen für das 15 Millionen Euro teure Projekt. Das Vorgängergebäude stammte aus dem Jahr 1967 - und war weder in der Aufteilung noch, was Dämmung und Energiekosten betrifft, auf dem neuesten Stand. Eine Renovierung wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen. "50 Jahre sind im Bereich Pflege eine unglaublich lange Zeit", weiß Dahlmeyer. Die AWO ist mit 34 Seniorenzentren und 75 betreuten Wohnanlagen der größte Anbieter in der Seniorenbetreuung im badischen Teil des Bundeslandes.

Weil die Planungen für einen Neubau nun auch schon fast zehn Jahre zurückliegen, wird das Haus auf dem Boxberg nicht als Hausgemeinschaftsmodell wie etwa das AWO-Heim "Kranichgarten" im Pfaffengrund geführt, sondern besitzt noch Wohngruppen - auf jeder Etage zwei, in denen je 13 Bewohner in Einzelzimmern Platz finden. Geplant wurden auch 16 Partnerzimmer - also jeweils zwei Zimmer, die sich einen gemeinsamen Vorbereich teilen. Alle Abteilungen, so AWO-Projektleiter Manfred Döring, sind für Demenzkranke geeignet. Es gibt aber auch einen geschützten Wohnbereich und demnächst wollen Mitarbeiter und Bewohnern gemeinsam einen abgeschlossenen "Garten der Sinne" für Demenzkranke bauen.

Eine großzügige Gartenanlage mit Aktiv-Park, ein Speisesaal, der vom benachbarten Kindergarten und den Bewohnern der betreuten Seniorenwohnanlage nebenan - sie gehört nicht mehr der AWO, sondern wurde im Zuge von Abriss und Neubau verkauft - mitbenutzt wird, und eine öffentliche Cafeteria sorgen dafür, dass die Bewohner des Seniorenheimes in das Leben auf dem Boxberg eingebunden sind.

Eng verbunden mit dem Heim fühlt sich der AWO-Kreisverband Heidelberg nach den Worten seines Vorsitzenden Thomas Krczal. Viele AWO-Mitglieder hätten in dem Heim ihre letzten Lebensjahre verbracht, darunter auch Krczals Großmutter. Seine Urgroßmutter kannte die Namensgeberin Louise Ebert (1873 bis 1955), die Frau des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert, noch persönlich.

Wilfried Pfeiffer, der Vorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Baden, bezeichnete Louise Ebert in seiner Festansprache als Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt im Jahr 1919 in Berlin. Er zeichnete ihren Lebensweg nach, der die Tochter armer Tagelöhner in Niedersachsen von der Jungmagd über die Gewerkschafterin in Bremen und die Heirat mit Friedrich Ebert 1894 bis zur "First Lady" der Weimarer Zeit führte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Louise Ebert nach Heidelberg, in die Heimat ihres Mannes, gezogen, den sie um 30 Jahre überlebte.

Burkhard Isenmann, Chef des Generalunternehmers Orbau, der mit der AWO schon mehrere Gebäude für Seniorenheime verwirklichte, überreichte Henrik Schaumburg, dem Leiter der neuen Einrichtung, symbolisch den Schlüssel für das Haus. Schaumburg zeigte sich stolz auf das neue Gebäude mit den bunten Farbtupfern in den ansonsten zurückhaltend gestalteten Räumlichkeiten und vor allem auf seine Mitarbeiter, mit deren Hilfe das Leben der Bewohner im Louise-Ebert-Heim lebenswert gestaltet werden soll.

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