Hoffenheims Gegner Gladbach: Die Wilden aus dem Westen

Borussia Mönchengladbach beeindruckte vor dem Hoffenheim-Spiel mit einem spektakulären Sieg in der Champions League

26.11.2015 UPDATE: 27.11.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Gefeiert für zwei Treffer und eine Torvorlage: Lars Stindl (l.). Foto: dpa

Von Andreas Morbach

Mönchengladbach. In schwarzen Badelatschen, in der linken Hand eine Wasserflasche, hing Granit Xhaka lässig an einem Geländer, als er Lars Stindls Gute-Nacht-Gruß vernahm. "Granit, hau‘ rein", rief der frühere Hannoveraner dem Mannschaftskapitän zu, als er sich kurz vor Mitternacht als vorletzter Borusse auf den Heimweg machte. Xhaka schaute kurz auf, winkte mit seinem Plastikfläschchen in Stindls Richtung und rief zurück: "Danke für die zwei Tore."

Zwei Tore - plus eine Torvorlage auf Raffael, der beim spektakulären 4:2 gegen Sevilla zum zwischenzeitlichen 3:0 traf. Das vierte Duell mit den Andalusiern in diesem Jahr wurde zu dem hemmungslosen Schlagabtausch, den man beim Aufeinandertreffen des gezielt riskanten Gladbacher Spiels mit der kindlichen Offensivfreude der Spanier erwarten durfte. "Es war teilweise echt ein Genuss, der Mannschaft zuzugucken, wie sie immer wieder den Weg nach vorne gesucht hat - und das gegen eine Spitzenteam", schwärmte Trainer André Schubert, der fand: "Wir sind wie die Wilden."

Gegen Sevilla besonders wild war Angreifer Stindl, Borussias Nummer 13, der beim ersten Sieg der Niederrheinischen in der Champions League Ibrahima Traoré ablöste. Der 27-jährige war in den letzten Wochen als ultimativer Brummkreisel über die Fußballplätze gewetzt. Am Mittwoch aber fasste er sich schon nach fünf Minuten an den Oberschenkel, nach 13 Minuten war Schluss für Traoré. Bezeichnend Schuberts Kommentar zu den acht Minuten, die dazwischen lagen: "Als er trotz der Verletzung noch zwei Torschüsse gesetzt hat, dachte ich mir schon - okay …?"

Es klang, als müsse der 44-Jährige seine torwütigen Kicker vor sich selbst schützen. Zumal es Gladbachs Terminkalender bis Mitte Dezember in sich hat: Samstag in einer Woche gastieren die Bayern im Borussia-Park. Am Dienstag darauf entscheidet sich in der Partie bei Manchester City und in Sevillas Parallelspiel gegen Turin, wer nach der Winterpause in der Europa League weiterspielen darf. Vier Tage später tritt die Schubert-Elf in Leverkusen an. Und vor diesem strammen Dreierpack geht die Reise am Wochenende erst mal zu Schlusslicht Hoffenheim.

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"Dort sieht man schon ein bisschen die Handschrift von Huub Stevens. Aber wir wollen unbedingt drei Punkte holen, das ist auch möglich", betont Keeper Yann Sommer, frisch euphorisiert vom aufregenden Europapokalabend gegen Sevilla. Ganz unaufgeregt dürfte Übungsleiter Schubert dagegen Traoré in Hoffenheim eine Verschnaufpause verschreiben - in dem Wissen, welche Kräfte in seinem Ensemble noch schlummern.

Gegen Sevilla fügte sich zum Beispiel Traoré-Ersatz Josip Drmic nahtlos ins Team ein - und war entscheidend mitbeteiligt an den klaren Fortschritten der Borussia auf internationalem Parkett. "Dass wir unsere Chancen jetzt mal genutzt haben, zeigt, dass wir erwachsen, noch reifer geworden sind. Diese internationale Erfahrung ist unheimlich wertvoll", betonte Torwart Sommer.

So wertvoll, dass seinem Trainer auch vor dem Schlussakkord gegen das sündhaft teure Team der Citizens nicht bange ist. "Wir fahren mit dem hohen Ziel nach Manchester, dort zu gewinnen", erklärte André Schubert. "Das ist schon schwierig - aber wir versuchen das. Und Jürgen Klopp hat’s ja vorgemacht." Vor drei Jahren, in der Gruppenphase der Champions League.

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