TSG Hoffenheim

Paukenschlag statt Panikorchester? (Update)

Die Kraichgauer sind nach Angaben ihres Trainers Sebastian Hoeneß "hellwach" und wollen in Leipzig punkten.

14.04.2021 UPDATE: 14.04.2021 19:15 Uhr 3 Minuten, 28 Sekunden
Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. Foto: Sascha Meiser/APF

Von Achim Wittich

Zuzenhausen. Sebastian Hoeneß hatte sich seinen Einstieg als Bundesliga-Trainer der TSG Hoffenheim sicher ganz anders vorgestellt. Doch sechs Spieltage vor dem Ende einer Saison, die für die Kraichgauer alles andere als zufriedenstellend verlaufen ist, hat der gebürtige Münchner trotzdem noch Freude an seinem Beruf. "Der Job macht mir Spaß", sagte Hoeneß am Mittwoch in Zuzenhausen, gab aber zu: "Trotzdem gibt es Momente, in denen man mehr kämpft als dass man Spaß hat. Das gehört aber auch zum Job. Da kommen auch wieder bessere Momente."

Nun, das tor- und freudlose Remis gegen Bayer Leverkusen war wohl eher einer dieser besseren Momente, denn der eine Punkt gegen den Tabellensechsten in einem faden Spiel wurde von Hoeneß fast durchweg positiv bewertet. Allein: Vor dem Gastspiel von 1899 am Freitagabend beim Bayern-Jäger RB Leipzig (20.30 Uhr/DAZN) muss der diesjährige Europa-League-Teilnehmer den Blick wohl oder übel nach unten richten. Setzt es in der Messestadt beim ehemaligen Trainer Julian Nagelsmann eine nicht unerwartete Niederlage, dürfte die Abstiegsangst beim Dorfklub zunehmen. Schließlich können die Hoffenheimer nicht weiter darauf vertrauen, dass die Kellerkinder beständig ohne Zählbares vom Rasen schleichen.

Doch Hoeneß gab sich gewohnt kämpferisch und zuversichtlich: "Wir sind hellwach und wissen, dass wir punkten müssen. Panik verbreiten ist nicht angesagt. Wir haben das Vertrauen, um die Punkte zu holen, die wir brauchen", erklärte er energisch und sah überhaupt nicht ein, sich für den Gruselkick gegen die Werkself in die Verteidigungsposition zu begeben. "Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen, 0:0 gegen Leverkusen zu spielen."

Torjäger Andrej Kramaric (l.) versucht es in Stuttgart vergeblich mit Köpfchen. Der Kroate durchleidet wie das gesamte TSG-Team eine Saison mit vielen Rückschlägen. Foto: APF

Die Aussichten, ausgerechnet bei den Leipzigern für eine Überraschung zu sorgen, sind ziemlich durchwachsen. Der "Rote-Bullen-Express" darf sich keinen Ausrutscher mehr erlauben, will er bei aktuell fünf Punkten Rückstand den Münchnern die neunte Meisterschaft in Serie doch noch wegschnappen. Der Tabellenzweite dürfte an diesem 29. Spieltag seine große Chance wittern, die Unruhe beim wieder auferstandenen "FC Hollywood" mit einem eigenen Sieg zu erhöhen. Schließlich reisen der abwanderungswillige Hansi Flick und seine Spieler mit einem Champions-League-Kater zum starken VfL Wolfsburg und könnten dort am Samstag (15.30 Uhr/Sky) einen weiteren Rückschlag erleiden.

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1899 kann eine Zuspitzung an der Tabellenspitze verhindern, die personellen Sorgen von Hoeneß jedoch werden in seinem Premierenjahr einfach nicht kleiner. Er verzichtete diesmal zu Beginn der virtuellen Presserunde darauf, alle nicht einsatzfähigen Profis aufzuzählen und merkte lediglich an, dass Sebastian Rudy und Kevin Akpoguma aufgrund ihrer Blessuren vom Montagabend zu den Wackelkandidaten für den Auftritt bei den Sachsen zählen.

