1899 Hoffenheim

Einer, der sich nie versteckt

Der gebürtige Mosbacher Dennis Geiger gilt als die TSG-Entdeckung dieser Saison - Nagelsmann: "Herausragende Fähigkeiten"

17.01.2018 UPDATE: 21.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

Starke Präsenz: "Hoffes" Dennis Geiger, hier gegen Corentin Tolisso vom FC Bayern. Foto: APF

Von Tobias Schächter

Zuzenhausen. "Emre Can", sagt Dennis Geiger ohne zu zögern - ganz so, als sei die 2:4-Niederlage der TSG Hoffenheim beim FC Liverpool in der Champions-League-Qualifikation nicht schon fünf Monate her, sondern erst fünf Stunden. "Nein", sagt der 19 Jahre junge Mittelfeldspieler: "Gegen einen Besseren als Can habe ich bisher noch nicht gespielt - der hat alles."

Der Auftritt der TSG an der Anfield Road war auch für den jungen Dennis Geiger ein ganz besonderer. Zum zweiten Mal durfte er nach seinem Einsatz zum Bundesligastart gegen Bremen (1:0) von Beginn an ran - und dann gleich in der Champions League, in einem der berühmtesten Stadien der Welt.

Doch so beeindruckt Geiger von der Atmosphäre und dem Auftritt seines Gegenspielers Emre Can auch heute noch ist: Der nur 1,72 Meter große und 65 Kilogramm leichte Techniker war an diesem Abend einer der besten im TSG-Trikot. Und was sich im Norden Englands andeutete, bestätigte sich in dieser Bundesliga-Vorrunde.

Dieser Dennis Geiger weiß sich zu wehren - und Fußballspielen kann er eh. Das bewies der gebürtige Mosbacher, der im Alter von elf Jahren vom SV Alemannia Sattelbach zur TSG wechselte, in 20 Pflichtspielen für die Profis in Liga, DFB-Pokal, Champions- und Europa League.

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Anfang des Jahres verlängerte der Klub den Vertrag mit dem Begabten bis Ende Juni 2022. Die Klubverantwortlichen trauen Geiger eine ähnliche Entwicklung zu, wie sie einst Niklas Süle genommen hat. Süle war der erste A-Nationalspieler, der in der TSG-Nachwuchsakademie ausgebildet wurde. Vergangenen Sommer wechselte der Innenverteidiger zum FC Bayern München und brachte dem Klub 20 Millionen Euro an Ablösesumme.

Nun sagt Sportchef Alexander Rosen: "Die Personalie Geiger hatte für uns Priorität." Und Profi-Trainer Julian Nagelsmann, der Geiger schon im Jugendbereich trainiert hat, schwärmt: "Dass Dennis herausragende Fähigkeiten hat, war schon früh zu erkennen. Wichtig war, dass er seine ersten Schritte im Profifußball körperlich und mental optimal vorbereitet gehen konnte."

Seinen Vertrag habe er verlängert, weil sich der Verein sehr um ihn bemüht habe, erklärt Geiger: "Hier habe ich alles, was ich brauche, um mich weiterzuentwickeln."

Mittlerweile wohnt er wieder im Elternhaus in Robern, im Rhein-Neckar-Kreis, mit Mutter, Schwester und Vater, auch die Freundin wohnt in der Nähe. Sein Vater, Vorsitzender der Fußballer in Sattelbach, trainierte Dennis in der Jugend und ist noch heute dessen schärfster Kritiker.

Der wendige, ballsichere und strategisch denkende Profi spielte in der Jugend eigentlich auf der Zehnerposition. Bei den Profis kommt er aber hauptsächlich auf der Sechserposition zum Zuge. Die Umstellung sei nicht so schwer gewesen, erzählt Geiger, schon in der Jugend habe er ab und an auf der Sechs agiert.

Auffällig war von der ersten Profiminute an, dass da ein Spieler am Werk ist, der sich nie versteckt, immer den Ball fordert und auch ganz schön giftig im Zweikampf ist - egal, gegen wen es geht. "Ich versuche mein Spiel durchzubringen", sagt er.

"Ich habe mich körperlich weiterentwickelt und keine Probleme, das Spieltempo mitzugehen. In der Jugend war es nicht unbedingt meine Stärke, so viel zu laufen, aber in dem Bereich habe ich viel aufgeholt", so Geiger. Vor allem das Training bei den Profis habe ihn vorangebracht.

Auch von Sebastian Rudy habe er im Training viel gelernt, bevor dieser im Sommer mit Süle zum FC Bayern wechselte. Geiger spielte sich auch in den Fokus von U 21-Trainer Stefan Kuntz, eine Nominierung kam nach Rücksprache mit den TSG-Verantwortlichen aber aus Belastungsgründen nicht zustande. In der Rückrunde sei eines seiner Ziele, in der U 21 zu debütieren, sagt Geiger.

Dass Nationalspieler Sami Khedira von Juventus Turin ihn jüngst in einem Interview für Sky Italia ausdrücklich lobte, findet er zwar "schön". Aber Geiger sagt auch: Wenn er Spieler wie Sergio Busquets, den Sechser des FC Barcelona, spielen sehe, dann sehe er noch "meilenweite Unterschiede". Geiger, dessen Vorbild Andrés Iniesta ist, gibt zu: "Ich gehe manchmal schon noch etwas ungeschickt in die Zweikämpfe."

Außerdem wolle er mehr Torgefahr ausstrahlen und auch öfter den letzten Pass spielen. In 20 Pflichtspielen gelangen ihm nur zwei Tore, keine Torvorlage. Neun gelbe Karten sind aber tatsächlich ein paar zu viel.

"Die Sechs ist die Position, auf der ich mich in Zukunft sehe", sagt er selbstbewusst - den Gesprächspartner und seine Ziele immer fest im Blick.

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