Hoffenheim gegen Leverkusen

Hoeneß hadert mit "verschenkter guter Phase" (Update/Fotogalerie)

Im Duell der beiden Europa-League-Teilnehmer zieht die TSG mit 4:1 den Kürzeren, Grillitsch und Posch erhielten Platzverweise.

13.12.2020 UPDATE: 13.12.2020 19:53 Uhr 3 Minuten, 42 Sekunden
Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. Foto: APF​

Leverkusen. (pami/dpa) Die TSG 1899 Hoffenheim hat den neuen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga nicht stoppen können und einen großen Schritt in Richtung internationale Ränge verpasst. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß verlor am Sonntagabend zum Abschluss des 11. Spieltags nach zwei eigenen Platzverweisen mit 1:4 (0:2) bei Bayer Leverkusen und ist damit seit September ohne Liga-Auswärtssieg. Die von Doppeltorschütze Leon Bailey angeführte Werkself hingegen steht eine Woche vor dem Fußball-Hit gegen den FC Bayern sogar vor dem Dauermeister aus München.

Bailey traf in einem phasenweise mitreißenden Duell der Europa-League-Gruppensieger mit einem Traumtor nach kreativer Ecken-Variante (4.) und als Ball-Dieb nach einem katastrophalen Rückpass von Hoffenheims Torjäger Andrej Kramaric (27.). Nach dem Anschlusstreffer durch Christoph Baumgartner (50.) sorgten U21-Nationalspieler Florian Wirtz (55.) und Lucas Alario (90.+1/Handelfmeter) für den Endstand. Hoffenheims Florian Grillitsch sah zunächst Gelb-Rot (65.), später erwischte es auch noch Stefan Posch (79.) mit der Ampelkarte.

Erstmals seit dem 12. September 2014 oder genau 2284 Tagen steht Bayer damit am Ende eines Spieltags auf Platz eins. Damals war es der dritte, zu einem späteren Zeitpunkt als jetzt stand Leverkusen zuletzt im Februar 2010 ganz oben. Mit dem späteren Weltmeister Toni Kroos im Mittelfeld und Jupp Heynckes als Trainer. Für die Hoffenheimer, die wie Leverkusen in der Europa League mit 16 Punkten den Gruppensieg geholt hatten, endete nach drei Spielen in Folge ohne Niederlage ein Aufwärtstrend. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß belegt nach elf Spieltagen Rang elf.

Bayers Sturm auf die Tabellenspitze hätte beinahe früh einen herben Dämpfer erhalten. Nach 14 Sekunden kam Grillitsch frei vor Bayer-Keeper Lukas Hradecky zum Kopfball. Im Gegensatz zum Montag gegen Augsburg, als er beim 3:1 seine ersten beiden Bundesliga-Tore nach 996 Tagen erzielt hatte, traf der Österreicher diesmal aber nicht. So ging eben Bayer früh in Führung, und das durch einen Geniestreich. Nach einer kurz ausgeführten Ecke mit Nadiem Amiri schlenzte Bailey den Ball fast von der rechten Außenlinie mit links unhaltbar ins lange Eck.

Beim Torjubel sprintete der Jamaikaner auf Co-Trainer Rob Maas zu. Der Ex-Profi von Arminia Bielefeld, Hertha BSC und dem MSV Duisburg ist seit Sommer Assistent seines niederländischen Landsmanns Peter Bosz in Leverkusen und in dieser Funktion für die Standards zuständig und hatte offenbar die Idee zu der Variante. Das Hupkonzert danach rund um die BayArena war aber keine Spontan-Aktion feiernder Bayer-Fans. Sondern einem lange geplanten Konvoi der Landwirte mit geschmückten Traktoren, der zur selben Zeit stattfand.

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Fortan suchten die beiden spielstarken Teams immer den Weg nach vorne, zahlreiche Chancen auf beiden Seiten waren die Folge. Das 2:0 resultierte aber aus einem Blackout von Kramaric. Bailey sprintete in dessen 70-Meter-Rückpass auf Torhüter Oliver Baumann und schob den Ball ein. Es war sein neuntes Tor in den letzten neun Pflichtspielen.

