TSG Hoffenheim gegen Borussia Dortmund

Geglänzt und gepatzt

Die TSG kann sich beim 2:2 in Dortmund nicht für den besten Auftritt des Jahres belohnen. Bebou und Rudy waren dabei die tragischen Helden.

14.02.2021 UPDATE: 14.02.2021 21:15 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Lust und Frust: Hoffenheims Munas Dabbur (10) schiebt den Ball an BVB-Keeper Marvin Hitz zum zwischenzeitlichen 1:1 vorbei ins Tor. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Dortmund. 45 Minuten waren gespielt, als Kevin Vogt niederkniete. Vor Diadie Samassékou, seinem Mitspieler. Um ihm die Schuhe zu binden. Ob der Hoffenheimer Ex-Kapitän besonders gut Schleifchen macht? Oder der Mann aus Mali bei frostigen Minusgraden die Handschuhe nicht ausziehen wollte, um selbst Hand anzulegen? Sei’s drum.

Die schönere Lesart: Beim 2:2 (1:1) der TSG in Dortmund war ein Hoffenheimer für den anderen da. Alle zogen an einem Strang – oder zur Not eben am Schnürsenkel des Kollegen.

Andrej Kramaric. Foto: APF

Einer der Helden der Hoffenheimer Vergangenheit, Sejad Salihovic, hatte im RNZ-Gespräch in dieser Woche genau diesbezüglich Luft nach oben ausgemacht. Nun durfte Sportdirektor Alexander Rosen Entwarnung geben und zu Recht bilanzieren: "Wir haben ein richtig gutes Auswärtsspiel gezeigt und hatten genügend Chancen, um die Partie zu gewinnen."

In der Tat kann man den Kraichgauern nach dem Remis eigentlich nur vorwerfen, dass es für den wohl besten Auftritt des Jahres nur einen Zähler gab. Oder, wie es Florian Grillitsch formulierte: "Für uns sind es heute eher zwei verlorene Punkte als ein gewonnener." Ihlas Bebou ergänzte: "Wir haben gespürt, dass hier mehr möglich war, das ärgert uns sehr."

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Hintergrund

Verhinderter BVB-Schreck

Die Duplizität der Ereignisse verhieß nichts Gutes. Rückblick: Beim vormaligen Gastspiel der Hoffenheimer in Dortmund nahm ein Fußball-Märchen seinen Lauf. Andrej Kramaric traf beim 4:0 gleich vierfach und schoss die

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Verhinderter BVB-Schreck

Die Duplizität der Ereignisse verhieß nichts Gutes. Rückblick: Beim vormaligen Gastspiel der Hoffenheimer in Dortmund nahm ein Fußball-Märchen seinen Lauf. Andrej Kramaric traf beim 4:0 gleich vierfach und schoss die TSG in die Europa League. Seine Gala-Form rettete er über die kurze Sommerpause, traf in den ersten fünf Pflichtspielen der neuen Runde achtmal und war ligaweit d a s Thema vor dem Hinspiel gegen den BVB.

Dann kam Corona. Kramaric musste kurzfristig passen, erkrankte, fiel wochenlang aus. Und irgendwie geriet ganz "Hoffe" aus der Spur. Nun schien der Kroate mit fünf Treffern und einer Vorlage in den vergangenen vier Spielen pünktlich zur Rückkehr an den Ort seines Viererpacks wieder in Form – und fiel erneut aus: Knöchelprobleme. Der 29-Jährige war im Training umgeknickt. Über die Schwere der Verletzung konnte die TSG auf RNZ-Nachfrage am Sonntag noch keine Angabe machen. Das Hinspiel ging ohne BVB-Schreck Kramaric 0:1 verloren. Diesmal hätte 1899 einen Sieg verdient gehabt. Bleibt zu hoffen, dass Kramaric nicht allzu lange ausfällt, seine Torlaune beibehält – und die TSG endlich wieder dauerhaft in die Spur findet. nb

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Und ihn selbst wohl am meisten.

