Hoffenheim gegen Dortmund

Ein Lucky Punch und viel Tristesse

Ein angezähltes Hoffenheim unterliegt dem BVB mit 0:1 an einem Spieltag, der bereits gelaufen war, bevor er überhaupt begonnen hatte.

18.10.2020 UPDATE: 19.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Kevin Akpogumas (vorne) flehender Blick Richtung Linienrichter hilft auch nicht mehr: Die Abseitsfahne bleibt unten, Marco Reus (rechts) schiebt ungehindert zum 1:0 für Dortmund ein. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Die junge Dame im gelben Mantel hatte offensichtlich ein blaues Herz. Eine Mischung aus Frust und Enttäuschung schwang jedenfalls in ihrer Stimme mit, als sie am frühen Samstagnachmittag das Stadion verließ: "Es hätte so schön sein können."

Ob die Hoffenheim Anhängerin mit dem farblich nicht ganz zu Ende gedachten Outfit damit lediglich die 0:1 (0:0)-Niederlage ihrer TSG gegen Schwarz-Gelb, Borussia Dortmund, gemeint hatte, ist nicht bekannt. Ihre Feststellung passte aber auch wunderbar zu den Begleitumständen des vierten Spieltags, der für Hoffenheim eigentlich schon gelaufen war, bevor er begonnen hatte.

Das trübte die Freude von Hoffenheims Rekordspieler Sebastian Rudy über seine Rückkehr. Foto: APF

Klar, dass die einen Tag zuvor bekannt gewordenen Corona-Infektionen von Andrej Kramaric und Kasim Adams sowie die Quarantäne von Pavel Kaderabek (die RNZ berichtete exklusiv) die 90 Minuten auf dem Rasen überlagerten. Jeweils zehn Tage müssen Verteidiger Adams und Sturmführer Kramaric, die glücklicherweise weitestgehend symptomfrei sein sollen, isoliert bleiben. Kaderabek sogar zwei Wochen. Das Trio wird also auch am Donnerstag zum Europa-Lague-Auftakt gegen Roter Stern Belgrad (21 Uhr/Nitro und DAZN) sowie im Auswärtsspiel am Sonntag in Bremen fehlen.

Wie schwer vor allem der Ausfall von Kramaric wiegt, wusste eigentlich ohnehin jeder. Das Duell gegen den vermeintlichen Lieblingsgegner Dortmund unterstrich es dennoch eindrucksvoll. "Man hat gesehen, dass ihnen Spieler fehlten, da sie nicht so torgefährlich waren wie in den vergangenen Spielen", hatte Marco Reus fast schon ein bisschen Mitleid mit den Hausherren. Der Dortmunder Kapitän erzielt mit seinem ersten Treffer seit Februar das Tor des Tages (76. Minute).

Doch auch Reus war von den 6030 Zuschauern in Sinsheim – die größte Kulisse des Wochenendes – nur etwa eine halbe Stunde zu bestaunen. Aufgrund der großen Strapazen, die vor allem alle Nationalspieler durchleben mussten, wirbelten sowohl Lucien Favre als auch Sebastian Hoeneß ihre Mannschaften kräftig durcheinander. Die TSG-Stammkräfte Munas Dabbur, Florian Grillitsch und Christoph Baumgartner blieben bei "Hoffe" zunächst draußen. Wie Reus wurde auch Erling Haaland beim BVB nur eingewechselt (64.). Das Offensivduo brachte aber am Ende den Erfolg.

Die Fans durften ins Sinsheim derweil noch mal ins Stadion, mussten aber Maske tragen. Foto: APF

Zusammengefasst: Die Unterschiedsspieler der Dortmunder saßen auf der Bank, die der Hoffenheimer in Quarantäne.

Von einem Schock wollte "Hoffe"-Coach Hoeneß zwar nicht sprechen, als er nach seiner Gefühlslage zum Kramaric-Ausfall befragt wurde. "Aber grundsätzlich ist Andrej für uns ein enorm wichtiger Spieler." Der Auffassung des Trainers, er habe ein "Unentschieden-Spiel" gesehen, ist dagegen nur bedingt zu folgen. Zwar stand in Halbzeit eins die Defensive, in der Rückkehrer Sebastian Rudy die rechte Außenbahn von Kaderabek übernahm und auf der linken Seite mit Robert Skov der beste Hoffenheimer spielte, gut. Im Spiel nach vorne blieb 1899 aber bis auf wenige Ausnahmen harmlos. Und ab der 60. Minute erspielten sich die Borussen Großchancen beinahe im Minutentakt.

Der Funke jedenfalls wollte nicht so recht überspringen. Weder vom Rasen auf die Ränge, noch in die andere Richtung. Dass der Kumpel, der die Partie am TV verfolgt hatte (zugegeben vom drei Monate alten Töchterlein Lina etwas abgelenkt), am Abend fest davon überzeugt war, er hätte bei einem Geisterspiel zugeschaut, spricht Bände. Kein Vergleich war’s zum 4:1-Coup im Heimspiel zuvor gegen Bayern München. Sicherlich nicht nur, weil diesmal auf der Tribüne die Masken aufbehalten werden mussten.

Die Sorgen um die positiv getesteten Profis im Hinterkopf, zahlreiche Topstars auf der Bank und zwei Teams, die sich duellierten wie zwei angezählte Boxer, von denen die schwarz-gelbe Ecke den Lucky-Punch setzen konnte. " Es hat sich relativ früh herausgestellt, dass derjenige, der den ersten Treffer erzielen wird, auch dieses Spiel gewinnt", analysierte Marco Reus. Alles in allem aber war’s ein trister, wolkenverhangener Nachmittag in allen Belangen.

Und doch hatte Christoph Baumgartner am Ende zwei Chancen, um "Hoffe" jubeln zu lassen. Sein Rechtsschuss landete in den Armen von BVB-Ersatzkeeper Marwin Hitz (82.), sein Kopfball in der Nachspielzeit segelte knapp am Kasten vorbei.

Es hätte so schön sein können.

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