TSG 1899 Hoffenheim

Zwischen Vorsicht und Vorfreude

Europa League: Hoffenheim reist mit gemischten Gefühlen nach Liberec, wo der vorzeitige Einzug in die K.o.-Phase gelingen soll

25.11.2020 UPDATE: 26.11.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Müssen den Spagat zwischen internationaler Kür und nationaler Pflicht meistern: Sebastian Hoeneß (r.) und Andrej Kramaric. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Die Dienstreise wird zum Kurztrip: So wenig wie möglich will sich die TSG Hoffenheim im von Corona arg gebeutelten Tschechien aufhalten, wo sie an diesem Donnerstagabend (18.55 Uhr/DAZN) auf Slovan Liberec trifft. Er selbst, aber vor allem auch die Spieler seien "mit Blick auf die vielen anstehenden Reisen ganz dankbar, nicht noch eine Übernachtung mehr in einem fremden Bett zu haben", erklärte Trainer Sebastian Hoeneß im Rahmen der virtuellen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag, die er noch im Trainingszentrum in Zuzenhausen abhielt.

Der für eine Europapokal-Begegnung ungewöhnliche Ablaufplan sieht zu Beginn am Donnerstagmorgen einen Charterflug von Mannheim nach Bautzen vor. In der sächsischen Stadt an der Spree bezieht der TSG-Tross ein Tageshotel, hält ein Mittagsschläfchen und eine letzte Besprechung ab, ehe es von dort mit dem Bus über die Grenze ins rund 75 Kilometer entfernte Stadion u Nisy in Liberec geht. Unmittelbar nach Spielende fliegt das Team wieder zurück in die Heimat.

Mit verschärften Schutzvorkehrungen also wollen die Hoffenheimer ihren vierten internationalen Aufritt in dieser Saison angehen. Schließlich ist der Kraichgau-Klub ein "gebranntes Kind": Vor drei Wochen, als man Liberec zum Hinspiel in Sinsheim empfangen hatte, waren die Tschechen mit einer Not-Elf angetreten. Gleich 15 Spielern fielen damals wegen einer Covid-19-Infektion aus. Hinterher häuften sich auch bei der TSG die positiven Testergebnisse. Ein Zusammenhang liegt zumindest nahe.

Wenngleich Alexander Rosen diesen nicht herstellen möchte. "Ich halte es für hochgefährlich, Spekulationen anzustellen oder mit dem Finger auf jemanden zu zeigen", sagte der Hoffenheimer Sportdirektor kürzlich im Aktuellen Sportstudio. Generell glaube er, dass "die Spiele in der Europa League bisher kein Treiber der Pandemie" gewesen seien.

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Dennoch: Bei "Hoffe" überlagert die Vorsicht die Vorfreude auf ein Europa-Pokal-Spiel, das ein historisches werden könnte. Schließlich steht die Hoeneß-Elf nach drei Spielen mit neun Punkten und 11:1 Toren besser da als jede andere Mannschaft in diesem Wettbewerb. Schon ein Remis gegen den Tabellensechsten der tschechischen Liga würde reichen, um erstmals in der Vereinsgeschichte die K.o.-Spiele auf internationalem Parkett zu erreichen. "Das wäre grundsätzlich sehr viel Wert", sagte Hoeneß, angesprochen aufs mögliche Weiterkommen. "Als erstes Team der Vereinsgeschichte die Gruppenphase zu überstehen, das hört sich einfach schon mal gut an", so der 38-Jährige: "Andererseits haben wir ja schon anfangs gesagt, dass wir uns dann eben auch einen großen Gegner holen wollen. Das hat einen großen Reiz." Zu viel wollte Hoeneß dann aber doch nicht über "ungelegte Eier" sprechen. Die Ausgangslage nach drei Partien sei super, "jetzt müssen wir aber auch den letzten Schritt noch gehen."

Personell hat sich die Lage bei seinen Schützlingen wieder entspannt. Lediglich der Armenier Sargis Adamyan befindet sich noch in häuslicher Isolation. Munas Dabbur, Sebastian Rudy und Robert Skov sind seit drei Tagen wieder im Training, Kevin Vogt, Ishak Belfodil und Jacob Bruun Larsen seit Mittwoch. Wer für einen Einsatz infrage kommt oder ob manch einer, etwa der so wichtige Andrej Kramaric, mit Blick auf das Bundesliga-Spiel am Sonntag in Mainz (18 Uhr) vielleicht sogar geschont wird, wollte der TSG-Trainer noch nicht verraten.

"Es geht um den Spagat, den wir in den vergangenen Wochen immer wieder hatten", erklärte er: Einerseits wolle man das Spiel gewinnen, andererseits für den Ligaalltag gewappnet sein. Dort sei der Frust nach dem Ausgleichstreffer in letzter Minute beim 3:3 gegen Stuttgart zuletzt groß gewesen, so Hoeneß. "Wenn dann aber wieder ein bisschen Ruhe einkehrt, ist es wichtig, das alles richtig einzuordnen. Wir stecken nun mal in einer besonderen Situation mit einer großen Herausforderung."

Die Reiseplanung nach Liberec ist dafür nur ein weiterer Beleg.

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