Der 26-jährige Flügelflitzer aus Togo gab über weite Strecken erneut eine starke Vorstellung, trug sich sogar in die Torschützenliste des Nachmittags ein, als BVB-Keeper Hitz eine Flanke aus kurzer Distanz an Bebous Kopf faustete (51. Minute). Und doch avancierte er zum tragischen Helden. Gleich dreimal scheiterte Bebou im Eins-gegen-eins-Duell mit Hitz (18., 24., 76.) – und versprach den Fans noch am Abend via Instagram Besserung: "#GanzeWocheAbschlusstraining".

"Die Chance zum 3:1 wäre wohl die Entscheidung gewesen", haderte Hoeneß vor allem mit der dritten vergebenen Hundertprozentigen Bebous. Unterm Strich durfte er seiner Elf aber ein gutes Zeugnis ausstellen. Nach der Führung der Gastgeber durch Sancho (24.) fand "Hoffe" schnell zurück. Dabbur "streichelte" den Ball an Hitz vorbei ins Tor (31.). Und auch nach Bebous Führungstreffer konnte von einem schwarz-gelben Sturmlauf keine Rede sein. "Dortmund hat zwar alles nach vorne geworfen", so Hoeneß, "aber ich habe nicht viele Torchancen gesehen."

Umso ärgerlicher, dass es einmal mehr ein individueller Patzer war, der 1899 um den Lohn der harten Arbeit brachte. Nach einem Zweikampf war Munas Dabbur mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen geblieben. Seine Teamkollegen verpassten es aber im eigenen Ballbesitz, die Kugel ins Aus zu befördern und die Partie zu unterbrechen. Stattdessen spielte ausgerechnet Sebastian Rudy, der nicht nur aufgrund seiner zwei Torvorlagen vielleicht sein bestes Saisonspiel ablieferte, einen katastrophalen Rückpass in die Füße von Erling Haaland. Der Norweger ließ sich nicht zweimal bitten, schob zum aus Borussen-Sicht eher schmeichelhaften 2:2-Endstand ein – und sah sich danach wütenden Protesten der Hoffenheimer ausgesetzt (81.).

Nach dem 2:2-Ausgleich von Dortmunds Erling Haaland wird TSG-Verteidiger Stefan Posch zum „Alpenvulkan“ und will dem Norweger die Leviten lesen. Foto: APF

Allen voran Innenverteidiger Stefan Posch wurde zum "Alpenvulkan". Der Österreicher wollte dem Norweger die Leviten lesen, weil dieser keine Rücksicht auf den verletzten Dabbur genommen hatte. "Poschi" lag mit seiner Einschätzung, freilich der Emotionen auf dem Feld geschuldet, kräftig daneben. Die Situation sei zweifelsohne bitter gewesen, räumte Rosen hinterher ein. "Wir haben davor aber selbst weitergespielt. Da müssen wir cleverer sein und können dem Gegner keinen Vorwurf machen."

Apropos clever: Alles andere als geschickt hatte sich im ersten Durchgang Kevin Vogt angestellt, als er Haaland im Sprintduell in bester Ringermanier von hinten umklammerte und zu Boden riss. Diesmal waren es die Dortmunder, deren Gemüter in Wallung gerieten. Warum Schiedsrichter Bastian Dankert (Schwerin) Vogts Einsteigen nicht ahndete, blieb rätselhaft. Besonders bitter aus BVB-Sicht: Auch der "Kölner Keller" griff nicht ein, weil sich die Szene abseits des Balles und knapp außerhalb des Strafraums abgespielt hatte. Dass nur wenige Sekunden später Dabbur zum 1:1 traf, trug naturgemäß nicht zur Dortmunder Beruhigung bei.

So war’s am Ende eine Partie mit vier Toren, zwei Aufregern, und jeweils einem Punkt – der keinem wirklich hilft.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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