Matchwinner Adam Szalai

Liebling für einen Nachmittag

Ausgerechnet Adam Szalai wurde gegen den Ex-Verein zum Matchwinner - "Erst Pfiffe, dann Humba"

11.02.2018 UPDATE: 11.02.2018 21:30 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Lass dich drücken: Nico Schulz (v.l.) und Dennis Geiger jubeln mit Adam Szalai. Foto: Imago

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Das zweite Mal, dass sich Adam Szalai an diesem Nachmittag obenrum freimachte, blieb unbestraft: Ohne Trikot, aber mit Mikrofon ging der Ungar nach dem Schlusspfiff in die Südkurve. Feiern mit den Fans, das Humba Täterä anstimmen. Ausgerechnet gegen Mainz machte Szalai sein bestes Saisonspiel. Gegen das Team, für das er dreieinhalb Jahre auf Torejagd ging. Gegen den Verein, mit dem er einst zusammen mit André Schürrle und Lewis Holtby als "Bruchweg Boys" erst die Bayern und dann das ZDF-Sportstudio rockte.

Zeiten, die lange vorbei sind. Glücklich wurde der inzwischen 30-Jährige bei keiner seiner weiteren Stationen. Nicht bei Schalke, nicht bei einer Ausleihe in Hannover - und bislang auch noch nicht so richtig beim Kraichgauklub. Nachdem er am ersten Spieltag über 90 Minuten ran durfte und das entscheidende Tor vorbereitete, setzte ihn eine langwierige Adduktorenverletzung außer Gefecht, ehe - zumeist unauffällige - Kurzeinsätze folgten. Nach dem Abgang von Sandro Wagner in der Winterpause kommt der 1,93 Meter große Stoßstürmer in der Rückrunde auf mehr Spielanteile - und beginnt diese zu nutzen. War der Ehrentreffer beim 1:4 gegen Leverkusen noch ohne große Bedeutung, so wurde der Mann aus Budapest mit seinen beiden Treffern beim 4:2 gegen Mainz zum Sieggarant.

Vor allem beim zweiten Tor ließ Szalai seiner Freude freien Lauf, streifte das Trikot über den Kopf, sprang mit entblößtem Oberkörper in die Luft und brüllte die Erleichterung aus sich heraus. Es sei schließlich nicht irgendein Tor gewesen, erklärte er hinterher: "Ich mache das 3:1, da war ich mir nach langen Wochen ohne Sieg sicher, dass wir die drei Punkte daheim behalten werden." Um die zwangsläufigen Folgen - für zu viel nackte Haut im Bundesligastadion gibt’s die Gelbe Karte - mache man sich in solch einer Situation natürlich überhaupt keine Gedanken, so Szalai, der binnen 90 Minuten am Samstagnachmittag zum Fanliebling wurde. "Ob die Sonne scheint oder es schifft, wenn der Adam Szalai wieder trifft, dann ist jedem in Hoffenheim klar, Europacup im nächsten Jahr", hallte es durch die Arena. Auch musikalisch war Sandro Wagner, für den die TSG-Anhänger dies einst gesungen hatte, mit einem Schlag vergessen.

Über die ungewohnte Zuneigung der Zuschauer freute sich Trainer Julian Nagelsmann ganz besonders. "Das war ein kleiner Gänsehautmoment, weil er in der Vergangenheit lange kritisch gesehen wurde", sagte der "Hoffe"-Coach. Nagelsmann selbst habe den "Eindruck der Fans nie geteilt, weil er immer gut trainiert hat." Nun hoffen Trainer und Szalai selbst dauerhaft auf ein "gutes Miteinander" von Publikum und Angreifer.

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Dem 42-fachen Nationalspieler war nicht entgangen, dass er auf den Rängen kaum Kredit hatte. "Das war schon immer so, warum weiß ich nicht", sagte Szalai und räumte ein: "Natürlich habe ich mitbekommen, dass gleich darauf reagiert wird, wenn ich mal eine unglückliche Aktion habe." Der 90-Kilo-Mann kann das aber ganz gut ab, weiß er doch: "So verrückt ist Fußball: Vor dem Spiel Pfiffe, nach dem Spiel Humba, Humba."

Der ganz schwache Karnevalsverein war also nicht nur für die TSG, sondern auch für Szalai der richtige Gegner zur rechten Zeit. Schon in der vergangenen Saison hatte er gegen den Ex-Verein drei Tore in zwei Spielen geschossen. Ein echter Mainzspezialist? Nagelsmann: "Gegen die hat er bis jetzt immer getroffen. Jetzt hoffen wir, dass er auch gegen ein paar andere Gegner zum Spezialist wird und Tore schießt."

Anbieten würde sich gleich der nächste: Am Samstagabend geht es gegen Schalke. Und auch mit Gelsenkirchen hat Szalai schließlich so seine Geschichte.

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