Gegen Liverpool in der Champions League Quali

Nagelsmann freut sich auf das Europa-Abenteuer

Hoffenheim freut sich ungemein auf den FC Liverpool in den Playoffs zur Champions League und rechnet sich Chancen aus

04.08.2017 UPDATE: 05.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Sieh an, der Kloppo! Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann (r.) war bestens gelaunt beim Public Viewing der Auslosung der Champions-League-Qualifikationsspiele. Am 15. und 23. August trifft der Kraichgauklub auf die legendären "Reds" des FC Liverpool mit Kulttrainer Jürgen Klopp und Ex-TSG-Akteur Roberto Firmino (l.). Fotos: Imago/APF

Von Frank Enzenauer

Zuzenhausen. Julian Nagelsmann stand am Freitagmorgen bestens gelaunt und mit dem richtigen Gefühl auf: Liverpool wird’s, sagte seine innere Stimme. Um viertel nach zwölf die Bestätigung: Die TSG 1899 Hoffenheim darf ihre Europapokal-Premiere gegen die legendären "Reds" mit Kultcoach Jürgen Klopp feiern! Die mit Spannung ersehnte Auslosung in der Uefa-Zentrale in Nyon bescherte "Hoffe" in den Playoffs zur Gruppenphase der Champions League am Dienstag, 15. August (20.45 Uhr) Heimrecht, acht Tage später spielt der Bundesligavierte am Mittwoch, 23. August ebenfalls ab 20.45 Uhr an der Anfield Road um weitere Königsklassenkicks. Beide Partien werden live im ZDF übertragen. Nicht der SSC Neapel, nicht der FC Sevilla, nicht ZSKA Moskau oder Sporting Lissabon - die ungesetzten Hoffenheimer erwischten den vermeintlich stärksten Gegner.

Hintergrund

1899 Hoffenheim an der legendären Anfield Road. Dort, wo das "You’ll never walk alone" von den Rängen schallt, wie nirgendwo anders. Auch wenn TSG-Trainer Julian Nagelsmann vor einiger Zeit bei einer Stippvisite gegen Newcastle United die Atmosphäre keinesfalls als so

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1899 Hoffenheim an der legendären Anfield Road. Dort, wo das "You’ll never walk alone" von den Rängen schallt, wie nirgendwo anders. Auch wenn TSG-Trainer Julian Nagelsmann vor einiger Zeit bei einer Stippvisite gegen Newcastle United die Atmosphäre keinesfalls als so prickelnd empfand. Relativ "wenig Schlachtgesänge" hörte der gerade 30 Jahre alt gewordene Coach seinerzeit im mittlerweile umgebauten und nun 54.074 Zuschauer fassenden Fußball-Tempel.

Doch egal, in welcher Tagesform sich die Anhänger der "Reds" am Mittwochbend des 23. August befinden werden: Die Höhenflieger aus dem Kraichgau werden in der Beatles-Stadt eine ganz besondere Rocknummer hinlegen müssen. Denn eines ist klar. Liverpools Trainer Jürgen Klopp läuft immer heiß und wird seine Profis an der Seitenlinie zur Höchstleistung antreiben.

Roberto Firmino, der im Sommer 2015 den Sprung von Hoffenheim auf die englische Insel machte, weiß das nur zu gut. Der Brasilianer hat in der Premier League sein Leistungspotenzial noch besser ausgeschöpft. Ein rotes Trikot von ihm befindet sich im Büro von Alexander Rosen, Hoffenheims Sportdirektor. "Roberto hat sich in Liverpool zum Weltklassespieler entwickelt", sagt Rosen. Dass der südamerikanische Fußball-Zauberer nicht der einzige davon im Team des Traditionsklubs ist, versteht sich von selbst.

Die Anhänger träumen davon, dass unter "Kloppo" endlich wieder der englische Meistertitel errungen werden kann. Schließlich liegt es bereits 27 (!) Jahre zurück, als der 1892 gegründete Verein das beste Team im Vereinigten Königreich stellte. Zu seinem Kollegen hat Julian Nagelsmann übrigens ein gutes Verhältnis. Beide Trainer werden von der gleichen Berateragentur betreut. "Es ist ein netter Austausch. Ich mag Jürgen Klopp als Typ sehr, er ist ein normaler Mensch geblieben", hält Nagelsmann große Stücke auf den ehemaligen Mainzer und Dortmunder Coach.

