TSG Hoffenheim

Nach den Bullen sollen die Fohlen gezähmt werden

Die TSG Hoffenheim hat in Leipzig das Glück des Tüchtigen. Gegen Gladbach soll auch offensiv wieder etwas gehen.

18.04.2021 UPDATE: 19.04.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Sebastian Hoeneß (r.) und Julian Nagelsmann.

Von Achim Wittich

Leipzig/Heidelberg. Fünf Minuten Nachspielzeit waren am Freitag gegen 22.30 Uhr in Leipzig an der Seitenlinie angezeigt worden und bereits die sechste Minute der Zusatzschicht war angebrochen, als Sebastian Hoeneß nach eigener Aussage "das Herz tief in die Hose" rutschte. Mit einer guten Defensivstrategie und leidenschaftlichem Kampf hatte die TSG Hoffenheim gegen einen allerdings behäbig agierenden Bayern-Jäger ein torloses Remis gehalten, als Yussuf Poulsen nach der fünften und letzten Ecke des Spiels hoch stieg und per Kopf den Ball ins Tor der Kraichgauer bugsierte. Leipziger Titelträume blühten plötzlich weiter – und "Hoffes" Abstiegssorgen schienen größer zu werden.

Doch Hoeneß hatte Glück. Sein Herz begab sich zwei Minuten später wieder an die richtige Position. Poulsen hatte bei seiner vermeintlich spielentscheidenden Aktion ein bisschen geschummelt. Die Kölner Kellerkinder waren noch hellwach und informierten Deutschlands besten Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin). Der sah es sich am Monitor ganz genau an und verweigerte dann den Sachsen aus gegebenem Anlass den Treffer. Ein Hoffenheimer Königreich für den umstrittenen Videobeweis.

Natürlich war der Punktgewinn – erst recht durch den Höhepunkt kurz vorm Ende – schmeichelhaft für den Dorfklub. In einer intensiven, aber wenig anschaulichen Begegnung dürfen wir an dieser Stelle der TSG allerdings das Glück des Tüchtigen bescheinigen. In erster Linie müssen sich zudem die Kicker von RB-Trainer Julian Nagelsmann an die eigene Nase fassen. Wer gegen die tags darauf in Wolfsburg spielenden Bayern vorlegen möchte, der muss ein anderes Auftreten an den Abend legen. "Es war nicht unser bestes Spiel", befand Nagelsmann und beschrieb die enttäuschende Leistung seiner Mannschaft damit noch sehr zurückhaltend.

Spätes Glück für „Hoffe“: Leipzigs Yussuf Poulsen (2.v.l.) köpft den Ball ins TSG-Tor, doch er hatte dabei seine Hand im Spiel. Fotos: APF

Hoeneß konnte das wurscht sein. Mit seinem Team befindet er sich zwar fünf Spieltage vor dem Saisonende immer noch nicht am rettenden Ufer, doch es erscheint kaum vorstellbar, dass 1899 tatsächlich noch auf den Relegationsplatz abrutschen könnte. Deshalb brachte es auch Christoph Baumgartner auf den Punkt: "In unserer aktuellen Situation ist ein Punktgewinn bei RB Leipzig ein Erfolg."

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Nach den zwei Nullnummern gegen Leverkusen und den Dosenklub gilt es jetzt, am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen die spielstarke und wieder im Aufwind befindliche Gladbacher Borussia erneut einen unüberwindbaren Defensivriegel aufzubauen – und möglichst selbst auch wieder Torchancen zu kreieren. Es kann trotz der bekanntermaßen ungünstigen Begleitumstände in der Corona-Saison 20/21 nicht der Anspruch von 1899 sein, sich fast ohne eigene kreative Ansätze durch die Bundesliga zu mogeln.

"Wir hatten in dieser Saison häufig Pech, da tut uns so eine Situation auch mal gut", sagte Hoeneß mit Blick auf den dramatischen Schlussakt. Dem gebürtigen Münchner ist diesbezüglich nicht zu widersprechen. Gegen Gladbach, Schalke und die Hertha im eigenen Stadion sowie in Freiburg und Bielefeld sollte er es bis zum 22. Mai mit seinen Schützlingen schaffen, eine turbulente Spielzeit gesichert abzuschließen.

Viele Fragen aber bleiben nach dem Hoeneß-Premierenjahr bei "Hoffe".

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