Klappen sollte es dagegen für Andrej Kramaric, auch wenn der Kroate "nicht bei einhundert Prozent" sei, wie es Hoeneß ausdrückte. Wie das gesamte Team bestreitet der Vizeweltmeister eine ganz schwierige Runde. Nach seiner Virus-Infektion treibt ihn sein Knöchel immer wieder schier zur Verzweiflung.

Und auch wenn "Hoffe" im Corona-Frühjahr 2021 kein Panikorchester ist – ein Paukenschlag in Leipzig würde für erhebliche Beruhigung rund um den Dietmar-Hopp-Sportpark sorgen.

Update: Mittwoch, 14. April 2021, 19.22 Uhr


Gestresst vs. gefragt - Die Gegensätze bei Hoeneß und Nagelsmann

Sinsheim. (dpa) Irgendwann spürte der Pressesprecher von RB Leipzig, dass es jetzt Zeit zum Einschreiten ist. Man möge doch ab sofort bitte Fragen zum bevorstehenden Spiel gegen die TSG 1899  Hoffenheim stellen und nicht ständig zur Zukunft von Julian Nagelsmann, der mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht werde, mahnte er an. Dies sei sonst auch "respektlos" gegenüber Nagelsmanns Ex-Club aus dem Kraichgau, der vor dem Freitagabendspiel (20.30 Uhr/DAZN) freilich nicht mehr das ganz große Interesse hervorruft.

Nagelsmann plauderte locker über "Eiertänze", die Trainer in diesen Situationen manchmal zu bewältigen haben, sowie seinen bis 2023 gültigen Vertrag und dass es mit dem Rekordmeister aus München bisher keine Gespräche gegeben habe. Und die Hoffenheimer? Die lobte der 33 Jahre alte Erfolgstrainer immerhin dafür, dass sie sich viele Chancen herausspielen.

Insgeheim werden sie bei der TSG sicher daran zurückdenken, wie das war mit Nagelsmann, der den Club mit seiner enormen Expertise nach  Europa führte und für den selbst der Trainerposten in Leipzig bald zu klein sein könnte. Sebastian Hoeneß hingegen wirkt in diesen Wochen wie ein Chefcoach im Dauerverteidigungsmodus. In der Europa League und im Pokal ist die TSG gegen Außenseiter rausgeflogen, in der  Bundesliga ist nach der jüngsten Misserfolgsphase das gesteckte Ziel Europa schon sicher verpasst.

Gelingt bei Titelanwärter Leipzig keine Überraschung, wird sich auch die Abstiegsgefahr noch einmal vergrößern. "Die Frage wurde mir schon oft gestellt. Wir sind uns der Situation bewusst und wir sind hellwach", verkündete Hoeneß. Das Wort Abstiegskampf nimmt er nicht gerne in den Mund. Das höhepunktarme 0:0 gegen Leverkusen am Montag wertete der Neffe von Uli Hoeneß als Fortschritt, weil zumindest mal wieder die Defensive hielt. "Es ist nicht angesagt, Panik zu verbreiten. Wir haben Vertrauen, in uns als Mannschaft", sagte Hoeneß, um den es angesichts der durchwachsenen sportlichen Lage erstaunlich wenig Nebengeräusche mit Blick auf eine Ablösung gibt.

Zur derzeitigen Situation erläuterte Hoeneß: "Der Job macht Spaß. Und trotzdem gibt es Momente, in denen man mehr kämpft als dass man Spaß hat. Das gehört aber auch zum Job. Da kommen auch wieder bessere Momente." Immer wieder sprach er davon, schnell die restlichen Punkte holen zu wollen, um dann mit einem guten Gefühl aus der Saison gehen zu können. Dies seien "lohnende Ziele".

Personell muss Hoeneß zum Start des 29. Spieltags wohl mal wieder improvisieren. Das Duo Sebastian Rudy und Kevin Akpoguma, das am Montagabend verletzt raus musste, droht auszufallen. Ob es beim WM-Zweiten Andrej Kramaric diesmal für mehr als einen Jokereinsatz reicht, konnte Hoeneß am Mittwoch noch nicht sagen.

Update: Mittwoch, 14. April 2021, 15.04 Uhr

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