1899 Hoffenheim U19

So verlief der unvergessliche Auftritt gegen Real Madrid

4:2-Erfolg im Viertelfinale der Uefa Youth League - "Bauer schlägt König - Schachmatt"

04.04.2019 UPDATE: 05.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Nass, aber glücklich: Hoffenheims U19-Trainer Marcel Rapp nach dem Real-Coup. Foto: Lörz

Von Christopher Benz

Sinsheim. Vor fast genau elf Jahren steppte zum letzten Mal so richtig der Bär im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion. Damals feierten Francisco Copado, Demba Ba, Tobias Weis und Co. zusammen mit Trainer Ralf Rangnick den Bundesliga-Aufstieg der TSG nach einem berauschenden 5:0 gegen Greuther Fürth am letzten Zweitliga-Spieltag.

Am Mittwochabend sorgte die U 19 der TSG für ähnliche Stimmung. Zum Viertelfinale der Youth League, der "kleinen" Champions League für die ältesten Jugendmannschaften der Profiklubs, schlug kein Geringerer als Real Madrid in der Silbergasse auf. Zehn Tage zuvor meldeten die Kraichgauer bereits "Ausverkauft". 6350 Menschen pilgerten bei strömendem Regen ins Stadion, die Ultras ließen sich zur Feier des Tages etwas Besonderes einfallen. Beim Einmarsch der Nachwuchskicker prangte über dem kompletten Fanblock ein Banner mit der Aufschrift "Bauer schlägt König - Schachmatt".

Die jungen Spanier konnten das wohl kaum entziffern, dafür spürten sie von der ersten Sekunde an, dass sich die Elf von Trainer Marcel Rapp etwas Großes vorgenommen hatte. "So ein Spiel habe ich persönlich noch nie hier im Stadion erlebt", erzählte ein emotional berührter Dirk Mack, Direktor Nachwuchsfußball, hinterher im Kabinentrakt.

Während die Real-Legende Raúl González Blanco, dreimaliger Champions League-Sieger mit den Königlichen und im Juniorenbereich als Trainer tätig, das Stadion Richtung Bus verließ, jubelten wenige Meter entfernt die Hoffenheimer in ihrer Kabine über den Halbfinaleinzug. Zuvor kämpfte die Mannschaft um Kapitän Benjamin Wallquist über 90 Minuten um jeden einzelnen Ball und verdiente sich so einen 4:2-Sieg über den großen Favoriten aus der spanischen Hauptstadt.

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Die Bedingungen dabei als Fritz-Walter-Wetter zu bezeichnen, wäre maßlos untertrieben. Ungefähr eine Stunde vor Spielbeginn wurde der Regen immer stärker, in der ersten Halbzeit waren beide Mannschaften um Spielkontrolle bemüht, mit Beginn der zweiten Hälfte war dies nicht mehr möglich. Vor allem in der Mitte des Feldes stand das Wasser auf dem Rasen, beim Dribbeln mussten die Kicker die Kugel immer ein wenig anheben, sonst wären sie nicht vom Fleck gekommen. "Ich glaube, dass das kein Vorteil für uns gewesen ist, weil wir auch Fußballspielen wollen und beide ja mit denselben Bedingungen zu kämpfen hatten", erläuterte TSG-Trainer Marcel Rapp.

Zugute kam seinen Schützlingen aber die Tatsache, dass sie ab der neunten Minute durchgängig in Führung lagen. Max Geschwill mit einem platzierten Flachschuss und Filip Stojilkovic per Kopf sorgten für die schnelle Zwei-Tore-Führung. Mit den Einwechslungen von Benedikt Landwehr und Tim Linsbichler legte Rapp den Grundstein für die späten Tore. Während der schmächtige Landwehr scheinbar mühelos über den tiefen Boden hinwegfegte, machte Linsbichler das, was ein Stürmer tun muss - er traf und das doppelt. Sein 3:1 animierte die Fans zum "Badnerlied", passenderweise gingen die Königlichen in Baden baden.

"Für mich persönlich ist das ein herausragendes Gefühl", sagte Linsbichler, der mit seinen Kollegen nach seinem zweiten Treffer zum 4:2 in der Schlussminute feststellte, "dass jeder von uns eine Gänsehaut hatte." Während das Trainerteam um Rapp zufrieden lächelnd am Mittelkreis stand, feierten die Spieler zusammen mit den Fans den Halbfinaleinzug.

Dann bekommen es die Hoffenheimer am 26. April mit dem FC Porto zu tun. Die vier besten Nachwuchsteams Europas treffen sich gemeinsam im schweizerischen Nyon und ermitteln in einem Final-Four-Turnier den Besten der Besten. "Das haben sich die Jungs mehr als verdient für ein bis jetzt schon herausragendes Jahr", fasste Mack zusammen.

Ort des Geschehens

Nach dem mitreißenden Auftritt der jungen Hoffenheimer kommt man unweigerlich zum Schluss: Wer Real Madrid rauswirft, hat sicher auch das Zeug für den ganz großen Coup.

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