Champions League

Hoffenheim vor hartem Herbst - "Dann brechen die Spieler weg"

Champions-League-Neuling holt gegen Manchester City alles aus sich raus - Trainer Nagelsmann gehen aber schon Anfang Oktober die Spieler aus

03.10.2018 UPDATE: 03.10.2018 12:08 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Enttäuscht
Enttäuscht sitzen die Hoffenheimer nach der Niederlage auf dem Rasen in Sinsheim. Foto: Patrick Seeger

Sinsheim (dpa) - Pep Guardiola debattierte noch lange leidenschaftlich mit Händen und Füßen mit Julian Nagelsmann und gab dem jungen Kollegen viele warme Worte mit. Der 31-jährige Trainer der TSG 1899 Hoffenheim kann den Zuspruch gut gebrauchen.

Sein Rumpfteam schlug sich zwar bei der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Manchester City zur Heimpremiere in der Champions League bravourös. Doch angesichts der Verletzenserie bei den Kraichgauern fragen sich viele Fans, wie hart dieser Herbst für den letztjährigen Bundesliga-Dritten wird. Der Verschleiß, räumte Nagelsmann ein, "ist größer als erwartet".

"Ich habe das erste Mal gegen Julian Nagelsmann gespielt, aber ich habe viel gelernt heute. Er denkt viel über das Spiel nach, hat Visionen und ist kreativ", lobte Guardiola nach dem am Ende glücklichen, aber doch hochverdienten Erfolg des Star-Ensembles um die deutschen Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan. Der spanische Ex-Weltmeister David Silva hatte erst in der 87. Minute für den Siegtreffer gesorgt - nach einem Patzer von Stefan Posch.

Dass ein relativ unerfahrener Posch, ein Justin Hoogma nur drei Tage nach seinem Bundesliga-Debüt und ein Kevin Akpoguma mit Maske nach einer Gesichtsverletzung gegen den Premier-League-Tabellenführer in der Defensive ran mussten, lag nicht nur am Ausfall von gleich fünf Innenverteidigern. Insgesamt fehlen Nagelsmann derzeit zehn verletzte Profis, darunter Hochkaräter wie Nadiem Amiri, Benjamin Hübner, Kapitän und Abwehrchef Kevin Vogt und Toptalent Dennis Geiger.

"Wir haben uns noch keine Minute beschwert, dass wir so viele Verletzte haben. Kompliment und schade, dass wir uns nicht belohnt haben", sagte Mittelfeldakteur Leonardo Bittencourt.

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Die personelle Lage wird bis zur Partie gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag (15.30 Uhr) kaum besser - und der Druck auch für Nagelsmann, der zur nächsten Saison zu RB Leipzig wechselt, nicht geringer: In der Liga hinken die Hoffenheimer mit sieben Punkten aus sechs Spielen hinterher, im DFB-Pokal steht am 31. Oktober die Zweitrunden-Partie ausgerechnet in Leipzig an. Und in der Königsklasse steht nach dem 2:2 bei Schachtjor Donezk zum Auftakt ein Punkt aus zwei Spielen vor der nächsten schwierigen Herausforderung am 23. Oktober gegen Olympique Lyon.

"Wir sind ein Team (...), in dem Spieler permanent an ihr Limit oder darüber hinaus gehen müssen. Es reicht nicht, wie bei Dortmund oder Bayern, ein Spiel mit 70 Prozent zu machen. Da sind wir immer nur - in Anführungszeichen - noch Hoffenheim", erklärte Nagelsmann die Misere. "Und wenn sich dann dieses Ans-Limit-Gehen häuft durch mehr Spiele, dann brechen die Spieler weg."

Man habe auch in der Bundesliga nicht die Qualität, Begegnungen frühzeitig zu entscheiden. "Es ist körperlich nicht ganz so einfach." Das sieht man vor der Länderspiel-Pause vor allem Profis wie dem diesmal ebenfalls verletzten Nationalspieler Nico Schulz und Dauer-Sprinter Pavel Kaderabek an, denen sichtlich der Saft ausgeht.

Dazu kommt, dass ausgerechnet der Vizeweltmeister in einem Tief steckt: Der kroatische Stürmer Andrej Kramric saß trotz der Ausfälle zunächst nur auf der Bank. Seit seinem Slapstick-artigen Fehlschuss beim 1:2 gegen Düsseldorf scheint er wieder an sich zu zweifeln - ähnlich wie vergangene Saison nach dem verschossenen Elfmeter in der Champions-League-Qualifikation gegen den FC Liverpool.

"Wir haben so viele verschiedene Verletzungen", sagte Nagelsmann und verwies auch auf Altlasten aus der vergangenen Saison wie beim Kreuzbandriss von Lukas Rupp. Es gebe jedenfalls nicht den einen Schluss, so der selbstbewusste Coach: "Dass ich ein zu harter Hund bin und nur noch mit Medizinbällen die Berge hochsprinten lasse."