Ausbildungsverein TSG

Hoffenheim als Sprungbrett – Süle, Nagelsmann, Mutzel und bald auch Rosen?

Wie steht's um die Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball? Hoffenheim hat einen Trainer wie Nagelsmann ausgebildet, der wiederum junge Spieler voranbringt, die teilweise aus der eigenen Akademie stammen.

19.03.2019 UPDATE: 19.03.2019 11:31 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

TSG-Sportchef Alexander Rosen. Archiv-Foto: APF

Von Ulrike John

Zuzenhausen. Mäzen Dietmar Hopp spart grundsätzlich nicht mit Lob für seine TSG 1899 Hoffenheim. Für eine auffällige Entwicklung möchte der Milliardär aber nicht auch noch groß werben. "Wer ist denn in Deutschland nicht Ausbildungsverein, außer Bayern München?", wiegelte er kürzlich ab. Topspieler wie Niklas Süle, Managertypen wie der zum Hamburger SV abgewanderte Michael Mutzel, Trainer wie Julian Nagelsmann oder der bei Schalke 04 gescheiterte Domenico Tedesco - die Kraichgauer beliefern immer häufiger den deutschen Spitzenfußball. Und die Nachwuchsarbeit trägt immer größere Früchte.

Auch wenn das Bundesliga-Team der TSG in der Champions League längst ausgeschieden ist und die erneute Qualifikation für die Königsklasse kaum noch möglich erscheint, fällt dieser Tage immer wieder der Name Real Madrid auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen. Zum einen empfängt die U19 im Viertelfinale der Youth League, der europäischen Eliteklasse für den Nachwuchs, Anfang April die Königlichen.

Zum anderen jubelte die TSG mit Ajax Amsterdam über den 4:1-Triumph der Niederländer in der Champions League bei Titelverteidiger Real. Ajax-Co-Trainer Alfred Schreuder war zwei Jahre lang Nagelsmanns Assistent und erklärte der "Bild"-Zeitung ein Erfolgsgeheimnis: "Ich habe unfassbar viel von Julian mitgenommen. Wir versuchen, bei Ajax viele Einheiten so zu gestalten, wie sie Julian macht. Wir setzen für die Trainings-Woche auch immer einen Themenschwerpunkt."

Nagelsmann sieht angesichts der Nachwuchsdebatte im deutschen Fußball nach dem frühen Aus der deutschen Clubs gegen die Konkurrenz aus der Premier League nur eine Chance: "Weiter versuchen, gut Talente auszubilden, dass wir durch günstige Investitionen trotzdem Topspieler herauskriegen. Es wird ein paar Jährchen dauern und wir dürfen den Weg nicht verlassen."

Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht dafür in der Bundesliga positive Beispiele: "Ich denke an Hertha, Hoffenheim oder Leipzig." Die Hoffenheimer A-Jugend war nicht nur für Nagelsmann, mit 31 Jahren weiter der jüngste Bundesliga-Coach und nächste Saison bei RB Leipzig, ein tolles Sprungbrett. Auch Tedesco, einst Lehrgangsbester bei der DFB-Fußballlehrer-Ausbildung, schaffte von der Hoffenheimer U19 und nach wenigen Monaten bei Erzgebirge Aue den Satz zu Schalke 04. Er führte die Gelsenkirchener in die Königsklasse, ehe er diese Saison mit ihnen abstürzte und gehen musste.

Anfang dieser Woche hat die TSG den Vertrag mit U23-Coach Marco Wildersinn bis 2022 verlängert, der sich mit seiner Zusage für das Regionalliga-Team und den Ausbildungsverein Hoffenheim "gegen vorliegende Angebote höherklassiger Vereine" entschieden habe. In diesem Winter waren der TSG bereits zwei Scouting-Experten abhandengekommen: Lutz Pfannenstiel stieg zum Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf auf, Michael Mutzel zum Sportdirektor beim HSV.

Längst auf dem Markt begehrt ist auch Sportchef Alexander Rosen: Der 39 Jahre alte Direktor Profifußball soll seinen 2020 auslaufenden Vertrag verlängern. "Ich bin seit fast zehn Jahren bei der TSG. Ich hatte genügend Möglichkeiten, es hat mich nie weggezogen", sagte Rosen dem "Kicker", nicht ohne auf "herausragende Statistiken" zu verweisen. Mit Verkäufen wie von Roberto Firmino und Niklas Süle hat Rosen zuletzt satte Transfererlöse erzielt und den Club unabhängig von Hopps Zuwendungen gemacht.

Unter Rosen und Nagelsmanns Regie haben einst durchschnittliche Bundesliga-Spieler wie Nico Schulz und Eigengewächse wie U21-Europameister Nadiem Amiri und Dennis Geiger ihre Marktwerte massiv erhöht. Rosen hat sie bis auf Amiri alle langfristig an Hoffenheim gebunden - nur sich selbst noch nicht.

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