1899 Hoffenheim

Warum Sebastian Hoeneß als TSG-Trainer im Gespräch ist

Der Sohn von Dieter und Neffe von Uli Hoeneß steht womöglich vorm nächsten Karrieresprung, hat aber eine Hypothek: sein Nachname

21.07.2020 UPDATE: 22.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Handhabt Sebastian Hoeneß demnächst das sportliche Geschehen in Hoffenheim? Foto: dpa

Von Maik Rosner

München. Als sich die Gerüchte um das Interesse der TSG Hoffenheim an Sebastian Hoeneß verdichteten, ging es rasch weniger um den Trainer des Drittliga-Meisters FC Bayern II an sich, sondern mehr um seinen berühmten Nachnamen. Das Magazin 11Freunde legte zum Beispiel online eine Glosse auf, die sich darum drehte, ob der Bundesliga "eine weitere Schreckensherrschaft" und "das zweite dunkle Zeitalter" drohe.

Verbunden waren damit Fragen, die an seinen berühmten Onkel Uli, den langjährigen Macher des FC Bayern, erinnerten. "Wen nagelt der junge Hoeneß als erstes im Sportstudio an die Wand? Kauft die TSG nun gnadenlos ihre direkten Konkurrenten tot?", fragten die 11 Freunde. Oder auch: "Gibt es im beschaulichen Kraichgau überhaupt eine Abteilung Attacke?"

Hintergrund

Achim Wittich über die Trainersuche bei der TSG Hoffenheim

"Ein Hoeneß für ’Hoffe’?, so titelte die RNZ am vergangenen Mittwoch, als die Gerüchte um eine Verpflichtung des noch ziemlich unbekannten Trainers mit dem umso bekannteren Namen

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Achim Wittich über die Trainersuche bei der TSG Hoffenheim

"Ein Hoeneß für ’Hoffe’?, so titelte die RNZ am vergangenen Mittwoch, als die Gerüchte um eine Verpflichtung des noch ziemlich unbekannten Trainers mit dem umso bekannteren Namen immer stärker aufkamen. Sebastian Hoeneß scheint nun das Rennen um die begehrte Bundesliga-Arbeitsstelle gewonnen zu haben.

Für ihn ein schöner Aufstieg von der 3. Liga in die Elite-Klasse des deutschen Fußballs – und für Hoffenheim eine Verpflichtung, die den Verein wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken würde.

Denn wir erinnern uns kurz zurück: Obwohl die TSG bis zum 30. Spieltag der abgelaufenen Saison unter dem Nagelsmann-Nachfolger Alfred Schreuder immer in Schlagdistanz zu einem internationalen Wettbewerb stand und diesen am Abschlusswochenende mit dem furiosen 4:0-Sieg in Dortmund sogar direkt klar machte, sahen wir im Aktuellen Sport Studio die Spiele der Kraichgauer wieder häufig in kürzester Form und zum Schluss der Sendung.

"Hoffe" stürmte nach Europa – und so richtig schien es niemanden zu interessieren. Unter Nagelsmann war das noch ganz anders, der Dorfklub war auch überregional mit seinem Traineraufsteiger in aller Munde.

Das könnte mit Sebastian Hoeneß wieder ähnlich sein und nicht nur Dietmar Hopp freuen – ein nicht ganz unwesentliches Kriterium bei der Entscheidungsfindung. Das weiß auch Sportdirektor Alexander Rosen.

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Nachname eher Hypothek

Was zur Erheiterung der Leser beitragen sollte, war zugleich Ausdruck jener Last, die für Sebastian Hoeneß mit seiner Verwandtschaft verbunden ist. Wie viele Nachkommen berühmter Fußballer empfindet der 38-Jährige seinen Nachnamen zuweilen weniger als Türöffner, sondern eher als Hypothek. So, wie der ehemalige Tennis-Spieler Boris Becker nach seinem ersten Titelgewinn in Wimbledon 1985 früher stets als "der 17-jährige Leimener" bezeichnet wurde, wirkt es, als stehe bei Sebastian Hoeneß der imaginäre Zusatz "der Neffe von Uli und Sohn von Dieter Hoeneß" im Pass.

