1899-U19-Trainer Marcel Rapp

Leben zwischen Liga, League und Lehrgang

Fußball rund um die Uhr - "Belastung ist groß"

26.11.2018 UPDATE: 27.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

U19-Trainer Marcel Rapp

Von Christopher Benz

Hoffenheim. Haustür auf, Frau und Kinder in den Arm nehmen - und schon ist der Stress vergessen. Das Zuhause ist Marcel Rapps Wohlfühloase in dieser vollgepackten Fußball-Vorrunde mit U19-Bundesliga, Uefa Youth League und Fußballlehrer-Lehrgang in Köln.

"Die Belastung ist selbstverständlich groß, aber es ist alles Fußball, und daher mache ich das sehr gerne", weiß Marcel Rapp, was er an seiner Arbeit hat. Bei der TSG 1899 Hoffenheim ist er ein alter Hase. Im Januar sind es sechs Jahre, seit er dort als Trainer seine ersten Schritte gemacht hat. Nach dem Anfang als Co-Trainer der U17 übernahm er im Sommer 2013 die U16 als Cheftrainer, 2015 folgten die U17 und wiederum zwei Jahre später die U19.

Mit diesem Team reitet er seit anderthalb Jahren auf einer Erfolgswelle. In der letzten Saison feierten die Hoffenheimer die Meisterschaft in der U19-Bundesliga Süd/Südwest, in dieser Runde sorgen sie in ihrer ersten Youth League-Spielzeit für reihenweise positive Schlagzeilen. Dort ist das Weiterkommen in der Gruppe F bereits gesichert. Mit einem Sieg am Dienstag um 15 Uhr im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion gegen Schachtjor Donezk stünden nach dem fünften von sechs Spieltagen der Gruppensieg und die direkte Qualifikation für das Achtelfinale fest. Als Zweiter müssten die Nachwuchskicker eine Playoff-Runde um den Achtelfinaleinzug absolvieren.

Die bisherigen Auftritte in der Königsklasse der "Stars von morgen" haben europaweit beeindruckt. Donezk und das mit Scheich-Milliarden vollgepumpte Manchester City hat die TSG längst hinter sich gelassen. Einzig Olympique Lyon kann in der Tabelle noch vorbeiziehen. Doch gegen das jetzt schon ausgeschiedene Schlusslicht aus der Ukraine sollte eigentlich nichts mehr anbrennen. "Donezk wird nichts herschenken", weiß Nachwuchs-Direktor Dirk Mack, welchen Stellenwert die Youth League bei den Klubs besitzt: "Für die Jungs, die dort auflaufen dürfen, ist das eine riesige Chance, sich anzubieten."

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Vier Mal in Serie hat das die stets gleiche Startaufstellung der Hoffenheimer geschafft. Zehn Punkte haben sie gesammelt und mit ausnahmslos attraktiven Spielen beste Werbung für den Jugendfußball betrieben. "Bis jetzt gibt es keine Anfragen für einen unserer Jungs", versichert Mack. "Darüber haben wir noch nicht verhandelt", schmunzelt er auf die Nachfrage, ob es denn eine Prämie für den Gewinn der Youth League gäbe.

Hoch erfreut ist man bei den Kraichgauern über die spürbar gestiegene Bedeutung, die dem Nachwuchsfußball zuteil wird. Gegen Manchester City strömten 2830 Zuschauer ins Stadion, gegen Lyon kamen 1900 - beide Male an einem Dienstagnachmittag. Stammgäste sind die sportlich Verantwortlichen der Profis von Trainer Julian Nagelsmann, über Profifußball-Direktor Alexander Rosen bis hin zu Geschäftsführer Dr. Peter Görlich, dessen Sohn in der U19 auf der rechten Abwehrseite verteidigt.

Zuletzt unterstützte der Trainerstab um Co-Trainer Jens Schuster, der seit 2002 in Hoffenheim tätig ist, den in Köln büffelnden Rapp tatkräftig an den Tagen vor den Spielen. Bei den Heimspielen gegen Manchester und Lyon kam Marcel Rapp früh morgens angereist. Was die Vorbereitung für Donezk angeht, kann sich der angehende Fußballlehrer voll und ganz auf seine Schützlinge konzentrieren. "Die Basisausbildung in Köln ist abgeschlossen, in den kommenden drei Wochen sind jeweils nur acht von 24 Teilnehmern vor Ort", hat der 39-Jährige seine eigene Präsenzwoche auf Anfang Dezember gelegt.

Die Vorzüge des Jugendfußballs sind ihm bewusst, auch wenn es ganz oben natürlich mehr Geld zu verdienen gibt. "Profifußball ist vergleichbar mit der freien Wildbahn, da muss man Ergebnisse liefern und anders, weil rein ergebnisorientiert, arbeiten", hat Marcel Rapp (Foto: Lörz) nicht zuletzt im Austausch mit seinen aktuellen "Klassenkameraden" in Köln, zu denen unter anderem 1860-Trainer Daniel Bierofka oder die ehemaligen Nationalspieler Andreas Hinkel und Patrick Helmes gehören, erfahren. Die Ausbildung zur höchsten Lizenz, die ein Trainer im Profifußball erhalten kann, sieht der in Kronau wohnende Familienvater eher als Fortbildung denn als Sprungbrett. "Ich mache das nicht, um in drei Monaten bei einem Klub in den ersten drei Ligen aufzuschlagen", versichert Rapp, "denn ich fühle mit rundum zufrieden mit der U19 und kann mir vorstellen, das hier lange Zeit zu machen."

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