Baumgartners Schlenzer zum 1:2 machte das Spiel nochmal richtig offen. Zwei Minuten hätte wieder Baumgartner fast schon ausgeglichen, schoss aber aus sieben Metern daneben. Bayer bestrafte das und legte durch Wirtz nach schöner Ablage von Schick nach. Der eingewechselte Alario setzte in der Nachspielzeit den Schlusspunkt.

So spielte die TSG: Baumann, Sessegnon, Nordtveit, Vogt, Posch, Samassekou (86. Bogarde), Baumgartner (76. Gacinovic), Rudy (46. Skov), Grillitsch, Kramaric (76. Akpoguma), Bebou (59. Belfodil)

Update: Sonntag, 13. Dezember 2020, 22.00 Uhr


Die Stimmen zum Spiel:

Sebastian Hoeneß, Trainer TSG Hoffenheim: "Wir haben ein turbulentes Spiel gesehen. Florian Grillitsch hätte uns nach wenigen Sekunden in Führung bringen müssen. Der Rückstand resultierte aus einem überragenden Schuss von Leon Bailey. Das 0:2 war ein Geschenk von unserer Seite. Wir waren aber auch danach weiterhin mutig. Wir haben aus den Balleroberungen nicht klar genug gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir zwei sehr gute Möglichkeiten, um den Ausgleich zu erzielen, aber haben dann unsere gute Phase hergeschenkt. Der Schiedsrichter hat klar gesagt, dass er bei der Gelb-Roten-Karte gegen Florian Grillitsch falsch lag. Nach dem zweiten Platzverweis ging es nur noch darum, die Partie halbwegs unbeschadet zu überstehen."

Peter Bosz, Trainer Bayer Leverkusen: "Das 4:1 sieht sehr überzeugend aus, aber das war es nicht. Ich war auch nach der 2:0-Pausenführung nicht ruhig, weil wir gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt haben. Das blieb auch bis zum 3:1 so. Nach den Platzverweisen wurde es für uns einfacher. Es ist ein super Ergebnis für uns."

Christoph Baumgartner, Torschütze für die TSG: "Ich kann mich nicht wirklich über mein Tor freuen, ich hätte lieber gewonnen. Im Spiel habe ich die mögliche Elfmeter-Szene nicht wahrgenommen. Wenn ich mir die Bilder angucke, gibt es für mich aber keine zwei Meinungen. Das ist ein klarer Elfmeter. Die Gelb-Rote-Karte gegen Florian Grillitsch ist auch sehr hart. Ich muss kurz nach dem 1:2 den Ausgleich erzielen. Die Situation hat mich etwas überrascht, aber das muss das 2:2 sein. Dann hätten wir das Spiel noch drehen können. Es ist ein extrem bitterer Abend."

Oliver Baumann, TSG-Kapitän: "Es ist sehr bitter heute. Wir sind sehr gut reingekommen eigentlich und hatten direkt eine gute Chance. Danach war Leverkusen bei Kontersituationen sehr gefährlich. Das 0:2 war sehr ärgerlich. Der Pass ist etwas zu kurz für mich. Wir kommen in der zweiten Hälfte sehr gut raus und müssen sogar den Ausgleich erzielen. Danach hat die Partie ihren Lauf genommen"

Diadie Samassekou, Spieler der TSG: "Es war ein attraktives Spiel. Leider haben wir unsere Torchancen zu Beginn und beim Stand von 1:2 nicht genutzt. Die beiden Gegentore in der ersten Halbzeit haben uns früh zurückgeworfen. Wir können es besser und cleverer machen als heute. Wir hatten in der zweiten Halbzeit das Gefühl, dass wir das Spiel drehen könnten, haben gepresst und Chancen herausgespielt, aber dann hat Leverkusen wieder getroffen. Es war nicht einfach, die schnellen Konter des Gegners zu unterbinden. Nach den beiden Platzverweisen war das Spiel dann entschieden."

Ryan Sessegnon, TSG-Spieler: "Das erste Tor der Leverkusener war großartig, da konnten wir nicht viel gegen tun. Mit einem Fehler von uns kassieren wir das 0:2, das war unglücklich. Es war schwierig danach zurückzukommen. Dann waren wir aber mit unserem Anschlusstor wieder im Spiel. Am Ende war die Partie mit den beiden Gelb-Roten-Karten leider gelaufen."

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