Und dass es in den beiden Duellen um ganz Elementares geht, wusst ja bereits in den 1960er Jahren Liverpools Trainer-Legende Bill Shankly. Unvergessen ist sein Spruch: "Einige Leuten halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere ihnen, dass es viel ernster ist." Na, denn ... (wit)

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"Coole Sache", sagte strahlend TSG-Erfolgstrainer Nagelsmann unmittelbar nach der Auslosung, die er gemeinsam mit Journalisten im zum Kinosaal umfunktionierten Presseraum an der TSG-Zentrale in Zuzenhausen via Livestream verfolgte. In der ersten Reihe saß auch Alexander Rosen, grinsend und Lebensfreude vermittelnd. "Wahnsinn! Unfassbar, was uns da für Spiele erwarten", sagte der Profifußballdirektor. Von einer "supertollen Sache für den ganzen Verein und die Region", sprach der neue Sport-Geschäftsführer Hansi Flick, der mit Finanzchef Frank Briel, Teammanager Timmo Hardung und Ruth Pintner von der TSG-Medienabteilung bei der Uefa in Nyon den historischen Hoffenheimer Tag verbrachte. Flick im Telefongespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung: "Das ist doch das Schönste im Sport: Sich mit den Besten messen."

FC Liverpool also. "Eines der Topteams Europas", sagte Julian Nagelsmann, der - Gefühlssache - den Playoffs-Kontrahenten in dieser Woche beim Audi-Cup in München beobachtet hat, wo das Kloppteam den FC Bayern mit einem 3:0-Sieg demütigte. "Eine unglaubliche Kontermannschaft mit brutal schnellem Umschaltspiel", so sein Scoutingbericht. Doch frei von jeglicher Ehrfurcht wird Nagelsmann seine Mannschaft auf das "Highlight" vorbereiten. "Wir sind nicht chancenlos", sagte der TSG-Trainer am Freitag und fügte mit Blick auf die Liverpudlians, kernige Engländer, salopp hinzu: "Die werden sicher keine drei Scotch Whisky trinken, weil sie auf uns treffen. Und drei Freudensprünge werden sie auch nicht machen." Rosen zeigte sich ebenso unverdrossen: "Wir sind wie immer maximal ehrgeizig. Wir wollen schon in die Gruppenphase."

Sollten sich die Hoffenheimer gegen Liverpool nicht durchsetzen können, müssen sie in der Europa League antreten. Dann käme die TSG auch nicht in den Genuss von 12,7 Millionen Euro Startgeld. Seit der Champions-League-Premiere 1997 sind erst vier von 22 deutschen Mannschaften in den Playoffs gescheitert: 1860 München (2000), Borussia Dortmund (2003), Schalke 04 (2008) und Borussia Mönchengladbach (2012). Gleichwohl lohnt sich schon jetzt das Europa-Abenteuer für "Hoffe" - mit einem Imagegewinn ist durch das Los-Glück zu rechnen. "Dadurch stehen wir voll im Fokus", urteilte Nagelsmann. "Für die öffentliche Wahrnehmung des Klubs ist das super."

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Der Vorverkauf für den Liverpool-Kick in der Rhein-Neckar-Arena läuft für Dauerkartenbesitzer bis kommenden Montag (18 Uhr), für TSG-Mitglieder startet der Erwerb von maximal zwei Karten am Dienstag, 8. August (9 Uhr) und dauert bis Freitag, 11. August (8:59 Uhr). Danach beginnt der freie Vorverkauf - sofern das Stadion bis dahin nicht ausverkauft ist. Unwahrscheinlich. Laut Uefa-Regularien dürfen in der Königsklasse nur Sitzplätze angeboten werden.

Bereits heute (15:30 Uhr) testet die TSG international. Anlässlich der offiziellen Saisoneröffnung treffen die "Nagelsmänner" auf den FC Bologna.

 

Qualifikation zur Champions League, Playoffs:

TSG 1899 Hoffenheim - FC Liverpool

Istanbul Basaksehir - FC Sevilla

Young Boys Bern - ZSKA Moskau

SSC Neapel - OGC Nizza

Sporting Lissabon - Steaua Bukarest

Olympiakos Piräus - HNK Rijeka

APOEL Nikosia - Slavia Prag

Celtic Glasgow - FK Astana

Hapoel Be’er Scheva - NK Maribor

Qarabag Agdam - FC Kopenhagen

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