Belastungsprobe glänzend bestanden
Die TSG geriet gegen Gladbach zur Halbzeit arg unter Druck, konnte das Spiel aber danach innerhalb von 17 Minuten komplett drehen.
Von Achim Wittich
Sinsheim. Der Mittwoch war erfreulicherweise einer der schönen April-Tage, doch am späteren Abend zogen für die TSG Hoffenheim dunkle Wolken auf. Trotz einer guten Leistung lag die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß zur Halbzeit mit 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach zurück. Da bereits am Dienstag sowohl die Kölner als auch die Bielefelder gewonnen hatten und parallel auch Mainz in Bremen führte (und später auch gewann), war "Hoffe" mittendrin im Abstiegskampf.
Doch mit einem furiosen zweiten Abschnitt sorgten die Kraichgauer dafür, dass beim Abpfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) die Wolken vertrieben waren und der Himmel voller Geigen hing. Zweimal Andrej Kramaric und zwischendurch Ihlas Bebou zeichneten dafür verantwortlich, dass die TSG gerade einmal 17 Minuten brauchte, um das Spiel zu drehen. Der 3:2-Erfolg hat zwar nicht alle theoretischen Abstiegsszenarien beendet, aber es ist schwer vorstellbar, dass 1899 noch in größere Gefahr gerät. Auch wenn am Samstag (15.30 Uhr) beim SC Freiburg eine heikle Aufgabe wartet: Danach sollte der Dorfklub gegen die bereits abgestiegenen Schalker gewinnen – und in den Spielen während der am Donnerstag von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ab dem 12. Mai beschlossenen Quarantäne für alle 36 Klubs der Bundesliga und 2. Liga gegen die Arminia und die Berliner punkten.
"Das war enorm wichtig, das war brutal. Die anderen haben alle gewonnen und es ist schon so, dass wir nach unten schauen müssen und auch darauf, wie die anderen spielen", sagte TSG-Torhüter Oliver Baumann nach dem erfolgreichen Kraftakt gegen enttäuschende Borussen, die selbst erstaunt waren über ihren Zwei-Tore-Vorsprung zur Halbzeit. "Klar, wir gehen 2:0 in Führung. Aber da wusste schon niemand so richtig, wieso und weshalb. Der Trainer hat in der Pause gesagt, dass es eigentlich eine katastrophale Leistung war", gab Baumann-Kollege Tobias Sippel einen Einblick ins Kabinen-Innenleben der Gäste.
TV-Experte Didi Hamann weiß, warum es beim Klub vom Niederrhein nicht mehr richtig läuft: "Seit der Trainer den Abgang verkündet hat, fehlt ihnen dieses letzte Bisschen, diese Gier, dieser Hunger. Es sind jetzt elf Spiele, von denen sie drei gewonnen haben. Seitdem er bekannt gegeben hat, dass er geht, geht es bergab. Irgendwas ist ihnen verloren gegangen", analysierte er richtig. Roses Abgang nach Dortmund und vor allem die Begleitumstände dabei haben ihm seine Spieler irgendwie nicht verziehen.
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Das allerdings juckte die Hoffenheimer herzlich wenig, sie feierten ihre tolle Aufholjagd überschwänglich und Hoeneß war angefasst. "Der Sieg heute war sehr emotional. Ich bin sehr stolz auf die Jungs." Der Befreiungsschlag hätte für ihn zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.
Das Schlusswort soll noch einmal Oliver Baumann erhalten: "Wir hoffen, dass wir demnächst rechnerisch durch sind", gab er die Marschroute für das "Ländle"-Derby aus. Klappt es dort erneut, könnten die TSG-Bosse schon einmal mit der intensiven Aufarbeitung einer schwierigen Saison beginnen und sich dabei unter anderem die Frage stellen: Warum nicht immer so wie gegen die Fohlen?