1899 Hoffenheim gegen SC Freiburg

Schreuders Hymne auf Streich

Vor dem badischen Derby erklärt der TSG-Cheftrainer seinen Kollegen zum Vorbild

13.09.2019 UPDATE: 14.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Peilt mit den Fans im Rücken drei Punkte an: "Hoffes" Trainer Alfred Schreuder. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Ob man die Partie als "kleines" oder "großes" Derby einzuordnen pflegt, ist eigentlich sekundär. Tatsache ist: Seit der Saison 2009/2010 begegnen sich die besten Profifußballer aus dem Kraichgau und dem Breisgau regelmäßig in der Bundesliga, und meist herrscht auf dem Rasen Dramatik pur. TSG-Trainer Alfred Schreuder (46 Jahre) ließ es sich am Freitag bei der offiziellen Spieltags-Pressekonferenz nicht nehmen, die Arbeit seines Freiburger Kollegen Christian Streich (54) ausdrücklich zu würdigen. Er hätte das nicht tun müssen, aber Schreuder machte es eben aus einem Verständnis für die Aufgaben und Widrigkeiten des Trainerjobs und einer gewissen Solidarität heraus. Wenn man so will, verbindet den Vertreter des niederländischen "Voetball totaal" und den südbadischen Temperamentsbolzen und Entwickler eine ganze Menge. Sie sind beide akribische Übungsleiter und positiv Fußballverrückte.

"Ich liebe die Art und Weise, wie er den Fußball sieht und wie er arbeitet. Er muss immer seine besten Spieler verkaufen, was er damit macht, ist brutal", so Schreuder - und Streich holt seit seinem Amtsantritt Ende Dezember immer das Maximale aus den Sportclub-Profis heraus. Das sagte Schreuder nicht, aber er dürfte es sich wohl gedacht haben.

Hintergrund

Bisherige Bilanz

In der Bundesliga trafen "Hoffe" und der Sportclub bislang insgesamt 18 Mal aufeinander. Aus Sicht der Kraichgauer sind es fünf Siege, neun Unentschieden und vier Niederlagen (Torverhältnis 30:30). Lediglich eine Begegnung der

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Bisherige Bilanz

In der Bundesliga trafen "Hoffe" und der Sportclub bislang insgesamt 18 Mal aufeinander. Aus Sicht der Kraichgauer sind es fünf Siege, neun Unentschieden und vier Niederlagen (Torverhältnis 30:30). Lediglich eine Begegnung der Kontrahenten endete 0:0, und zwar die vom 15. April 2012 in Freiburg.

SC: Qual der Wahl

Wenngleich Vincenzo Grifo gegen seinen Ex-Verein TSG Hoffenheim noch nicht spielen darf: Trainer Christian Streich hat im aufgeblähten SC-Kader eine fast schon zu große Auswahl an Spielern für Sonntag - und muss daher mit einem gewissen Konfliktpotenzial umgehen. "Wir haben zum Glück wenig Verletzte und ich muss derzeit viele enttäuschen", sagte Streich im Vorfeld.

So könnten sie beginnen

Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Vogt, Hübner - Rudy, Grillitsch - Kaderabek, Zuber - Skov, Bebou - Belfodil.

Freiburg: Schwolow - Lienhart, Koch, Schlotterbeck - Schmid, Haberer, Höfler, Günter - Waldschmidt, Borrello - Petersen.

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken). jog

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Streich jedenfalls ist der "ewige" Coach in Deutschlands Beletage - und eine Kultfigur, die sich der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Branche durchaus bewusst ist. "Er ist der Trainer in der Bundesliga, der am längsten in seinem Verein arbeitet. Christian zeigt Leidenschaft und führt die Mannschaft. Er ist ein großes Vorbild für viele Trainer in der Bundesliga, auch für mich", stimmte Schreuder eine Hymne auf Streich an.

Wie dem auch sei: Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) treffen Schreuders Schützlinge in der Sinsheimer Arena auf das Freiburger Streich-Orchester, das mit einem 3:0 gegen Mainz 05 sowie einer wechselvollen Bilanz gegen die Aufsteiger SC Paderborn (3:1) und 1. FC Köln (1:2) in die Spielzeit gestartet ist. Und bei dem der Ex-Hoffenheimer Vincenzo Grifo das Geschehen von der Zuschauertribüne aus verfolgen wird, nachdem eine Vertragsklausel Grifos Einsatz im ersten Spiel nach seinem kurzfristigen Wechsel von der TSG zum Sportclub verhindert. Schreuder räumte eine "besondere Situation" im Casus Grifo ein, wollte aber partout kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Der TSG-Trainer betont sachlich: "Es war der Wunsch des Spielers zu wechseln. Wir wollten ihn behalten. Die Vereine haben miteinander gesprochen, davor muss man dann Respekt haben."

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Hoffenheims Pressesprecher Holger Kliem stellte über den Last-Minute-Transfer, der sieben Millionen Euro in die 1899-Kasse spülte, ergänzend klar: "Intern hatte der Transfer überhaupt keine Brisanz. Das Vertrauensverhältnis zwischen Hoffenheim und Freiburg geht weit über das normale Bundesliga-Maß hinaus."

Personell sieht es bei den Hausherren so aus, dass sich Rekordeinkauf Diadie Samassékou in der Länderspielpause beim Testspiel von Mali gegen Saudi-Arabien (1:1) einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog. "Das ist schwierig für ihn und für uns", bewertete Schreuder den jüngsten Ausfall. Das ist die schlechte Nachricht, dafür gibt es mehrere gute Neuigkeiten. Vize-Kapitän Benjamin Hübner (Nackenprobleme) dürfte in die Startelf zurückkehren, Ishak Belfodil kommt immer besser in Fahrt und der erkältete Mosbacher Dennis Geiger ist wieder voll einsatzfähig. Der "Doc" hat inzwischen grünes Licht gegeben.

Schreuder strahlte wegen der bisherigen Startbilanz (vier Punkte) seines neuen Teams Zufriedenheit aus. "Die Disziplin und Mentalität der Mannschaft gefallen mir sehr gut, im Spiel mit Ball haben wir hingegen noch viel Luft nach oben", konstatierte der Niederländer.

Er weiß haargenau: Am Sonntag gegen den Breisgauklub benötigen Kevin Vogt und Co. eine tadellose Einstellung, aber auch eine spielerisch saubere Leistung. "Ich erwarte ein enges, intensives Spiel", blickt Schreuder dem badischen Derby entgegen. Dass Seitenlinien-Irrwisch Streich noch mehr "ausflippen" wird, hat mit dem Ergebnis nur bedingt etwas zu tun.

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