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Sebastian Hoeneß hat sich daran gewöhnt, zwangsläufig. "Es begleitet mich ein Leben lang. Ich heiße halt schon immer Hoeneß und der Name polarisiert", sagte er zuletzt, "natürlich würde ich mir hin und wieder wünschen, als Sebastian wahrgenommen zu werden und nicht als Hoeneß." Er möge seinen Nachnamen zwar und natürlich auch seine Familie, ergänzte er, "aber es wird häufig in Kontext gesetzt, und das fühlt sich manchmal ein bisschen ungerecht an. Damit muss ich leben."

Sollte es nun zu seinem nächsten Karrieresprung in Hoffenheim kommen, wo er laut kicker Favorit auf die Nachfolge von Alfred Schreuder ist, dürfte das umso mehr gelten. Verbunden mit den Erwartungen an einen Hoeneß, die auch in Häme umschlagen könnten, wenn der Erfolg ausbleiben sollte. Wohl auch deshalb soll sich der junge Trainer mit dem berühmten Nachnamen Bedenkzeit erbeten haben, ob er nach seiner ersten Saison als Chefcoach im Profifußball schon den Schritt ins Rampenlicht der Bundesliga wagen soll. Zu klären ist zudem, ob die Münchner ihren Ausbilder fürs Profiteam ziehen lassen, zumal die Zusammenarbeit mit Hansi Flick vielversprechend läuft.

Für Gerland ein "großes Trainer-Talent"

An Hoeneß‘ Qualitäten besteht in München jedenfalls kein Zweifel mehr, obwohl er nach seiner Zeit bei den A-Junioren von Hertha Zehlendorf in Berlin (2011 bis 2013) und in RB Leipzigs Nachwuchs (2014 bis 2017) nach seinem Wechsel vor drei Jahren zur U19 des FC Bayern auch dort zunächst kritisch beäugt worden war. Flicks Co-Trainer Hermann Gerland hatte sich für Hoeneß "vehement eingesetzt", wie er sagte, schon vor dessen Beförderung zur U23 im Sommer 2019 bezeichnete er ihn als "großes Trainer-Talent".

Der Nachweis folgte nach einer eher mittelprächtigen Anlaufzeit. Nach 20 Spieltagen stand der FC Bayern II auf Platz 15. Weitere 18 Spieltage später feierte Hoeneß mit seinem Team den Meistertitel – in der ersten Saison nach dem Aufstieg. Nie zuvor hatte das eine zweite Mannschaft geschafft. Hoeneß wurde zum "Trainer des Jahres" in der Dritten Liga gewählt. Beigetragen dazu hatte jener offensive Spielstil, den er zunehmend mit defensiver Stabilität kombinierte.

Und nun Hoffenheim? Für den gebürtigen Münchner Hoeneß wäre es auch eine Rückkehr. Bei der TSG kickte er in der Saison 2006/07 fünf Mal für die zweite Mannschaft in der Oberliga und drei Mal für die erste in der Regionalliga, auch damals schon mit der Last der Erwartungen an den Namen Hoeneß. Als Trainer traut er sich die Bundesliga aber zu. Konkret geäußert hat sich Hoeneß zu den Avancen der TSG bisher nicht. Nur so viel: "Ich verbinde seit Kindesbeinen Emotionen mit dem FC Bayern. Der Job hier ist ein besonderer, ein Schritt weg von hier müsste schon sehr gut durchdacht sein und perfekt passen."

Dafür aber sprach sein berühmter Onkel Uli im BR über Hoffenheims Interesse. Er habe Sportvorstand Hasan Salihamidzic gesagt, "dass sie diese Entscheidung ganz alleine zu treffen haben, so oder so, weil ich mich da als befangen betrachte", sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern. Er habe sich deshalb "aus dieser Diskussion herausgehalten"

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