1899 Hoffenheim

Auf der Suche nach der Balance

"Hoffes" 2:5-Niederlage beim FC Bayern hat Spuren hinterlassen - Hansi Flick: "Wir sind gerade alle nicht so begeistert"

29.01.2018 UPDATE: 30.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Schreck lass nach: Hoffenheims Steven Zuber (v.o.), Torhüter Oliver Baumann und Benjamin Hübner blicken entsetzt dem Kopfball von Arturo Vidal zum 4:2 hinterher. Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

München/Zuzenhausen. Die Mängelliste ist in den letzten Wochen größer geworden. Das ist nach dem Abstecher der TSG 1899 Hoffenheim in die Isarmetropole nicht mehr wegzudiskutieren. Hansi Flick (52), Geschäftsführer Sport bei den Kraichgauern, übte sich bislang eher in vornehmer Zurückhaltung, was die öffentliche Bewertung der Leistungen anbetrifft. Nach dem ernüchternden 2:5 (2:2) der Blauen bei den Roten des FC Bayern blieb der Bammentaler bei den Medienvertretern stehen. Nicht panisch, aber grüblerisch wirkte der Mann, der einst selbst bei den Bayern (1985 - 1990) gekickt und in dieser Phase auch Jupp Heynckes als Trainer live erlebt hatte.

Flick besuchte am späten Samstagnachmittag auch die Heynckes-Kabine. Sie kennen sich seit langem, sie schätzen sich gegenseitig, sie duzen sich, der Hansi und der Jupp. "Er sagte, gut gespielt. Doch wir haben 2:5 verloren, da dürfen wir nicht zufrieden sein", berichtete Flick über das Treffen im Stadionbauch.

Der Dorfverein steckt momentan in einem Dilemma. Die TSG will die Vorjahresleistung bestätigen und in der Rückrunde mit erhöhter Drehzahl zu Werke gehen, doch der Motor stottert, ja es ist sogar Sand ins Getriebe gekommen. "Wir sind gerade alle nicht so begeistert", räumte Flick in der Allianz Arena ein, "du musst auch dagegen fighten. Tore zu verhindern, ist letztendlich Sache aller Mannschaftsteile."

Zwei billige Standardtore durch Boateng (25.) zum 2:2 und Vidal (66.) zum 2:4 waren des Guten zuviel. "Das regt mich am meisten auf", zürnte Mittelfeldakteur Florian Grillitsch, "wir müssen da besser verteidigen. Das ist nur Einstellungssache."

Hoffenheim jedenfalls bäumte sich nicht adäquat gegen die Niederlage auf, sondern brach mehr und mehr in sich zusammen, angefangen von den Spitzen Mark Uth und Serge Gnabry, über Mittelfeld und Abwehr bis hin zu Torhüter Oliver Baumann. Der sonstige Rückhalt musste allein in den drei Rückrundenspielen zehn Mal hinter sich greifen - in München erreichte auch ihn die allgemeine Hektik und Nervosität des Teams. "Gefühlt haben wir schon ewig keine Punkte mehr geholt", grummelte Baumann, "gefühlt fehlt uns außerdem noch mehr Kampf. Wir müssen jetzt als Truppe zusammenbleiben und wieder einen Tick mehr Mentalität auf den Platz bringen." Dies wird dringend nötig sein. Denn die nackten Zahlen sagen alles: 13 Punkte aus den zurückliegenden 14 Ligaspielen entsprechen der Zwischenbilanz eines Abstiegskandidaten. Noch drastischer drückt es die Rückrundentabelle aus: Platz 18, hinter Hamburg, Bremen und Hertha.

Dass es Hoffenheim besser machen kann, ist unstrittig. Sie haben dies zuletzt auch gegen Bayer Leverkusen und beim FC-Starensemble angedeutet, doch beide Male auf unterschiedliche Weise kein Kapital daraus geschlagen. Die Leiden des jungen N. an der Seitenlinie nehmen zu - TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann ging das heftig-deftige 2:5 unter die Haut. "Das nagt und nervt sehr", so der 30-Jährige über seinen Gefühlshaushalt sowie die folgenschweren Versäumnisse der Mannschaft.

"Keine Abwanderungswelle"

Am Matchplan der "Nagelsmänner" liege es nicht, gegen Bayern und Bayer sei es schwer, Paroli zu bieten, konstatierte Flick und fügte hinzu: "Aber wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen, und jetzt gegen Berlin und Mainz was mitnehmen." Am Samstag (15.30 Uhr) und die Woche drauf zu Hause gegen Mainz 05 steht die TSG unter Druck, um ein weiteres Abrutschen zu vermeiden und - endlich - die Negativspirale zu beenden.

Energisch widersprach Nagelsmann Einschätzungen, die Malaise könne womöglich mit den permanenten Wechselgerüchten um TSG-Protagonisten zusammenhängen. "Wir haben keine Abwanderungswelle. Bis jetzt ist es Mark Uth, der weggeht. Serge Gnabry gehört uns nicht. Wenn das eine Welle ist, wird es eng mit dem Surfen", so Nagelsmanns Konter.

Dennoch: Hoffenheim sucht allerspätestens mit der schmerzlichen Episode in München die innere Balance ...

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