1899 Hoffenheim gegen Mainz: Wieder mit mehr Sturm und Drang?

Im Februar schwächelte bei der TSG 1899 Hoffenheim die Torfabrik, doch am morgigen Samstag soll gegen den FSV Mainz 05 der Knoten platzen

26.02.2015 UPDATE: 27.02.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Trifft er gegen seinen Ex-Klub? Adam Szalai (r.), links FSVler Johannes Geis. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Auf zehn Grad kletterte gestern im Kraichgau das Thermometer, die erste Frühlingssonne tat gut. Im übertragenen Sinne sollen sich auch die Fans der TSG 1899 Hoffenheim am Spielstil und an den Ergebnissen ihrer Lieblinge erwärmen. Denn seit dem Rückrundenstart beim FC Augsburg kommt die Torfabrik (5:10) nicht mehr in Gang - der Hinrunden-Schnitt ist von 1,7 Toren auf 1,0 in den letzten fünf Partien abgefallen. Das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel an vorderster Front scheint eine weitere Fortsetzung zu finden. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FSV Mainz 05 deutet sich an, dass der bislang enttäuschende Ungar Adam Szalai wieder beginnen wird. Zumindest lassen die Reaktionen von Trainer Markus Gisdol diesen Schluss zu.

"Wir haben drei Stürmer, die gleichauf sind - und darum haben wir auch die Spielzeit der drei verteilt", sagte Gisdol auf der Pressekonferenz und verteidigte seine Offensivkräfte, "entscheidend ist, dass wir die Chancen haben. Wer das Tor macht, ist letztlich egal."

Mag sein. In der zweiten Saisonhälfte trafen bislang Roberto Firmino (zweimal), Ermin Bicakcic, Sebastian Rudy und Kevin Volland, aber eben kein Adam Szalai, Anthony Modeste oder Sven Schipplock. Gisdol pflegt zu rotieren - und fast alle Variationsmöglichkeiten auszuprobieren. In Augsburg begann Modeste, Szalai und Schipplock kamen als Doppelspitze in der Schlussphase rein. Gegen Werder fing Szalai an, die anderen beiden sollten den Rückstand drehen. In Wolfsburg wurde Ballzauberer Firmino nach ganz vorne beordert, Modeste eingewechselt. Gegen den VfB stürmte Schipplock, Modeste ersetzte ihn, Szalai war grippekrank. In Freiburg agierte Modeste 85 Minuten lang, Szalai erhielt lediglich einen Kurzeinsatz.

Szalai steht vom Sturmtrio her am stärksten in der Kritik. Gisdols Wunschtransfer, für den die TSG sechs Millionen Euro Ablöse an Schalke 04 vor Saisonbeginn überwies, erfüllte meist weder die eigenen noch die ihn gesetzten Erwartungen. Trotzdem hat Gisdol den 27-Jährigen (Vertrag bis 2018) nicht abgeschrieben, sondern er führt das Leistungstief auf Szalais Karrierestationen seit 2010 zurück. Als Mitglied der Mainzer "Bruchweg Boys" wurde Szalai gemeinsam mit André Schürrle und Lewis Holtby gefeiert, von seinem anschließenden Intermezzo bei Schalke 04 habe er indes "eine gewisse Enttäuschung" (Gisdol) mit nach Hoffenheim gebracht und wolle es nun allen unbedingt beweisen. "Ihm fehlt ein bisschen Leichtigkeit, sein Kopf muss wieder unbeschwerter werden", so Gisdol.

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"Hoffes" Cheftrainer möchte demnach (s)eine sensible Offensivkraft unterstützen. Krassestes Beispiel sei doch Bas Dost. "In seiner Anfangszeit in Wolfsburg war er vielleicht Testfahrer, aber kein Torjäger. Und jetzt ist er ein Superspieler geworden", meinte Gisdol und erinnerte ferner an Bayern-Star Robert Lewandowski, der in seinem ersten Jahr bei Borussia Dortmund auch enorme Anlaufschwierigkeiten hatte.

Gisdol hofft, dass bei Szalai und Co. der Knoten platzt. "Mein Gefühl sagt mir, dass sich in den letzten zwölf Spielen einer unserer Stürmer richtig in den Vordergrund spielen wird." Wer seines Erachtens nach leistungsmäßig explodiert, sagt er natürlich nicht ...

Es fiel ihm spürbar schwer, Mainz 05 nach dem jüngsten Trainerwechsel einzuschätzen. Respektvoll redete Gisdol über den bei Nullfünf entlassenen Dänen Kasper Hjulmand: "Das tut mir leid. Er ist ein ausgesprochen sympathischer und kompetenter Kollege." Über Hjulmands Nachfolger Martin Schmidt äußerte sich Gisdol hingegen eher kühl und distanziert: "Ich sehe nur, dass er viel erzählt. Aber ich kenne ihn nicht." Kurzfristig werde man sicherlich einen anderen FSV erleben, den das Derby gegen Eintracht Frankfurt zurück in die emotionale Spur gebracht habe. Gisdols Fernanalyse des neuen Mainzer "Schmidteinanders": "Man hört ja von allen Seiten, dass der Trainer wieder Dinge anzusteuern versucht, die anscheinend ein bisschen im Verborgenen lagen."

Im Verborgenen liegt derzeit auch Hoffenheims Sturm und Drang. Ob die TSG morgen (23 000 Tickets waren bis Donnerstag verkauft) zurück zu ihren Stärken findet? Vorhergesagt sind für Samstag sechs Grad, Sonne und mäßige Windböen. Perfekte Bedingungen also.

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