1899 Hoffenheim

Gegen Schalke war es weniger rasant und ohne Looping

Achterbahnfahrt geht weiter: Nach dem München-Debakel erkämpft sich "Hoffe" in einer Partie ohne viele Höhepunkte ein 1:1 auf Schalke

08.03.2020 UPDATE: 09.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Kam, sah und traf: Christoph Baumgartner (am Ball) musste sich zunächst auf der Bank in Geduld üben, dann rettete er der TSG Hoffenheim mit seinem Ausgleichstor einen Punkt. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Gelsenkirchen. Mit der Reizüberflutung auf Rasen und Rängen in der Vorwoche gegen München konnte das Gastspiel der TSG Hoffenheim auf Schalke am Samstag nicht mithalten. Einerseits war das erfreulich. Denn wie die Bayern-Ultras in Sinsheim ließen es sich auch die Knappen-Fans nicht nehmen, per Spruchband gegen Dietmar Hopp zu stänkern. Sie beließen es allerdings bei einem Banner, das zwar geschmacklos war, aber gemäß abgeschwächtem DFB-Drei-Stufen-Plan keine Spielunterbrechung verlangte. Und natürlich freute sich Alfred Schreuder nach dem 1:1 (0:1) gegen den Rivalen im Kampf um die Europapokalplätze über eine kleine Leistungssteigerung im Vergleich zum 0:6 vor Wochenfrist sowie über den wichtigen Punktgewinn.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Beim Gegentor machtlos, danach vor allem als verbaler Einpeitscher im Einsatz.

Nordtveit: Erst unauffällig, dann Opfer der Systemumstellung und gegen Baumgartner ausgetauscht.

Akpoguma: Hatte als Mittelmann der

[+] Lesen Sie mehr

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Beim Gegentor machtlos, danach vor allem als verbaler Einpeitscher im Einsatz.

Nordtveit: Erst unauffällig, dann Opfer der Systemumstellung und gegen Baumgartner ausgetauscht.

Akpoguma: Hatte als Mittelmann der Kette einen schwierigen Stand. Leistete sich zu viele Ungenauigkeiten. Das kann "Akpo" besser.

Hübner: Starkes Spiel des Kapitäns. Hätte ein Tor verdient gehabt, doch der VAR hatte etwas dagegen.

Kaderabek: Auf der Außenbahn auffälliger als Pendant Skov. Solide.

Skov: Versuchte es immer wieder, aber zu oft mit dem Kopf durch die Wand.

Grillitsch: Dreh- und Angelpunkt in der TSG-Schaltzentrale.

Rudy: Bei seiner Rückkehr nur zu Beginn mit Pfiffen bedacht. Blieb blass.

Samassékou: Kann mehr.

Bebou: Vergab die beste Chance vor der Pause mit einem schönen Flugkopfball. Ohne Durchschlagskraft.

Kramaric: Nach der Pause offensiver, aber nie gefährlich.

Baumgartner: Nach seiner Einwechslung trotz Wadenproblemen sofort ein belebendes Element. Schon mit seinem vierten Saisontor.

Posch: Spät für Kaderabek im Spiel.

Geiger: Comeback in den Schlussminuten. nb

[-] Weniger anzeigen

Andererseits kam auch der Hoffenheimer Cheftrainer nicht umhin zuzugeben, dass die Partie eher in die Kategorie "Langweiler" fiel. "Ja, das war so", stimmte der Niederländer in kleiner Runde nach der Pressekonferenz dem Fragesteller zu, "aber bei allem Respekt: Wir sind gerade auch nicht in der Lage, sie bedingungslos zu attackieren." Was Schreuder meinte: Nach nun nur zwei Punkten aus fünf Spielen strotzt die TSG gerade genauso wenig vor Selbstvertrauen wie die Königsblauen, die sogar seit sieben Spielen auf einen Sieg warten.

"Wir haben ein Spiel zwischen zwei Mannschaften gesehen, die beide sicher nicht ihre beste Periode haben", konstatierte daher Schalkes Cheftrainer David Wagner. Der 48-Jährige, der von 2007 bis 2009 im Hoffenheimer Nachwuchs tätig war, räumte aufgrund der besonderen Umstände – zuvor hatte seine vom Verletzungspech arg gebeutelte Elf mit 0:3 in Köln und 0:5 gegen Leipzig verloren – auch freimütig ein, das aktive Fußballspielen bewusst erst einmal eingestellt zu haben. "Wir haben einen total defensiven Ansatz gewählt und dem Gegner den Ball überlassen, um aus dem Umschaltspiel Momente zu kreieren", erklärte Wagner die aus seiner Sicht alternativlose Taktik. "Etwas anderes steht uns momentan nicht zu, weil wir dafür das Personal nicht haben."

Zumindest vor der Pause ging das Konzept auf. Zwar erspielten sich auch die Hausherren keine Vielzahl an Chancen, gingen aber durch Weston McKennie nicht unverdient in Führung (20.).

"Vielleicht hatten wir zu Beginn noch das vergangene Spiel in den Köpfen", mutmaßte Kapitän Benjamin Hübner. "In der ersten Halbzeit hat man die Verunsicherung gespürt." Alfred Schreuder sah’s ähnlich. Wenngleich er das nicht erwartet habe: "So etwas kann passieren im Fußball, wir sind keine Roboter."

Nach dem Seitenwechsel legte die TSG in ähnlichem Maße zu wie S04 abbaute. Folgerichtig traf der eingewechselte Christoph Baumgartner zum 1:1-Endstand (69.). "Ich bin froh, dass ,Baumi’ gut reingekommen ist", sagte Schreuder und ließ ein Extralob für den jungen Österreicher springen: "Er hat der Mannschaft direkt Energie gegeben." Weil der 20-Jährige unter der Woche aber zum wiederholten Male aufgrund von Wadenproblemen ein paar Tage mit dem Training hatte aussetzen müssen, ließ Schreuder ihn zunächst auf der Bank. Für einen Jungprofi voller Tatendrang sind das schwierige Minuten. "Du versuchst, ruhig zu bleiben", schmunzelte der Torschütze, "aber natürlich willst du als Offensivspieler bei 0:1 dann rein und mithelfen, die Partie zu drehen."

Gesagt, getan – zumindest halb. "Das war extrem wichtig für uns, hier zumindest nicht zu verlieren", so Baumi.

Viel hatte nicht gefehlt und "Hoffe" hätte sogar einen Dreier mitgenommen: Schließlich hatte nur vier Minuten vor Baumgartners Ausgleich bereits Hübner zum 1:1 eingeköpft. Doch weil "Hübi" beim Freistoß von Schalke-Leihgabe Sebastian Rudy hauchdünn im Abseits stand, intervenierte der Videoassistent und annullierte das Tor nach zwei bangen Minuten des Wartens. "So lange das Spiel noch nicht angepfiffen ist, hat man so ein komisches Gefühl", berichtete der 30-Jährige, "das nimmt einem ein bisschen die Freude." Generell sei er allerdings nach wie vor ein Videobeweis-Befürworter: "Ich würde mir nur wünschen, dass es ein bisschen schneller geht."

Ein nachvollziehbarer Wunsch, den so mancher Fan während der 90 Minuten zuvor auch für das Geschehen auf dem Feld in sich getragen haben mag. "Die zweite Halbzeit war gut", betonte Schreuder. Freilich: "Wir können es noch besser, wir wollen noch mehr, aber wir müssen schauen, wo wir herkommen – von einem 0:6."

Und so ging Etappe 25 der 34 Spieltage umfassenden Hoffenheimer Achterbahnfahrt eben weniger rasant und ohne Looping zu Ende.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.