TSG Hoffenheim gegen Schalke 04

Zwischen Frust und Lust (Update)

Ein Spiegelbild der Saison: Die TSG Hoffenheim gewinnt nach einem 0:2-Rückstand noch mit 4:2 gegen den Absteiger Schalke 04.

08.05.2021 UPDATE: 09.05.2021 20:29 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Noch steht es 2:2, doch der Kopfball von Christoph Baumgartner (2.v.r.) fliegt zum 3:2 ins Tor von Schalkes Ralf Fährmann. Der Österreicher feiert seinen Treffer mit einem perfekten Miroslav-Klose-Salto (o.r.) und Andrej Kramarics (u.r.) Dank geht nach oben. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Die TSG Hoffenheim in der Spielzeit 2020/21, das ist die Geschichte einer Profi-Bundesligamannschaft, die zwischen Fußball-Welten schwebt. Das vorletzte Heimspiel gegen die bereits abgestiegenen und mit jämmerlichen 13 Punkten am Tabellenende dahin siechenden Schalker hätte das nicht besser verdeutlichen können. Mit 0:2 lag die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß zur Halbzeit gegen den zukünftigen Zweitligisten im Rückstand, um exakt 16 Minuten und 26 Sekunden nach dem Wiederanpfiff das 4:2-Endergebnis hergestellt zu haben.

"Das Spiel hat die Geschichte der ganzen Saison gespiegelt", analysierte Andrej Kramaric die etwas über anderthalb Stunden auf dem Rasen in Sinsheim treffend. Der kroatische Torjäger war es wieder einmal, der nach den Schalker Treffern durch den ehemaligen Hoffenheimer Mark Uth (12. Minute) und Shkodran Mustafi (42.) die Aufholjagd einläutete und maßgeblich beeinflusste.

"25 Minuten Feuerwerk"

Noch steht es 2:2, doch der Kopfball von Christoph Baumgartner (2.v.r.) fliegt zum 3:2 ins Tor von Schalkes Ralf Fährmann. Der Österreicher feiert seinen Treffer mit einem perfekten Miroslav-Klose-Salto (o.r.) und Andrej Kramarics (u.r.) Dank geht nach oben. Foto: APF

Erst zirkelte der Vizeweltmeister von 2018 den Ball per Freistoß unnachahmlich in den linken Torwinkel von Ralf Fährmann (47.), bereitete dann mit seiner Eckenhereingabe das 2:2 durch den Kopfball von Kevin Akpoguma vor (52.), bevor er mit seinem Freistoß am 3:2 durch Christoph Baumgartner – ebenfalls per Kopf – beteiligt war (60.). Der vierte Hoffenheimer Treffer durch Ihlas Bebou (64.) machte dann nur allzu deutlich, warum sich der Revierklub so sang- und klanglos aus dem Oberhaus verabschiedet. Ohne Gegenwehr ließen sich die S04-Profis vom Gegner austanzen und vorführen. Es war wie immer: Ein Gegentor – und ganz Königsblau bricht in sich zusammen. Kramaric und Co. waren gnädig, beließen es danach beim Endstand.

"Über die zweite Hälfte kann man nur begeistert sein. Wir haben nach dem Traumtor von Andrej Kramaric 25 Minuten lang ein Feuerwerk abgeliefert und eine sehr starke Leistung gezeigt", freute sich Sportdirektor Alexander Rosen, um nicht zu vergessen: "Die erste Hälfte war sinnbildlich für Teile der Saison. Wir waren auch in den ersten 45 Minuten tonangebend, aber nicht zwingend genug."

Nun, dass die TSG gegen diese Schalker mehr Spielanteile haben würden, war wahrlich keine allzu große Überraschung. Der Auftritt bis zur Pausenansprache von Hoeneß ist dennoch den Ansprüchen des Dorfklubs nicht würdig.

"Es wurde ein bisschen lauter. Mein Eindruck war, dass wir einen Impuls brauchen, um die letzten Prozentpunkte raus zu kitzeln", gab Hoeneß zu Protokoll. Immerhin: Der gebürtige Münchner schafft es augenscheinlich, seine Schützlinge beim Kabinengespräch verbal richtig anzupacken. Schon im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach lag 1899 nach dem ersten Abschnitt mit 0:2 hinten, um am Ende einen 3:2-Erfolg bejubeln zu können.

Noch steht es 2:2, doch der Kopfball von Christoph Baumgartner (2.v.r.) fliegt zum 3:2 ins Tor von Schalkes Ralf Fährmann. Der Österreicher feiert seinen Treffer mit einem perfekten Miroslav-Klose-Salto (o.r.) und Andrej Kramarics (u.r.) Dank geht nach oben. Foto: APF

Oliver Baumann jedenfalls war am Samstag um kurz vor 17.30 Uhr wieder besserer Laune. Nach dem zweiten Patzer seiner Vorderleute mit Folgen war der Torhüter außer sich, brüllte seinen Ärger so laut heraus, dass es bis auf die Pressetribüne schallte und die Mikrofone der Fernsehteams jedes einzelne Wort bestens aufnehmen konnten. Nach der erfolgreichen Aufholjagd huschte dann sogar ein entspanntes Lächeln übers Gesicht des großen TSG-Rückhalts.

In den verbleibenden beiden Begegnungen in Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr) und am 22. Mai zu Hause gegen Hertha BSC (ebenfalls 15.30 Uhr) will er mit seinen Kollegen die Erfolgsserie von fünf ungeschlagenen Spielen fortsetzen und ein schwieriges Corona-Fußballjahr zu einem versöhnlichen Ende bringen.

Eine Saison, die mit einem Mittelfeldplatz enden wird und eine "Hoffe"-Saison zwischen Frust und Lust.

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