1899-Trainer Julian Nagelsmann

"Dann werde ich halt Skilehrer"

Elf unterschiedliche Themenpunkte zum TSG-Coach -  Vom Bayern-Flirt über den Vertrag bis hin zum Videobeweis

15.01.2018 UPDATE: 20.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden

Meinungsstark: TSG-Trainer Julian Nagelsmann. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Heidelberg. Kürzlich gab Hoffenheims Cheftrainer Julian Nagelsmann (30) der Rhein-Neckar-Zeitung, dem Mannheimer Morgen und der Heilbronner Stimme ein ausführliches Interview, das bundesweit Beachtung fand. Der gebürtige Landsberger, der seit 2010 in verschiedenen Trainerfunktionen bei der TSG 1899 tätig und seit 11. Februar 2016 für das Profiteam verantwortlich ist, nahm dabei kein Blatt vor den Mund. In Auszügen geben wir die interessantesten elf Themenpunkte wider.

> Nagelsmann über seine Selbstwahrnehmung: "Wenn irgendwann der Tag X eintritt, an dem ich mich extrem verstellen muss, dann mache ich es nicht mehr. Ich habe da keine Lust drauf, zu sein wie andere es gerne hätten, sondern ich will sein, wie ich gerne sein möchte. Auch wie ich erzogen worden bin, nämlich ehrlich zu sein und zu sagen, was man denkt."

> Nagelsmann zu seinem Flirt mit dem FC Bayern: "Ich finde es skurril, dass man mit einfachen Aussagen, die jeder im Kopf hat, so vieles auslöst. Wenn ich an die damalige Aussage bezüglich des Vereins aus Süddeutschland denke, ich glaube, dass 99 Prozent der Trainer so denken - und wenn es dann einer ausspricht, ist es ein Riesenskandal. Die anderen sagen es halt nicht oder verbreiten gar die Unwahrheit, weil sie sich verbiegen müssen und es womöglich Vorgaben gibt. Wenn ich das mal nicht mehr so machen kann, dann werde ich halt Skilehrer oder mache irgendetwas ganz anderes."

> Nagelsmann zum Eurosport-Interview vom 12. September 2017: "Es war nicht der optimale Zeitpunkt, weil wir die Woche davor gegen Bayern gewonnen hatten und es viel Unruhe um Carlo Ancelotti gab. Aber sonst gibt es nichts zu bereuen."

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> Nagelsmann auf die Frage, ob er sich in den knapp zwei Jahren verändert habe: "Der Erfolg hat mich nicht verändert. Ich bin nicht abgehoben. Natürlich bin ich etwas vorsichtiger in der Öffentlichkeit geworden, weil ich nicht will, dass meine Familie die ganze Zeit auf irgendwelchen Privathandys erscheint."

> Nagelsmann über die Verteilung der öffentlichen Aufmerksamkeit: "Diese Personifizierung gibt es bei keinem anderen Bundesligisten so extrem wie hier. Ich würde mir wünschen, dass die Mannschaft besser wegkommt und mehr Aufmerksamkeit erhält als immer nur der Trainer. Ich weiß, was die Spieler für mich geleistet haben, seit wir hier zusammenarbeiten."

> Nagelsmann zu seinem Verhältnis zur Mannschaft: "Wir machen sehr anspruchsvolles Training. Außerdem ist mir die Beziehung zu den Spielern sehr wichtig, ich will nicht nur über Fußball quatschen. Es ist schon der Schlüssel in der Beziehung, dass man Nähe zulässt ohne gleichzeitig Angst haben zu müssen, an Autorität zu verlieren. Man muss auch mal Blödsinn machen."

> Nagelsmanns Reaktion auf die Forderungen von Dietmar Hopp und Hansi Flick, er müsse bis mindestens 2019 bei "Hoffe" bleiben: "Ich habe den Vertrag ohne Alkoholeinfluss und Drogenkonsum unterschrieben. Wenn Dietmar Hopp und Hansi Flick möchten, dass ich den Vertrag erfülle, dann erfülle ich den. Die Ausstiegsklausel für 2019 ist mittlerweile überall bekannt. Es gibt auch keine Garantie, dass ich 2019 weg bin. Meine Unterschrift bis 2021 ist Statement genug."

> Nagelsmann über die Halbwertszeit von Profitrainern: "Wenn du als Verein in der Lage bist, dir alle drei Jahre eine neue Mannschaft zu leisten, dann kann ein Trainer auch zehn Jahre in einem Klub Erfolg haben. Nicht umsonst hat Pep Guardiola einen Drei-Jahres-Rhythmus, weil er weiß, dass irgendwann die Wirkung seiner Ansprachen und damit die Originalität verloren gehen."

> Nagelsmann zum Videobeweis: "Die Art und Weise, wie er umgesetzt wird, ist nicht gut. Der jeweilige Trainer sollte eine festgelegte Anzahl an Möglichkeiten bekommen, um den Videobeweis zu fordern - und nicht der Schiedsrichter oder die Experten in Köln immer wieder eingreifen, die vor zig Monitoren sitzen."

> Nagelsmann über die Mechanismen des Fußball-Geschäfts: "Es gibt im Fußball keine Garantie - für nichts. Für jede Aussage, egal in welche Richtung ich sie treffe, werde ich hinterher als Idiot dargestellt."

> Nagelsmanns Job aus der Perspektive seines dreijährigen Sohnes Maximilian: "Er denkt, ich spiele selber Fußball. Wenn er das Stadion sieht, dann sagt er: ‚Das ist Papas Büro!‘ Er kennt die Logos aller Bundesliga-Vereine. Er war einmal im Stadion, am Spielfeldrand hat er mich gefragt: ‚Papa, wie geht’s?‘ Ich habe geantwortet: ‚Ach, ich bin kaputt.‘ Dann hat er gesagt: ‚Wieso das denn? Du hast doch gar nicht gespielt.‘ Und: ‚Warum brüllst du immer so herum? Ich darf nie schreien und du schreist so.‘"

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